Volleyball:Ein Punkt als Trostpflaster

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„Wir wollen zeigen, dass wir einen Entwicklungsschub gemacht haben“, sagte Hachings Roy Friedrich (Mitte) vor dem Duell mit Grafing. Das gelang. (Foto: Claus Schunk)

Unterhachings Volleyballer unterliegen im spannenden Zweitliga-Derby dem Favoriten TSV Grafing mit 2:3 Sätzen. Der verpasst dabei trotzdem die Tabellenführung.

Von Sebastian Winter, Unterhaching

Es war gleich ein Zeichen, das Grafings Volleyballer in die Unterhachinger Sportarena sendeten beim ersten Ballwechsel des Spiels: eine gute Annahme, ein schnelles Überkopf-Zuspiel - und Mittelblocker Thomas Stretz gelang mit einem wuchtigen Angriff die erste Führung, die die Gäste vehement bejubelten. Die Zweitliga-Partie in Unterhaching war ja nicht nur das prestigeträchtige oberbayerische Derby und an diesem Wochenende das attraktivste Volleyballspiel in der gesamten Region (die Erstligisten Herrsching und Alpenvolleys Haching hatten wie Frauen-Zweitligist Lohhof spielfrei). Sie sollte auch darüber entscheiden, ob die Grafinger tatsächlich die Tabellenführung übernehmen würden an diesem trüben Sonntag in Unterhaching.

Das Kunststück gelang der Mannschaft von Trainer Alexander Hezareh nicht ganz, obwohl Grafing die Unterhachinger vor knapp 500 Zuschauern mit 3:2 (25:20, 20:25, 21:25, 25:18, 15:10) bezwang. Für dieses Ergebnis bekommt der Sieger eben nur zwei Punkte, drei hätten sie aber gebraucht. Grafing ist nun einen Punkt hinter Eltmann Zweiter. Die Hachinger hingegen müssen nach ihrem starken Erfolg gegen Hammelburg vor einer Woche weiterhin etwas zittern. Der Vorsprung des Tabellenachten auf die Abstiegszone beträgt aber immerhin sechs Punkte.

Grafing fand souverän in die Partie, führte nach Stretz' Angriff schnell mit 8:4 (dank Stretz' Block), später 15:11. Unterhaching kam nur deshalb auf 16:17 heran, weil sich der Schlendrian in Grafings Spiel schlich. Nach kurzer Zeit hatten ihn die Gäste wieder vertrieben - sie gewannen 25:20. Dass die Partie kein Selbstläufer werden würde für Hezarehs Mannschaft, zeigte sich dann im zweiten Satz. Nun führten die Unterhachinger ständig, angetrieben durch Dejan Stankovic. Der mittlerweile 46-jährige Ex-Grafinger hatte vor der Saison betont, eigentlich nur noch an der Seitenlinie coachen zu wollen, spielte aber schon in Hammelburg, und ließ sich auch gegen Grafing seinen Einsatz nicht nehmen. Stammlibero Luca Baur ersetzte den verletzten Jonas Sagstetter, und er spielte richtig gut. Spätestens nach dem Ass von Hachings hochtalentiertem, sehr agilen, erst 18-jährigen Diagonalspieler Hristiyan Dimitrov zum 21:15 wirkten die Grafinger extrem verunsichert. 25:20 endete der Satz erneut, diesmal aber aus Sicht Unterhachings, dessen Geschäftsführer Mihai Paduretu sich im grünen TSV-Outfit und mit Basecap oben auf der Tribüne freute und auch das eine oder andere Handyvideo machte.

Unterdessen blieb Grafings Verunsicherung. Zuspieler Fabian Wagner fand auch im dritten Satz kein Rezept gegen den starken Block Unterhachings, in dem auch Routinier Roy Friedrich glänzte, obwohl er wegen einer mehrtägigen Dienstreise unter der Woche nur einmal trainiert hatte. Nach der knappen 12:10-Führung verlor Grafing seine Linie, Missverständnisse häuften sich, die Gäste haderten mit Schiedsrichterentscheidungen, Libero Benno Voggenreiter rutschte eine Annahme einfach durch die Finger. Auf der anderen Seite wurde Dimitrov immer stärker, seine Angriffe waren nun der Motor des Hachinger Spiels. Und Hachings Block. Sie blockten Höfer, und schließlich auch Grafings Außenangreifer Dominik Dreyer zur 2:1-Satzführung. "Wir wollen zeigen, dass wir einen Entwicklungsschub gemacht haben", hatte Friedrich vor der Partie am Freitag gesagt. Der Schub war nicht zu übersehen.

Doch im vierten Satz versiegte dieser Schub wieder, während sich die Grafinger aus ihrer Verunsicherung lösten. Fast mühelos glichen sie nach Sätzen aus, auch weil sie Friedrich, Dimitrov und die anderen nun im Griff hatten. Der Tiebreak musste entscheiden, und er war, wie so oft, ein Nervenspiel. Grafing erarbeitete sich beim 10:8 einen kleinen Vorteil, Haching nahm eine Auszeit, Grafing baute die Führung aus. Haching fehlte in dieser Phase schlicht die Durchschlagskraft. Und auch ein wenig die Courage bei Aufschlägen. Immerhin: Sie durften sich am Ende mit einem Punkt trösten.

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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