Volleyball:Freie Platzwahl gegen Friedrichshafen

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Die Hachinger Alpenvolleys erleben gegen den Meister eine durchwachsene Premiere in der Innsbrucker Olympiahalle.

Von Sebastian Winter, Innsbruck

Kühler Wind pfiff am Mittwochabend durchs Innsbrucker Zentrum, in der Ferne war die grün beleuchtete Bergisel-Schanze zu erkennen, wo jüngst Richard Freitags Sturz die Vierschanzentournee entschieden hatte. Ein wenig südlich der Innenstadt, dort, wo sich viele Großsportstätten Innsbrucks in einem riesigen Komplex konzentrieren, auch das Fußballstadion und die Eishockey-Arena, hatte sich eine Schlange vor dem Eingang der Olympiahalle gebildet. Eine nicht sehr lange Schlange, muss man sagen.

Die Sportinteressierten wollten eine Premiere erleben, das erste Spiel des Volleyball-Bundesligisten in der großen Halle nach seinem endgültigen Auszug aus seiner kleineren Innsbrucker Heimstatt am Universitäts-Sportinstitut. Die Alpenvolleys Haching gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter Friedrichshafen, eine reizvolle Partie, zumal der VfB wegen der recht überschaubaren Anreisezeit auch einige Fans zu seinem ersten Ligaspiel auf ausländischem Boden mitgenommen hatte. Es kamen dann exakt 1248 Zuschauer. Rekordbesuch für den Klub seit seiner Übersiedlung aus der österreichischen in die deutsche Liga. Aber auch deutlich weniger, als Manager Hannes Kronthaler erwartet hatte, der Alpenvolleys-Manager hatte mit 1800 bis 2000 Besuchern gerechnet.

Rein sportlich gesehen war es ein durchaus wendungsreiches Duell, das Friedrichshafen verdient 3:1 (22:25, 25:17, 25:22, 25:18) gewann. Vor allem wegen seiner überragenden Blockstärke, die eindrucksvoll die Statistikblätter füllte: 19 Mal prallten die Angriffe der Alpenvolleys von der VfB-Mauer direkt auf den eigenen Boden zurück. Allein Jakob Günthör machte sieben direkte Blockpunkte - vier mehr als alle Spieler der Alpenvolleys zusammen.

"Am besten sollten hier alle Spiele stattfinden", sagt VfB-Trainer Vital Heynen - nur geht das nicht

So souverän, wie es die Zahlen vorgaukeln, war der Erfolg der Gäste aber nicht. Die Alpenvolleys hatten ihre stärkste Phase im ersten und am Ende des dritten Satzes, den ersten gewannen sie, im dritten standen sie nach einer furiosen Aufholjagd kurz vor dem Ausgleich (22:23), als ihrem besten Scorer Igor Grobelny zwei Missgeschicke unterliefen. Man spürte auch, dass der verletzte Zuspieler Danilo Gelinski den Alpenvolleys fehlt, trotz der guten Leistung seines Ersatzes Daniel Koncal. "Im Training ist es schwieriger mit nur einem Zuspieler", sagte nach der Partie Kapitän Douglas Duarte da Silva, der sich auch über Grobelnys Patzer ärgerte: "Wir müssen bis zum Schluss konzentriert bleiben."

Sportlich sind die Alpenvolleys trotz der fünften Niederlage im elften Ligaspiel voll im Soll, aktuell sind sie Fünfter, was ihr Saisonziel war, und relativ sicher für die Playoffs (Heimspiele in Innsbruck) qualifiziert. Doch das zweite große Thema war eben auch, wie Volleyball in der Olympiahalle ankommt. Das bayerisch-österreichische Projekt fremdelte ja noch in der ersten Saisonhälfte. Weder in Innsbruck noch in Unterhaching, wo am 28. Januar das nächste Heimspiel gegen Solingen zu sehen ist, war überschäumende Euphorie zu spüren, viele Plätze blieben in den Hallen leer. "400 Leute mehr wären auch gut gewesen", sagte Kronthaler nun nach dem Friedrichshafen-Spiel. Hätten sie die leeren Tribünenseiten nicht großzügig mit Vorhängen abgehängt, wäre die ausbaufähige Optik sehr trist gewesen. "Die Stimmung war gut, wir sind in der Olympiahalle angekommen", sagte Kronthaler trotzdem: "Unsere Zielgruppe sind die jungen Leute, die Studenten. Wir werden sie überzeugen."

Im VIP-Raum der Arena jedenfalls drängten sich noch lange nach Spielschluss Sponsoren und Spieler. Und mit der Quote beim übertragenden TV-Sender Sport 1 kann der am Abend zwischenzeitlich als Co-Moderator engagierte Kronthaler zufrieden sein. Im Schnitt 100 000 und in der Spitze 170 000 Zuschauer verfolgten das Livespiel. Zum Vergleich: Die Basketball-Bundesliga liegt bislang bei 120 000 TV-Fans, die Fußball-Regionalliga - natürlich auch bedingt durch den dortigen Blockbuster 1860 München - bei 280 000.

Friedrichshafens Trainer Vital Heynen, der so ziemlich alle Volleyball-Arenen dieser Welt kennt, war jedenfalls nicht der einzige, der den Mut der Alpenvolleys lobte, in die große Arena umzuziehen: "Man muss ihnen noch ein wenig Zeit geben, um ein Konkurrent um die Meisterschaft zu werden, aber sie haben das Potenzial dazu. Vor allem in dieser super Halle. Am besten sollten alle Spiele hier stattfinden. Ich hoffe, dann kommen noch mehr Zuschauer."

Die Alpenvolleys sollen aber gerade nicht alle Heimspiele in Innsbruck austragen, das ist Vorgabe der Liga, alles andere würde auch in Unterhaching nicht goutiert. 50 Prozent am Utzweg, 50 Prozent in Innsbruck, so lautet der Plan für kommende Saison. Wobei sich Kronthaler für die Olympiahalle auch weiterhin Hochkaräter wünscht. Wie den Meister Berlin Volleys, am 24. Februar.

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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