Volleyball-Bundesliga:Wuppertaler Wecker

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Haching leistet sich gegen den Vorletzten absurde Fehler - das Champions-League-Rückspiel in Wegiel fordert alle Konzentration.

Katrin Freiburghaus

Es gibt Mannschaften, die es kurz vor einem Auftritt in der Champions League lieber ruhig angehen lassen, um Kräfte zu schonen. Die Bundesliga-Volleyballer von Generali Haching gehören ganz offensichtlich nicht dazu. Zwei Tage vor ihrem Achtelfinal-Rückspiel im höchsten europäischen Wettbewerb beim polnischen Vertreter Jastrzebski Wegiel (Dienstag, 18 Uhr) lieferten sie sich am Sonntag mit den A!B!C Titans aus Wuppertal ohne Not ein Viersatzspiel über 95 Minuten. Hachings Profis schüttelten nach dem 3:1 gegen den Vorletzten der Bundesliga lachend die Köpfe - so viele Fehler waren ihnen lange nicht unterlaufen.

Servus, bis Dienstag: 3:1 gewannen Hachings Volleyballer vergangene Woche das Achtelfinal-Hinspiel gegen Jastrzebski Wegiel. Um ins Champions-League-Viertelfinale einzuziehen, müssen sie auch das Rückspiel für sich entscheiden - nichts, was sich im Vorbeigehen erledigen lässt. (Foto: Claus Schunk)

"Wir wissen, dass wir auf einem anderen Level spielen", sagte Diagonalspieler Paul Carroll, "die Schwierigkeit besteht deshalb darin, so ein Match wie jedes andere anzugehen." Carroll selbst gelang das mit 19 Punkten noch einigermaßen gut. Daran lag es aber wohl nicht, dass er nach der Partie aufgeräumt wirkte: "Es war ein Weckruf für uns, beim nächsten Mal konzentrierter zu sein." Mittelblocker Max Günthör bewertete das Ergebnis ähnlich: "Die Essenz sollte sein, dass wir nicht mit 50 Prozent spielen und 3:0 gewinnen können."

Immerhin schafften es die Hachinger durch den Verlust des zweiten Satzes, ein besseres Trainingsspiel mit echten Emotionen aufzuladen und sich damit wenigstens ein bisschen auf die Gefühlslage einzustimmen, die sie an diesem Dienstag in Polen erwartet. "Ich kenne die Stimmung von Spielen mit der Nationalmannschaft - dort geht es heiß zur Sache", sagte Günthör. Carroll war sich dennoch sicher, "dass wir sehr gute Chancen haben, weil wir das erste Spiel recht souverän gewonnen haben". Um das Viertelfinale zu erreichen, müssen die Hachinger nach dem 3:1-Sieg im Hinspiel erneut gewinnen. Andernfalls entscheidet, unabhängig von der Anzahl der gewonnenen Sätze, ein "Golden Set", der bis 15Punkte ausgespielt wird.

Diese Ausgangsposition war vermutlich auch schuld an der Hachinger Zerstreutheit gegen Wuppertal. "Viele waren in Gedanken einfach schon zwei Tage weiter", mutmaßte Co-Trainer Frank Kahlmann, der seinen Chef Mihai Paduretu auf der Pressekonferenz vertrat. Bereits vor dem Spiel sei es vor allem um den Anreiseplan und das Training in Polen gegangen. Auf das Fehlerfestival gegen die Titans angesprochen, antwortete Kahlmann, dass man aus dem Spiel auch Positives mitnehme. "Wir haben gesehen: Selbst wenn es schwierig wird, haben wir eine Chance, zurückzukommen."

In Polen sollten es seine Spieler besser nicht darauf ankommen lassen. Berti Golf - Kahlmanns Kollege im Hachinger Co-Trainer-Gespann - wertete den Spielverlauf gar als gutes Omen. "Das war wie letzte Woche in Düren", sagte er. Auch damals hatte sich Haching reichlich schwer getan, um anschließend auf der europäischen Bühne ein Feuerwerk abzubrennen.

Als gesichert darf gelten, dass diesmal alle Hachinger pünktlich am Ziel sind. Beim Auswärtsspiel in Cannes hatte das Winterwetter der Hachinger Reisegruppe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Erst waren ein paar Spieler nicht mehr in die überfüllte S-Bahn gekommen, dann verpassten sie auch noch den Flieger. "Die Anreise sollte diesmal reibungslos verlaufen", sagte Kahlmann, "zumindest werden wir keine Spieler verlieren."

Die Ansetzung am Dienstag, zwei Tage nach einem Bundesligaspiel, ist für die Hachinger indes wenig glücklich. Aber darüber, ob dienstags oder mittwochs gespielt wird, entscheidet die Heimmannschaft. Statt Massage ging es für Haching am Montag bereits um 6 Uhr morgens los. Günthör begegnete der Aussicht auf diese Art von Wochenbeginn am Sonntag mit einem gequälten Lächeln, ehe sich sein Blick aufhellte. "Das wird die entscheidende Woche", sagte er, "jetzt geht es zur Sache." Am Dienstag in Polen, am Sonntag bei Bundesliga-Tabellenführer SCC Berlin. Günthör liebt solche Wochen - geschlafen wird später.

© SZ vom 08.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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