Volleyball:Im Doppelpack

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Die Nationalspieler Ferdinand Tille und Tom Strohbach bleiben vorerst bei den Erstliga-Volleyballern des TSV Herrsching. Nicht zuletzt deswegen, weil ihnen der Klub vom Ammersee sehr viele Freiheiten gewährt.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Ferdinand Tille hat endlich eine Zusage bekommen, es hat ja auch gedauert. Der Libero von Herrschings Erstliga-Volleyballern darf nun endlich seine Bachelor-Arbeit beginnen, sein Professor hat grünes Licht gegeben. Tille beschäftigt sich mit Halbleitertechnik, bei einem führenden Anbieter macht er gerade ein Praktikum. Seine sportliche Zukunft hat er gleich auch noch unter Dach und Fach gebracht. Denn Tille hat für ein weiteres Jahr bei den Herrschingern unterschrieben. Genauso wie Tom Strohbach, der dem Klub vom Ammersee ebenfalls erhalten bleibt. Das bestätigte Marketingmanager André Bugl am Freitag. Nach dem am vergangenen Dienstag verkündeten Wechsel seines Zu- und Schlüsselspielers Patrick Steuerwald zum Ligakonkurrenten United Volleys Rhein-Main wollte der Playoff-Viertelfinalist und Pokal-Halbfinalist seine beiden anderen Säulen Tille und Strohbach unbedingt halten. "Sie haben uns letzte Saison vorangebracht und sind extrem wichtig, nicht nur sportlich, sondern auch als Identifikationsfiguren", sagt Bugl. Und: "Das sind Leader-Typen."

Doppelte Absicherung: Außenangreifer Tom Strohbach (li.) und Libero Ferdinand Tille bleiben Herrschings Volleyballern treu. (Foto: Marcel Lorenz/imago)

Tille ist mit 165 Länderspielen einer der verdientesten deutschen Nationalspieler, bei der Weltmeisterschaft 2010 in Italien wurde er als bester Libero des Turniers ausgezeichnet und mit 15 000 US-Dollar prämiert. 2009, 2010 und 2011 wurde er dreimal in Serie deutscher Pokalsieger mit dem TSV Unterhaching, der nach seinem finanziell bedingten Aus im Jahr 2014 wieder in die erste Liga strebt (). Später spielte er bei Spitzenklubs in Frankreich und Polen. "Die Leute sind fähig in Herrsching, ich möchte bei der Entwicklung weiterhelfen", sagt Tille, für den sich die finanziellen Konditionen nach eigener Aussage kaum ändern. Tille hat für Herrsching auch ein Angebot aus Unterhaching abgelehnt. In Herrsching hat der 28-Jährige die Freiheit, sein Studium weiterzuführen und mit seiner Freundin zusammen in München zu wohnen. Ins Ausland wollte er nicht mehr. Sportlich hätte ihn das schon gereizt, "aber das ganze Drumherum, den ganzen Tag nichts zu machen außer Volleyball, das muss ich nicht mehr haben".

Bei Strohbach, dem 25-maligen Nationalspieler, 2013 beteiligt am vierten Pokalsieg Hachings, ist die Sache etwas anders. Als einer der Topscorer der Liga ist er europaweit begehrt, außerdem mit 24 Jahren in einem Alter, in dem sich andere erst aufmachen ins Ausland. Aber der 1,99 Meter große Außenangreifer - und das eint ihn mit Tille - dachte schon immer an seine berufliche Zukunft, sein Psychologie-Studium ist ihm extrem wichtig. Auch deshalb macht er, wie Tille, jetzt eine Nationalmannschaftspause. 2016 hätte er bei Friedrichshafen Vollprofi werden können - und entschied sich für den Ammer- statt den Bodensee. Dass beide bleiben, ist kein Zufall, sie haben sich durchaus auch abgesprochen, wo sie sich ihr nächstes Volleyball-Jahr vorstellen. "Tom könnte überall hingehen. Dass sie sich zu uns bekennen, ist eine tolle Sache", sagt Bugl.

Für TSV-Trainer Max Hauser ist ihre Entscheidung ein Segen. Um das erfahrene Duo, das problemlos auch in Berlin oder Friedrichshafen spielen könnte, die am Sonntag den deutschen Volleyball-Meister ermitteln, sowie dem neuen Mittelblocker Andre Brown herum kann er nun die künftige Mannschaft stricken. Einen Zuspieler aus der polnischen Liga wollen die Herrschinger als Ersatz für den abgewanderten Steuerwald schon nächste Woche vorstellen.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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