Volleyball:Impuls aus der Mitte

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Gute Laune: Ein Männerabend im April hat Dachaus Team um Sebastian Wenninger vorangebracht. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zweitligist ASV Dachau zeigt auch beim 3:2 in Schwaig seinen neuen Biss

Von Sebastian Winter, Dachau

Vor einem halben Jahr haben sich Dachaus Zweitligavolleyballer nach dem Abschlusstraining zusammengesetzt, es war der Abend des 15. April. Vier Tage zuvor hatten sie die Saison als Tabellenachter beendet, 20 Punkte hinter Meister Fellbach. Das war eine Enttäuschung für Dachau, diesen traditionsreichen Klub, der in den neunziger Jahren deutscher Meister, Pokalsieger und Champions-League-Finalist war. Wenn schon nicht mehr erste Liga - was wegen ungeeigneter Halle und fehlenden Geldes auch mittelfristig so bleiben dürfte -, so wollte der ASV zumindest in der zweiten Liga eine gute Rolle spielen.

Sie haben dann lange miteinander geredet, der Tenor war, dass fast alle unzufrieden waren nach jener Saison - mit ihrer eigenen Leistung und mit der der Mannschaft. Und dass ihnen so etwas nicht noch einmal passieren solle. Nach diesem Gespräch bauten sie ihren Beamer in der Halle auf und schauten Fußball-Champions-League, ein Männerabend also, er wirkt offenbar bis heute nach. "Es war ein großer Impuls, der aus der Mannschaft selbst kam", sagt ASV-Kapitän Sebastian Wenninger. Dachau hat nun auch sein zweites Saisonspiel gewonnen, mit 3:2 (22:25, 27:25, 28:26, 22:25, 15:5) in Schwaig.

Wobei gewonnen das falsche Wort ist, denn die ASV-Volleyballer haben den Tiebreak-Erfolg erzwungen. Den ersten Satz verloren sie klar, den zweiten drehten sie nach einem 18:22-Rückstand, im dritten hatte Schwaig schon Satzball, nutzte ihn aber nicht. Nach dem verlorenen vierten Satz lag Dachau im fünften 1:3 hinten und erlaubte Schwaig dann fast keinen Punkt mehr. "Es ist mehr Biss in der Mannschaft", beobachtet Wenninger, den am Montag ein derber Muskelkater plagte, "sowohl im Training als auch im Spiel."

Das mag auch am neuen Trainer Adrian Zoppelt liegen, der das Trainer-Trio, das die Dachauer vor ihm trainierte, aus früheren ASV-Zeiten gut kennt - aber doch ein ganz anderer Typ ist. Klaus Dammann, der bereits im Frühjahr wegen der Geburt seines zweiten Kindes kürzer trat, Andreas Schwarz und Torsten Schulz (der nun Zoppelts Co-Trainer ist) pflegten zumeist eher die leisen Töne, Zoppelt kann auch mal zum Vulkan werden. "Er fordert viel von den Spielern, im Training ist ein bisschen mehr Zug dahinter", sagt Kapitän Wenninger. Zoppelt legt außerdem mehr Wert auf den Block als seine Vorgänger - "und unser Block war in Schwaig brutal", findet Wenninger. Brutal gut.

Die Kommunikation ist nun auch nicht mehr so kompliziert wie zuvor mit dem Trainertrio. Damals kam es schon mal vor, dass ein Trainer die Mannschaft am Spieltag betreute, obwohl er sie aus beruflichen Gründen während der Woche kein einziges Mal gesehen hatte. Dass das nicht optimal ist, haben sie in Dachau nie bestritten. "Die jetzige Situation macht es aber einfacher", sagt Wenninger.

Mit der Annahme hatten sie in Schwaig noch größere Probleme, aber dafür war neben dem Block die Feldabwehr eine ihrer großen Stärken - ein Element, das bislang nicht unbedingt zu Dachaus großen Vorzügen zählte. Zoppelt hat die Vorbereitung offenbar dazu genutzt, das Repertoire des ASV weiter zu verfeinern.

Am kommenden Wochenende hat Dachau in der Liga frei, dafür steht die bayerische Pokalendrunde an, Gegner ist der Zweitliga-Aufsteiger TV/DJK Hammelburg. Die Unterfranken haben noch kein einziges ihrer drei Spiele verloren, sie werden also ein großer Prüfstein für den ASV. Und eine Woche später ist Dachau dann beim Lokalrivalen TSV Grafing zu Gast, den Zoppelt bis zum Ende der vergangenen Saison trainierte. Spannende Aussichten sind das für die Mannschaft, bei der sich einiges geändert hat seit diesem Impuls vom 15. April.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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