Volleyball:Feuer zwischen den Wassern

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Herrschings Volleyballer sehen sich vor der Heimspiel-Woche gegen Friedrichshafen auch wegen ihrer Halle nicht chancenlos.

Von Sebastian Winter, Herrsching

War er ein Zeichen für den VfB Friedrichshafen, dieser Feueralarm, der die heimischen Volleyballer, ihre Gäste vom deutschen Meister Berlin und knapp 3000 Besucher am Donnerstag drei Minuten nach Spielende aus der Halle beförderte? 2:3 hatte Friedrichshafen gegen Berlin im Spitzenspiel verloren, es war die erste Saisonpleite für den Pokalsieger - und dann verhakte sich, wie die Schwäbische Zeitung herausfand, auch noch der in luftigen Höhen umherschwirrende Werbezeppelin an der Hallendecke, was den dort installierten Feuermeldern nicht wirklich gefiel. Die Berliner mussten sofort ihre Feierlichkeiten beenden, draußen waren schon die Löschzüge eingetroffen, doch bald darauf kam die Entwarnung. Der Zeppelin hatte es einfach etwas übertrieben mit der Werbewirksamkeit.

Friedrichshafen ist nun auch noch nicht in Alarmstimmung vor dieser besonderen Woche, in der sie gleich zweimal auswärts auf die WWK Volleys aus Herrsching treffen, an diesem Samstag (19 Uhr, Nikolaushalle) im Ligaduell, eine Woche darauf dann im Viertelfinale des DVV-Pokals. Aber ein wenig nervös sind sie schon am Bodensee: "Wir müssen ehrlich an vielen Dingen arbeiten, die noch nicht so richtig passen", sagt Diagonalspieler Daniel Malescha, der in Herrsching zum Topangreifer in der Bundesliga reifte - und 2016 nach Friedrichshafen wechselte.

"Wenn Herrsching gefährlich ist, dann zu Hause. Da musst du jeden Ball doppelt und dreifach tot machen."

Malescha, und nicht nur ihm, sondern auch seinem Trainer Vital Heynen, macht vor allem eines Sorgen: die Halle. Nicht die weitläufige, hohe ZF-Arena am Bodensee, sondern die Nikolaushalle in Herrsching. In der flogen noch nie Zeppeline oder sonstige PR-Flugobjekte unter der Hallendecke, schlicht und ergreifend deshalb, weil sie viel zu niedrig ist. Und genau das sehen die Gäste kritisch: "Ich habe da ja selbst gespielt und weiß, dass diese kleine Halle und der Lärm wirklich anstrengend für die Gegner sind", erinnert sich Malescha: "Wenn Herrsching irgendwo gefährlich ist, dann zu Hause. Da musst du jeden Ball doppelt und dreifach tot machen, damit die merken, dass wir nichts zulassen wollen." Dass öfter mal Annahmen an die Decke prallen und die Spieler beim Ballanwurf zum Sprungaufschlag kaum Luft nach oben haben, hat Heynen in Herrsching schon öfter auf die Palme gebracht. Der Belgier, der Anfang Oktober mit Polens Volleyballern Weltmeister geworden ist, ist professionellere Bedingungen gewohnt. In Herrsching stieß aber auch er schon öfter an Grenzen - und stand dort nicht nur einmal kurz davor, neben seiner Geduld auch das Spiel zu verlieren.

Das Verhältnis zu seinem Gegenüber Max Hauser ist trotzdem herzlich geblieben, die Trainer treffen sich meist vor den Spielen noch zum Kaffeeplausch. Und Hauser durfte schon mal bei Heynen hospitieren, was ihn schwer beeindruckt hat, wie er vor dem Saisonstart der SZ im Interview verriet: "Er schafft es, eine unheimlich komplexe Sache in etwas völlig Simples zu verwandeln, auch im Training. Das ist die große Kunst", sagte Hauser.

Allein schon das Duell zwischen dem Schüler und seinem Kurzzeit-Lehrmeister an der Seitenlinie verspricht Spannung. Aber auch auf dm Feld gibt es einige besondere Konstellationen. So kehren Malescha und Zuspieler Martin Krüger an ihre alte Wirkungsstätte zurück, in Libero Markus Steuerwald hat Friedrichshafen den Bruder des ehemaligen Herrschingers Patrick Steuerwald in seinen Reihen.

Auf dem Papier sind sie klar besser besetzt, vor allem im Diagonalangriff, wo Heynen zurzeit dem Polen Bartlomiej Boladz mehr als Malescha vertraut, und auch im Außenangriff. "Natürlich sind wir Außenseiter, aber ich würde gerne eins der beiden Spiele gewinnen. Und ich denke, dass wir eine Chance haben", sagt Herrschings Trainer Hauser dennoch vorsichtig optimistisch. Er freut sich schon jetzt auf ein "großes Volleyballfest, wir werden alles versuchen, um gegen den Ligakrösus zu gewinnen". Nur von den Feuermeldern sollten sie Abstand nehmen, zumindest während des Spiels.

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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