Volleyball:Gut trainiert in Trient

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Die Alpenvolleys Haching verabschieden sich mit einem 1:3 beim Klub-Weltmeister Trentino ehrenvoll aus dem CEV-Cup. Vor dem Duell gegen Königs Wusterhausen plagen aber Sorgen.

Von Sebastian Winter, Trient/München

Am Tag nach dem Scheitern im CEV-Cup bemühten die Verantwortlichen die Statistiken. Die Zahlen waren den Hypo Tirol Alpenvolleys Haching auch wohlgesonnen, sie wiesen beispielsweise 14 Blockpunkte für den Bundesliga-Tabellenführer aus. "14 Blocks gegen Trentino, das ist nicht schlecht", sagte ihr Trainer Stefan Chrtiansky stolz. Und dennoch muss er sich mit seiner Mannschaft nach dem Achtelfinal-Rückspiel aus dem zweithöchsten europäischen Wettbewerb verabschieden. Denn das nackte Ergebnis sprach dann doch für Trentino Volley, den Tabellenführer der italienischen Liga, der Anfang Dezember auch noch Klubweltmeister wurde. Also: die aktuell beste Volleyball-Mannschaft der Welt.

Win-Win-Lösung bei Hodges: "Er bekommt 75 Prozent seines Gehalts und zahlt seine OP selbst."

Mit 1:3 (25:20, 20:25, 20:25, 19:25) endete die Partie aus Sicht der Alpenvolleys vor 2100 Zuschauern, die freien Eintritt in die Arena in Trient bekommen hatten - nach dem Hinspiel war ja wegen der zu großen Schneelast auf dem Dach der Unterhachinger Halle auch das Rückspiel in Norditalien ausgetragen worden. Und bei einem Blick auf die Startaufstellung der Alpenvolleys durfte man nicht davon ausgehen, dass der Außenseiter viel besser davonkommen würde als im sang- und klanglos 0:3 verlorenen Hinspiel. Diagonalmann Thomas Hodges fiel wegen seiner anhaltenden Schulterprobleme ebenso aus wie Außenangreifer Hugo da Silva, der wegen Magenschmerzen auf der Bank Platz nehmen musste. So feierte ausgerechnet gegen die italienische Übermannschaft Hachings 19-jähriges Talent Jonas Sagstetter sein Debüt in der Startsechs - und erledigte seine Aufgabe in Annahme und Angriff richtig gut. Wie auch Manager-Sohn Niklas Kronthaler, der später in die Partie kam und mit guter Annahme und einigen Blocks gegen das Weltklasse-Ensemble bestach.

Trentinos Trainer Angelo Lorenzetti, das sollte man hinzufügen, hatte zunächst auf seinen Starangreifer Uros Kovacevic verzichtet, der Serbe kam erst Ende des zweiten Satzes ins Spiel und zeigte dann eindrücklich, warum er nicht nur Klub-Weltmeister ist, sondern auch den Europameister-Titel und den Weltliga-Pokal in seiner Sammlung hat. Im ersten Satz aber spielten die Alpenvolleys stark, nicht nur das Ergebnis von 25:20 für sie trieb den Zuschauern die Verwunderung in die Augen. Weitere Überraschungen blieben zwar aus, aber Chrtianskys Mannschaft zeigte sich neben ihrem großartigen Block auch im Aufschlag stark - und im Angriff überzeugten besonders Kirill Klets (16 Punkte) und Pawel Halaba (13). "Wir haben uns besser verkauft als im ersten Match. Ich bin zufrieden mit diesem Trainingsspiel", sagte Hannes Kronthaler. Als solches hatte der Manager, der natürlich um die Chancenlosigkeit seiner Mannschaft in der Fremde wusste, die Partie deklariert.

Somit verabschieden sich die Alpenvolleys mit zwei Siegen gegen die unangenehmen Serben aus Novi Sad und lehrreichen Duellen gegen Trentino einigermaßen versöhnt von ihrer ersten Saison auf internationalem Parkett, trotz des Lospechs und des abgesagten Highlight-Heimspiels. Und trotz des verpassten Ziels, ins Viertelfinale einzuziehen. "Der Schnee war höhere Gewalt", sagt Kronthaler, sein einkalkuliertes Budget von 30 000 Euro für den CEV-Cup kann er wohl trotz der mit der Spielverlegung nach Trient einhergehenden Kosten halten. Auch, weil die Italiener laut Kronthaler "netterweise die Schiedsrichterkosten übernommen haben".

Vor dem ersten Bundesligaspiel des neuen Jahres in Innsbruck gegen Königs Wusterhausen (die Partie gegen den VC Olympia Berlin am vergangenen Sonntag hatte auch wegen des Schnees abgesagt werden müssen) am Samstag haben die Alpenvolleys aber auch ein paar Sorgen. Denn der verletzte Diagonalspieler Hodges reist bereits am Samstag in seine Heimat Australien, um sich an seiner lädierten Schulter operieren zu lassen. Sein Vertrag mit den Alpenvolleys ist aufgelöst, Kronthaler zufolge haben beide Seiten eine faire Lösung gefunden: "Er bekommt 75 Prozent seines Gehalts und zahlt dafür seine Operation selbst", sagt Kronthaler. Da erst die Hälfte der Saison gespielt ist, kann Hodges mit dieser Lösung vermutlich gut leben. Andererseits profitieren auch die Alpenvolleys, denn im Normalfall müssen Vereine die Behandlungskosten für ihre Spieler selbst tragen, sofern die Verletzung während der Saison aufgetreten ist. Vereinbart ist jedenfalls auch, dass Hodges sich meldet, sobald er wieder einsatzfähig ist. Dass er in der laufenden Saison noch einmal zurückkommt nach Innsbruck, ist allerdings auch für Kronthaler eher unrealistisch.

Und so suchen die Alpenvolleys einen neuen zweiten Diagonalmann hinter Kirill Klets - die Option, einen weiteren Außenangreifer zu verpflichten, hat sich dadurch zerschlagen. Drei Kandidaten gebe es, sagt Kronthaler, alles Spieler aus der tieferen Ebene der italienischen Profiliga. Bis Ende dieser Woche soll eine Entscheidung fallen, Eile ist ja geboten. Auf die Samstagspartie, bei der die Alpenvolleys ihre Tabellenführung verteidigen wollen, folgt bereits am Mittwoch das Spiel in Bühl.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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