Volleyball:Ernüchtert nach der Weihnachtsfeier

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Eine der wenigen Planeggerinnen mit Zweitligaformat: Die 1,58 Meter große Libera Nadine Raß, hier bei der Arbeit beobachtet von Melody Echipue (li.). (Foto: Claus Schunk)

Planegg-Kraillings Volleyballerinnen gehen im Zweitliga-Derby in Lohhof mit 0:3 unter - und bleiben Letzter.

Von Sebastian Winter, Unterschleißheim

Wenn ein Volleyballspiel 71 Minuten lang dauert, wenn es 25:13, 25:18 und 25:17 endet, dann war es schlichtweg eine Demonstration der Sieger. Dann kann man durchaus auch von einem Klassenunterschied sprechen. So war das am Samstagabend in Unterschleißheim, als 350 Zuschauer sich einen spannenden Derbyabend versprochen hatten beim ersten Zweitligaduell zwischen Lohhofs Frauen und dem TV Planegg-Krailling überhaupt. Zumal dieses Aufeinandertreffen ja ohnehin einige Brisanz hatte: wegen der lange Jahre bereits in der Jugend gepflegten Rivalität; dem ständigen Kampf um gute Spielerinnen am Rande der Metropole; der Frage nach der künftigen Vorherrschaft der höchstklassigen Frauen-Teams im Großraum München.

Letztere Frage war sehr schnell geklärt, und sie nötigte Planeggs Trainer Sven Lehmann zu einem nüchternen Fazit: "Wir waren sehr schlecht, auch in taktischer Hinsicht, und haben zu keinem Zeitpunkt ins Spiel gefunden. Und Lohhof hat seit Jahren eine eingespielte, solide Mannschaft, da reichen wir noch nicht ran." Der in dieser Saison mehr oder weniger überzeugende Tabellenfünfte Lohhof ist inzwischen 15 Punkte besser als Planegg, das auch die rettenden Nichtabstiegsplätze langsam aus den Augen verliert. Mit nur zwei Siegen gegen Wiesbaden II und Dresden sowie einem Punkt aus der Fünfsatz-Niederlage gegen Vilsbiburg II ist der TV Letzter. Der Rückstand zum drittletzten Tabellenplatz, der den Klassenerhalt garantiert, ist auch schon auf fünf Punkte angewachsen.

Die Weihnachtsfeier der Planeggerinnen am vergangenen Freitag dürfte nicht der Grund gewesen sein für die herbe Niederlage in Lohhof, es sei zwar ein bisschen angestoßen worden in einem nahen Naturfreundehaus, berichtet Lehmann, aber es sei alles im Rahmen gewesen. Die Verletzungs- und Krankenmisere hingegen ist schon eher eine Erklärung für die enttäuschenden Premieren-Wochen in der zweiten Liga. Nur drei Spielerinnen seien in letzter Zeit nicht krank gewesen, erzählt Planeggs Trainer, die Zuspielerinnen Diana Hübner und Stefanie Rudolf hatte es besonders heftig erwischt, Mittelblockerin Carolin Zach war in dieser Saison auch aus Verletzungsgründen kaum einmal im Training. Lehmann ist schon seit Saisonbeginn froh um jede Spielerin, die er einsetzen kann. Libera Nadine Raß, die vor Saisonbeginn vom einstigen Zweitligisten München-Ost ins Würmtal wechselte, weil Planeggs Defensivchefin Daniela Friedrich ausgerechnet nach Lohhof ging, ist eine davon. "Sie ist megawichtig für uns und zurecht schon viermal MVP geworden", sagt Lehmann - allerdings waren es vier Silbermedaillen für die beste Spielerin der unterlegenen Mannschaft.

Raß ist eine der wenigen Akteurinnen bei Planegg, die über Zweitliga-Erfahrung verfügen. Und die derzeit auch das Niveau haben, den Gegnern in der zweithöchsten deutschen Spielklasse Paroli zu bieten. Ansonsten sah Lehmann auch im Spiel gegen Lohhof wieder Schwächen im Außenangriff und im Block. "Wir sind körperlich kleiner als die meisten anderen Mannschaften in der Liga, müssen daher noch athletischer werden", findet der Trainer, nach dessen Geschmack einige Spielerinnen auch noch etwas trainingsfleißiger werden dürfen: "Das ist bei manchen doch noch sehr hobbyartig", sagt Lehmann, der aber auch ganz bewusst vor der Saison keine fertig ausgebildeten Halbprofis verpflichtet hat, sondern Perspektivspielerinnen, die teilweise aus der Bayernliga oder Landesliga nach Planegg wechselten.

Die Mannschaft hat nun erst einmal zwei Wochen trainingsfrei bis Anfang Januar, Lehmann hat den Frauen aber einen Athletikplan über die Feiertage mit nach Hause gegeben. Im neuen Jahr, so wünscht es sich der Trainer, soll die Mannschaft dann der längst erhoffte Aufwind erfassen und Planegg in der Endabrechnung noch auf den drittletzten Platz wehen.

Lohhof profitiert längst von diesem Aufwind, das Team von Trainer Patrick Sprung hat aus den jüngsten drei Partien sieben Punkte mitgenommen. Zuspielerin Stefanie John besticht durch ihre starke Passverteilung, Kapitänin Theresa Schieder ist ein großer Punktegarant im Team. Der Trainerwechsel im Sommer, als Sprung den seit 2014 in Lohhof tätigen Jürgen Pfletschinger ablöste, trägt nun die ersten Früchte. Unter Pfletschinger war Lohhof nach erfolgreichen Zweitligajahren vergangene Saison gar in den Abstiegskampf geraten, das Bündnis zwischen Team und Trainer hatte sein Haltbarkeitsdatum überschritten. Sprung arbeitet seit dem Sommer mit Lohhofs neuer Athletiktrainerin Elena Kießling vermehrt an den Fitnesswerten - mit Erfolg. Den Klub trennen derzeit nur zwei Punkte vom Tabellendritten Rote Raben Vilsbiburg II. Am 13. Januar folgt die nächste Standortbestimmung. Dann kommt Spitzenreiter Offenburg nach Lohhof.

© SZ vom 18.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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