Volleyball:Gorilla für Grafing

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"Es ist ein Glücksfall. So einen Angreifer bekommst du nicht alle Tage": Grafings starker Zugang Julius Höfer. (Foto: Johannes Simon)

In Herrschings Julius Höfer wechselt einer der besten Erstliga-Volleyballer zum Zweitligisten.

Von Sebastian Winter, Herrsching/Grafing

Oft bilden sich nach Heimpartien von Herrschings Erstliga-Volleyballern kleine Menschentrauben um die heimischen Spieler. Auch um Julius Höfer herum. Höfer, der 2,01 Meter lange Angreifer mit dem breiten Kreuz und dem Lockenkopf, ragte dann heraus, plauderte entspannt mit Bekannten und genoss sein Bierchen. Man hatte da immer schon den Eindruck, dass er sich wohltuend abhebt von manch anderem Kollegen. Er wollte nie Profi werden, obwohl er alle Anlagen dazu hat. Höfer hätte auch, wenn er den Fokus mehr auf Volleyball gelegt hätte, das Zeug zum Nationalspieler gehabt. Doch der Spitzensport war nie alles für ihn, sein Maschinenbau-Studium, in dem er nächstes Jahr plant, seine Masterarbeit zu schreiben, hatte Vorrang.

Auch deshalb hat Höfer sich nun entschieden, zum Zweitligisten TSV Grafing zu wechseln. "Es ist ein Glücksfall. So einen Angreifer bekommst du nicht alle Tage, er passt perfekt ins Konzept, und wir passen gut in seinen Plan", sagt Grafings Manager Johannes Oswald, auch Trainer Alexander Hezareh ist begeistert: "Er hebt das sportliche Niveau extrem". Der 25-Jährige soll in Grafing mittelfristig zu einer Führungs- und Identifikationsfigur werden. Und kurzfristig zum Lockvogel für weitere gute Spieler. "Durch die Verpflichtung setzen wir ein klares Signal: Grafing ist ein guter Bundesligastandort und entwickelt sich stetig weiter", glaubt Oswald.

Die Grafinger haben schon eine Weile Interesse an Höfer, der auch hervorragend Beachvolleyball spielt und mit Herrschings Benedikt Doranth aktuell 15. der deutschen Rangliste ist. Zwei Plätze hinter den Grafingern Yannick Beck und Tim Noack übrigens, mit denen Höfer befreundet ist und im Sand trainiert. Wie auch mit TSV-Zuspieler und Beachvolleyballer Fabian Wagner, der Höfer erst dazu brachte, sich vor zwei Wochen mit den TSV- Verantwortlichen zu treffen und für die kommende Hallensaison zuzusagen.

Weil laut Manager Oswald alle Grafinger denselben überschaubaren Betrag erhalten, wird auch Höfer diesen bekommen. "Bei ihm gibt es noch zusätzliche Absprachen", sagt Oswald, "aber es spielt keiner wegen des Geldes hier." Zumal Höfer, der im Außenangriff spielen soll, sicher auch Freiheiten bei seiner Trainingsplanung hat, dies war ja ein Grund dafür, nicht mehr erste Liga zu spielen.

In Herrsching werden sie den sprunggewaltigen Mann vermissen, den ihr Hallensprecher immer als "the white gorilla Höfer" ankündigte. Der weiße Gorilla hat ihnen, obwohl er schon vor der vergangenen Saison nicht mehr recht wollte, oft genug mit erstaunlichen Leistungen aus der Patsche geholfen. So auch im Herbst, als Diagonalmann Matt Tarantino sich früh verletzte und Höger ihn furios ersetzte.

Der Mann aus Steingaden hatte erst in Herrsching wieder Lust am Volleyball bekommen, nachdem er 2012 fast aufgehört hätte. Die fünfjährige Ausbildung am Volleyball-Internat Kempfenhausen und ein College-Jahr in den USA hatten ihm schon gezeigt, dass er nicht gemacht ist fürs enge Korsett des Spitzensports. "Julius war ein Hundertprozentiger, er hat die letzten Jahre hier mit geprägt", sagt Herrschings Trainer Max Hauser. Er hätte ihn gerne behalten, als Stand-by-Spieler mit Stammplatz-Garantie.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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