Volleyball:Die Region sagt Ja

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Zum Zungeschnalzen: Trainer Max Hauser hat nun bei der Spieler-Akquise die erste Bundesliga als Argument, ausschlaggebend waren letztendlich zwei neue Sponsoren. (Foto: Marcel Lorenz/imago)

Herrsching bleibt erstklassig: Dank der "Aktion 100" kann der TSV weiter für die Bundsliga planen. Sogar Schulkinder warben für den "Geilsten Club der Welt".

Von Katrin Freiburghaus, Herrsching

Die Vertrauensfrage ist ein riskantes, aber beliebtes Instrument von Regierungschefs, die Ihrigen in politisch brenzligen Situationen hinter sich zu versammeln und im Erfolgsfall ihre Position zu stärken. Im Grunde war der Hilferuf von Herrschings Bundesliga-Volleyballern vor rund einem Monat etwas ganz Ähnliches: Der Klub hatte dazu aufgerufen, mithilfe von 100 Partnerschaften von je 1000 Euro relativ kurzfristig gemeinsam mindestens 100 000 Euro für den Verbleib im Oberhaus zu generieren. "Die Region hat jetzt die Chance zu zeigen, ob Sie so was wie Volleyball Bundesliga hier haben möchte", hatte Trainer Max Hauser damals gesagt.

"So eine Aktion kann auch schief gehen", sagt Marketing-Manager André Bugl fünf Wochen später, "man kann daran auch merken, dass man doch nicht so wichtig ist." Laut Bugl sei aber das Gegenteil der Fall gewesen, am Donnerstag vermeldete der Verein deshalb in einer für seine Verhältnisse sehr demütigen Mitteilung: Die Region will. Bugl berichtet von Kindern, die in der Halle vorstellig wurden und um eine Fortsetzung des Projekts erste Liga baten; das sei "schon sehr bewegend" gewesen. Insgesamt kamen über die 1000-Euro-Pakete 40 000 Euro zusammen. Bugl wertet das als "ein Zeichen dafür, dass wir hier Relevanz haben, das bestätigt unseren Standort und hilft uns bei kommenden Herausforderungen wie der Hallenthematik". Er beschreibt die Dynamik der vergangenen Wochen als "sehr beeindruckend", räumt allerdings ein, dass sie und die daraus resultierenden 40 000 Euro allein nicht gereicht hätten.

Sogar Kinder warben für eine Fortsetzung in der ersten Liga

Bugl, Hauser und der dritte Gesellschafter, Geschäftsführer Fritz Frömming, hatten 500 000 Euro Sponsoren-Einnahmen als Untergrenze für den Verbleib in der ersten Liga ausgegeben, was einer Steigerung um 150 000 Euro entspricht. Zwar sei der Betrag nicht komplett gedeckt, "aber die Lücke ist nicht mehr so groß, als dass wir sie in den nächsten Wochen nicht noch schließen könnten", sagt Bugl. Er spricht von einer Summe im unteren fünfstelligen Bereich. Bugl klingt erleichtert, er gibt auch ohne Umschweife zu, weshalb: "Es gab Momente, in denen wir gedanklich schon in der zweiten Liga waren."

Den Ausschlag für den Verbleib in Liga eins gaben letztlich zwei neue Sponsoren, die Herrsching in den kommenden Wochen benennen will. Auf das Engagement der Neueinsteiger hätte der TSV auch in der zweiten Liga zählen können, doch darüber muss sich nun vorerst niemand mehr Gedanken machen. Hauser, der neben den laufenden Playoffs schon einen halben Zweitliga-Kader organisiert hatte und parallel intensiv für die erste Liga sichtete, kommt das entgegen. Obwohl das Budget für Vertragsgespräche weiterhin "unklar" sei, weiß er nun zumindest, welche Liga er anbieten kann.

Die entscheidende dritte Viertelfinal-Partie in der Best-of-three-Serie in Frankfurt am kommenden Sonntag wird somit sicher nicht Herrschings letztes Spiel in der Bundesliga sein. Ob in der laufenden Saison noch weitere hinzukommen, hängt davon ab, ob dem Team der Sprung ins Halbfinale gelingt. "Frankfurt ist Favorit, aber wir haben eine Chance, und das ist alles, was wir brauchen", sagt Hauser. Nach den positiven Entwicklungen der vergangenen Wochen ist man geneigt, ihm das zu glauben.

© SZ vom 06.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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