Volleyball:Frischer Druck

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Herrschings Volleyballer bringen sich durch die 1:3-Niederlage in Königs Wusterhausen selbst in Nöte im Kampf um die Playoffs. Gegen Berlins Talentschmiede brauchen sie dringend Punkte.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Lukas Bauer war am späten Freitagvormittag in Berlin gerade ins Hotel eingecheckt, als nächstes stand das gemeinsame Mittagessen mit seinen Herrschinger Volleyballkollegen auf dem Programm, danach Videoanalyse, abends dann eine lockere Trainingseinheit. Und dazwischen: ein Nachmittag zur freien Verfügung. Wobei das im Falle des Herrschinger Kapitäns auch nicht ganz stimmte. "Unsere Ausländer werden wohl Sightseeing machen, ich setze mich an meine Masterarbeit", sagte der 30-Jährige. Am Montag endet die Abgabefrist für sein Werk in Medien- und Kommunikationsmanagement. Bauer, der Student, verspürt also einigen Druck in diesen Tagen. Ähnlich geht es auch Bauer, dem Volleyballprofi.

Denn durch das unerwünschte 1:3 (19:25, 25:18, 23:25, 23:25) am Vorabend in Königs Wusterhausen haben der gerade erst von einem doppelten Bänderriss im Sprunggelenk genesene Bauer und seine Herrschinger wichtige Punkte für ihr Ziel verloren, auf Platz sieben in die Playoffs zu starten. Das Rennen, in dem sich die WWK Volleys zwischenzeitlich einen komfortablen Vorsprung erarbeitet hatten, ist nun wieder ziemlich offen.

Zwar sind sie weiterhin Siebter mit 21 Punkten, doch Königs Wusterhausen rückt ihnen mit den gewonnenen drei Zählern aus dem direkten Vergleich nun gewaltig auf die Pelle - die Randberliner sind punktgleich Achter. Allerdings hat Herrsching ein Spiel weniger absolviert und das vermeintlich leichtere Restprogramm. Auf Rang neun lauert Bühl mit 20 Punkten - die Badener wiederum haben eine Partie Rückstand auf Herrsching. Kurzum: Der Dreikampf ist wieder extrem spannend, theoretisch kann Herrsching nach den restlichen drei Rückrunden-Partien noch aus den Playoffs der besten Acht herausfallen.

Vieles hängt nun davon ab, ob sie an ihrem Doppelspieltag im Nordosten wenigstens gegen die Talentschmiede VC Olympia Berlin am Samstag (16 Uhr) gewinnen. "Die Punkte gegen Berlin sind fest eingeplant", sagte Bauer, der vor allem mit seinen drei Assen gegen Königs Wusterhausen eine Bereicherung für seine Mannschaft war, aber nach der Niederlage ein Wahrnehmungsproblem erkannte: "Es ist immer schwierig, in dieser Halle zu spielen. Bei den Aufschlägen und der Annahme ist die Wahrnehmung anders als anderswo, wir hatten dann Probleme in der Annahme. Und im Angriff haben wir die leichten Chancen größtenteils nicht genutzt."

So kam es, dass das "kleine Endspiel", wie Herrschings Trainer Max Hauser die Partie in Königs Wusterhausen vor dem Anpfiff bezeichnet hatte, schon ziemlich schlecht begann für die Gäste. Wobei, eigentlich startete Herrsching gut, mit einer 3:0-Führung, doch danach verlor der leichte Favorit, der 17 Tage lang kein Punktspiel mehr bestritten hatte, völlig seine Linie. Bei den Netzhoppers blühte hingegen erstmals Casey Schouten auf, der Kanadier avancierte am Ende mit 30 Punkten auch zum besten Mann auf dem Feld - Herrschings bester Scorer Griffin Shields sammelte nicht halb so viele Zähler (13).

Im zweiten Satz sahen die nur 427 Fans in Königs Wusterhausens notorisch zuschauerarmen Halle einen kleinen Höhenflug der Herrschinger, bei denen Hausers Pausenansprache gefruchtet hatte. Alpar Szabo zeigte, warum er nach wie vor der - nach direkten Punkten zu urteilen - beste Blocker der Liga ist. Shields bekam seine Angriffe durch den gegnerischen Block, und Königs Wusterhausen reihte unkonzentriert Fehler an Fehler. Der Satz war schnell vorbei, was man von den beiden folgenden nicht gerade behaupten kann. Hin und her ging es da, im dritten Satz glänzte Herrschings Abwehr gleich zweimal vor dem Ausgleich zum 11:11. Doch das Problem war, dass Königs Wusterhausen jeweils das bessere Ende für sich hatte.

Der dritte Durchgang zeigte dabei exemplarisch, was - oder vielmehr wer - den Gästen fehlte: einer wie Schouten. Während der Kanadier Punkt um Punkt machte, lenkte Shields bei den Gästen den Ball zum 18:20 in den Block. Beim 23:24 brachte dann Humberto Macharon das Spielgerät nicht auf des Gegners Boden unter. "Zufrieden können wir damit nicht sein", sagte Herrschings Teammanager Fritz Frömming, der aber zugleich betonte, alles sei gut, wenn die Mannschaft in Berlin punkte. Auch Lukas Bauer war gar nicht so schlechter Laune, bevor er sich über seine Masterarbeit beugte, bereit für den geistigen wie sportlichen Schlussspurt: "Die Stimmung ist gar nicht so schlecht. Es bleibt uns jetzt eh nur, auf die nächste Seite zu blättern." Zumindest drei Punkte sollten dort am Sonntag dann stehen.

© SZ vom 09.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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