Volleyball:Gut für den Kopf, schlecht für die Frisur

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Mit sechs Punkten an zwei Tagen steigert der TSV Herrsching seine Playoff-Chancen und holt sich frisches Selbstvertrauen

Von Julian Ignatowitsch, Herrsching

Der Trainer war beinahe so geschafft wie seine Spieler. Nach dem 3:1-Sieg seiner Herrschinger Volleyballer gegen die Netzhoppers Königs-Wusterhausen (25:21, 19:25, 26:24, 25:16) musste Max Hauser immer wieder tief durchatmen. "Das war heute", sagte er und machte eine kurze Pause, "ein sehr wichtiger Sieg." Und noch mal: "Ein sehr, sehr wichtiger Sieg."

Wenn es ein perfektes Bild für die Strapazen des Sports und die anschließende Erleichterung gibt, Hauser kam diesem am Samstagabend relativ nahe. Seine Haare standen wild zu allen Seiten, seine Augen sahen müde aus, aber jetzt lächelte er. Fast zwei Stunden war Hauser am Spielfeldrand auf und ab gelaufen und hatte sich immer wieder die Haare gerauft, geklatscht, gestikuliert und Anweisungen gegeben. "Wir mussten uns heute befreien", erklärte er anschließend, "von dem Druck, den sich die Mannschaft selbst auferlegt hat."

Nach fünf Niederlagen in Serie und einer überraschenden Pleite gegen Rottenburg zuletzt war Saisonziel Platz sechs in Gefahr geraten. Hauser hatte seine Spieler vor den wichtigen Spielen in Brandenburg und am nächsten Tag in Berlin, wo die Mannschaft am Sonntag durch ein 3:0 (25:19, 25:19, 25:23) gegen den VCO Berlin das Sechs-Punkte-Wochenende perfekt machte, in die Pflicht genommen und auch im Training den Ton verschärft. Insbesondere den Erfolg gegen die Netzhoppers, einen direkten Konkurrenten, wertete Hauser als "Schritt nach vorne", auch wenn "wir spielerisch noch Luft nach oben haben", wie er feststellte. "Aber die Einstellung und Emotionen haben gepasst, dazu haben wir im dritten Satz eine enge Situation nervenstark gemeistert". Insgesamt war der Trainer zufrieden.

Hauser hatte sein System vor dem Doppelspieltag geändert: Matt Tarantino besetzte die Diagonalposition und Julius Höfer, der dort zuvor gespielt hatte, rückte auf die Außenbahn. Dazu baute Hauser in der Annahme auf einen "Zweier-Riegel" mit Tom Strohbach und Ferdinand Tille. So hatte Herrsching in dieser Saison noch nicht agiert. Der Plan ging zumindest im Angriff und Block auf, wo Herrsching durch die drei Optionen Höfer, Strohbach und Tarantino so ausgeglichen und variabel agierte wie lange nicht mehr. Alle drei hatten annähernd die gleiche Zahl an Angriffsschlägen, richtig zufriedenstellend war die Erfolgsquote allerdings nur bei Strohbach. In der Annahme hatte dieser wiederum zwischenzeitlich Probleme. "Die Abstimmung hat noch nicht immer gestimmt", fand Hauser, gerade in Bezug auf Zuspieler Patrick Steuerwald und Neuzugang Tarantino, der erst seit der Rückrunde fit und verfügbar ist. Gut möglich, dass der Trainer sein neues System beibehält.

Erneut unzufrieden war Hauser mit den Aufschlägen. Ganze 18 Fehler leisteten sich die Herrschinger gegen die Netzhoppers, "wieder viel zu viele", so Hauser. Sie profitierten lediglich davon, dass der Gegner in diesem Bereich noch mehr Fehler (21) machte. Überhaupt war es, wie auch in der entscheidenden Phase des dritten Satzes, mehr die Schwäche des Gegners als die eigene Stärke, die Herrsching letztlich zum Erfolg führte. Hauser war das egal. "Lieber schlecht gespielt und gewonnen als umgekehrt", meinte er flapsig. Er rechnet nun mit einer schnellen Steigerung in den nächsten Wochen. "So ein Spiel ist fürs Selbstbewusstsein unglaublich wichtig."

Die Herrschinger werden sich steigern müssen, wenn es als Nächstes gegen Düren (21.1.) und nach Friedrichshafen (4.2.) geht. Bis auf Solingen am letzten Spieltag kommen alle weiteren Gegner aus der Spitzengruppe. Punkte sind da kaum zu erwarten. Aktuell hat Herrsching vier Zähler Vorsprung auf Rang sieben. Das direkte Duell mit Bühl (25.2.) dürfte dann endgültig über die Vergabe des ebenso heiß umkämpften wie begehrten sechsten Platzes entscheiden, der die direkte Playoff-Qualifikation bedeutet.

Bis dahin hat Max Hauser einige Arbeit vor sich. Immerhin die Fahrten werden kürzer und umgekehrt die Erholungsphasen länger. Das Berlin-Wochenende war bereits der ausgedehnteste auswärtige Aufenthalt in der Rückrunde. "Das ist doch auch eine gute Nachricht", sagte Hauser.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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