Volleyball:Doppelter Einkehrschwung

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Erstligist Herrsching lockt mit einer Hüttengaudi zu zwei Heimspielen. Vor allem das Duell am Freitag gegen Coburg gilt als richtungsweisend

Von Julian Ignatowitsch, Herrsching

Die Spielansetzung könnte für einen Volleyball-Verein aus dem Münchner Umland kaum schlechter sein. Und das auch noch beim bayerischen Derby. Wenn der TSV Herrsching am Freitagabend in der Bundesliga die VSG Coburg/Grub empfängt, eröffnet gleichzeitig ein großer Münchner Klub in einer anderen Sportart die Rückrunde. Zu sehen auch noch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Da rutschen Herrschings Trainer Max Hauser schon mal kaiserliche Worte aus dem Mund: "Schau mer mal . . ."

Und in der langen Version: "Mal schauen, ob die Leute das echte Leben und feine Abendunterhaltung bevorzugen oder sich lieber mit Weißbier auf ihr Sofa setzen." Beim selbst ernannten "Geilsten Club der Welt" wollen sie sich sogar vor dem deutschen Fußballrekordmeister nicht verstecken. "Ich glaube, wir haben die Fans, um die Halle wieder zu füllen", sagt Hauser. Zumal die Nikolaushalle mit ihren 1000 Plätzen ja dann doch nicht so ganz Arena-Ausmaße hat. Außerdem lockt Herrsching mit bayerischer Winterromantik. "Hüttengaudi" und "Volleyball-Après-Ski" haben sie für die beiden anstehenden Heimspiele gegen Coburg (Fr. 20 Uhr) und Bühl (Sa. 19 Uhr) ausgerufen. Eine echte Holzhütte wird aufgebaut, den Glühwein gibt es für die Sportler wohl erst nach dem Spiel.

Vom Wesentlichen soll das Ganze natürlich nicht ablenken. Schließlich geht es für Herrsching, insbesondere im Duell mit Coburg, um eine gute Ausgangsposition für die Pre-Playoffs. Als Achter hätte das Team vom Ammersee dort ein Heimspiel. Das ist das Ziel. Doch nach vier Niederlagen in Serie, auch wenn diese gegen starke Gegner einkalkuliert waren, hat Herrsching nur noch einen Punkt Vorsprung auf Platz neun und zehn - Letzteren belegt Coburg. Insofern kann man von einem richtungsweisenden Spiel sprechen. Gut möglich, dass Coburg in der Endrunde sogar wieder der Gegner ist. Und dann möchte man schon vor eigenem Publikum ran, den Fans ein weiteres Glanzlicht präsentieren.

Mit den Franken hat Herrsching in dieser Saison gute Erfahrungen gemacht. Am vierten Spieltag gelang dem Aufsteiger in Coburg der erste Bundesligasieg überhaupt. Ein großer Triumph in Herrschings beschaulicher Volleyball-Welt. "Das war eine kleine Sensation", erinnert sich Hauser, der glaubt, dass der Gegner seiner Mannschaft liegt. "Aufschlag und Annahme spielen da eine Rolle", deutet er an. Coburg hat schon während der gesamten Saison Probleme mit dem Service, das dürfte den Herrschingern, die manchmal in der Annahme wackeln, entgegenkommen.

Außerdem kehrt Herrschings Luke Smith nach einer Ohrenentzündung in den Kader zurück. "Aber er muss was tun", sagt Hauser. "Er muss sich erst wieder gegen Julius Höfer und Flo Malescha durchsetzen". Die beiden Außenangreifer haben den Trainer zuletzt überzeugt und stehen stellvertretend für das, im Vergleich zum Saisonstart, gehobene Niveau der Oberbayern. Für die Live-Übertragung von Spielen rüstet der Verein übrigens gerade nach. Er hat Kameras angeschafft, damit schafft er es zwar noch nicht ins Fernsehen, aber zumindest via Internet bald auf den Computerbildschirm (sportdeutschland.tv). Ob das gegen die Anziehungskraft von Sofa und FC Bayern ausreicht? Ein paar Zweifel bleiben.

© SZ vom 30.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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