Volleyball:Ende der Trockenübungen

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Sie müssen „spielen, spielen, spielen“: Hier probieren es Lohhofs Lisa Brandmeier und Stefanie John gegen Planeggs Carolin Zach (v. li.). (Foto: Claus Schunk)

Eine vierwöchige Spielpause musste Lohhof überbrücken. Im Zweitliga-Kellerderby gelingt am Sonntag der erste Saisonsieg. Gegner Planegg hadert mit der Chancenverwertung.

Von Katrin Freiburghaus, Unterschleißheim

Es sei ein anstrengender Abend gewesen, sagte Matthias Kock über den vergangenen Sonntag, "ich habe fünf Laolas durch die Halle laufen lassen". Wer Kock kennt, weiß, dass "laufen lassen" in seinem Fall bedeutet, dass er mitgelaufen ist, und er sei "schließlich nicht mehr der Jüngste". Das war natürlich Koketterie, denn der Lohhofer Volleyball-Abteilungsleiter, Motivator und Hallensprecher in Personalunion mag anstrengende Abende, die Welle mache man "schließlich nicht, wenn man zehn Punkte hinten liegt". Der Saisonverlauf in der zweiten Bundesliga Süd war für Lohhofs Frauen bis zum vergangenen Wochenende nicht gerade dazu angetan, überschäumend zu feiern; lediglich ein Punkt aus drei Spielen hatte auf dem Konto gestanden.

Das Münchner Derby gegen den TV Planegg-Krailling war zugleich ein Kellerduell des Letzten (Lohhof) gegen den Vorletzten. Für die Lohhoferinnen gab es vor mit knapp 500 Zuschauern gefüllten Rängen gleich zweierlei zu feiern: Sie verließen durch das 3:1 (25:21, 22:25, 25:20, 25:20) nach mehr als zwei Stunden Spielzeit erstmals als Gewinnerinnen das Feld, zudem kletterten sie vom letzten Tabellenplatz auf den zehnten und übergaben die rote Laterne an ihre Gäste. "Es ist einiges an Druck von den Mädels abgefallen", sagte Lohhofs Trainer Patrick Sprung, "das war wichtig für das Selbstbewusstsein und dafür, dass wir mal ins Rollen kommen."

Für Letzteres war - abgesehen von der mageren Punkteausbeute - bisher auch der Spielplan nicht unbedingt förderlich. Nach drei Niederlagen zum Auftakt hatte Lohhof vier lang Wochen spielfrei gehabt. Was auf den ersten Blick komfortabel aussieht, war es ganz und gar nicht, betonte Coach Sprung. Zwar waren die Spielerinnen spät aus dem Urlaub gekommen, so dass es lediglich für eine kurze Saisonvorbereitung ohne Trainingslager gereicht hatte, nachzuholen sei so etwas während einer Spielpause jedoch nicht. "Wir hätten lieber einen Rhythmus gehabt", sagte Sprung. Er habe den Druck im Training hochhalten müssen, "und das ist immer schwierig, wenn keine Spiele sind, auf die man hinarbeiten kann". Kock sieht das ganz ähnlich. "Die lange Pause hat uns nicht in die Karten gespielt, diese Mannschaft muss spielen, spielen, spielen", sagte er.

Dass es gegen Planegg dennoch zum ersten Dreier reichte, hatte nach Kocks Einschätzung damit zu tun, "dass sich die Mädels untereinander geholfen und füreinander gekämpft haben". Es sei indes kein Einstellungsproblem gewesen, dass es daran bislang haperte, sondern liege daran, "dass man sich nicht auf die anderen konzentrieren kann, so lange man noch mit sich selber beschäftigt ist". Die Spielerinnen hätten in dieser Hinsicht einen großen Schritt gemacht und den Fokus von sich selbst auf Spiel und Gegner verschoben.

Schwächephasen gab es dennoch auch in dieser Partie. Im ersten Satz verspielte Lohhof eine 15:8-Führung (zum 16:16), den zweiten Durchgang gab Sprungs Team durch einen frühen 0:4-Rückstand ab, den Lohhof zwar zwischenzeitlich egalisierte, Planegg aber immer wieder aufbaute. Dennoch gewann Lohhof den ersten Satz und ließ sich vom Verlust des zweiten nur kurzfristig verunsichern. Anders als in den vorherigen Saisonspielen habe das Team "nicht aufgehört, zu spielen", lobte Kock. Sprung gefiel zudem, "dass wir geduldig gespielt haben". Denn Planegg - in der vergangenen Saison Vorletzter der Abschlusstabelle - wehrte sich nach Kräften.

"Die waren wie eine Gummiwand", sagte Kock über die Abwehrleistung der Gäste. Allerdings eine sehr unpräzise, wie ihr Trainer Sven Lehmann zerknirscht einräumte. Lediglich jeden vierten abgewehrten Ball habe sein Team anschließend auch verwertet, das sei "klar zu wenig" gewesen. Viel mehr als die verlorenen Punkte wurmte ihn deshalb, "dass aus meiner Sicht nicht Lohhof das Spiel gewonnen hat, sondern dass wir es selber verloren haben".

Einig waren sich hingegen alle, was die langfristige Aussagekraft der Partie anging. Sprung wertete das Spiel als Schritt in die richtige Richtung. "Wir sind breiter aufgestellt als letztes Jahr und müssen das, was wir spielen können, auch abrufen lernen - das haben wir zum ersten Mal gemacht", sagte er. Bis Weihnachten spielt sein Team nun jede Woche, "da müssen wir diese Leistung bestätigen". Für eine Prognose hinsichtlich einer möglichen Platzierung sei es hingegen viel zu früh. Auch Lehmann sah das so und mochte sich wegen des aktuell letzten Platzes keine Sorgen machen. Das Auftaktprogramm mit drei Spielen gegen favorisierte Gegner sei anspruchsvoll gewesen, "die Teams, die in unserer Klasse sind, kommen jetzt". Das Spiel gegen Lohhof gehörte zwar bereits dazu. "Aber das war eins", sagte Lehmann, "jetzt haben wir 17 weitere Chancen".

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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