Volleyball:Bruch zur rechten Zeit

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Herrschings Volleyballer gehen trotz verlorener Generalprobe optimistisch in die Pre-Playoffs gegen Mitteldeutschland

Von Sebastian Winter, Herrsching

Es hatte so gut begonnen für Herrschings Volleyballer, dieses abschließende Hauptrunden-Spiel bei den Netzhoppers Königs Wusterhausen. 8:5 führte Max Hausers Mannschaft im ersten Satz, dann 16:10, später gar 21:14. "Das war perfekt. Wir haben super aufgeschlagen, super angenommen, super angegriffen. Die wussten ja gar nicht mehr, was sie machen sollten", sagte Hauser. Vor allem war es ein Vorsprung, den eigentlich keine Erstliga-Mannschaft mehr aus der Hand gibt. Doch die Herrschinger gaben ihn aus der Hand - und verloren das Spiel beim Tabellensiebten unnötig mit 0:3 (26:28, 20:25, 18:25).

Ein solcher kompletter Bruch wie im ersten Satz ist erstaunlich, aber er macht auch den Reiz dieser Sportart aus, wenn sich das Blatt plötzlich wendet, wegen Nuancen, zwei, drei Fehlern, die den Gegner stark machen und das eigene Team verunsichern. So war das in der Partie des Tabellensiebten Herrsching gegen den Achten.

Die bis dahin starken TSV-Hauptangreifer Daniel Malescha und Luke Smith machten leichte Fehler, oder ihre Angriffsbälle wurden von der Netzhoppers-Defensive herausgekratzt. Das Publikum johlte, die Brandenburger kamen auf 18:21 heran, bei 23:23 glichen sie erstmals aus. Herrsching hatte zwar später noch einen Satzball, vergab ihn aber. Der Gegner war abgezockter, die geglückte Aufholjagd hatte ihn euphorisch werden lassen. So euphorisch, dass er den ersten Satz gewann. "Danach war unser Spiel völlig weg, die Aufschläge kamen nicht mehr und im Angriff hatten wir ein riesen Problem", sagte Hauser. Das frustrierende Ende des Auftaktdurchgangs hatte den Herrschingern jeglichen Biss geraubt, sie waren den Netzhoppers fortan vollkommen ausgeliefert - schicksalsergeben. "Die leichte Überheblichkeit", die Hauser nach der komfortablen Führung im ersten Satz ausgemacht hatte, hatte sich in eine Schockstarre verwandelt, die sich bis zum Schlusspfiff nicht mehr lösen wollte. Hauser hat zugleich ein Problem mit dieser Überheblichkeit, "wir können uns das nicht leisten, dazu sind wir als Mannschaft noch zu labil".

Und doch haben die Herrschinger nach diesem unerfreulichen Rückrunden-Ende gute Gründe, sich zu freuen. Denn ihre Ausgangslage vor den Pre-Playoffs, für die sie sich längst qualifiziert haben, bleibt ungetrübt. Auch wegen des glücklichen Umstandes, dass der Neunte CV Mitteldeutschland in Rottenburg trotz einer 2:0-Satzführung noch mit 2:3 verlor. Bei einem klaren Erfolg wäre Mitteldeutschland noch an Herrsching vorbeigezogen - und hätte das erste Heimrecht gehabt. So aber kann Herrsching diesen Vorteil für sich beanspruchen, wenn es Anfang März zum Pre-Playoff-Duell mit den Leunaern kommt.

Auch insgesamt ist Hauser völlig zufrieden mit dem erreichten achten Platz, sechs Siegen und insgesamt 20 Punkten. "Ein Traumergebnis", sagt Hauser, die Herrschinger hatten in ihrer Premierensaison nicht mit diesem Erfolg gerechnet. Ihr Glück war auch, dass Hachings Volleyballer sich vor der Saison zurückgezogen haben und Dresden die Lizenz entzogen wurde - diesem Umstand haben sie zu verdanken, schon frühzeitig mit den Pre-Playoffs planen zu können. Beim aktuellen Blick auf die Tabelle hätten sie dies aber auch geschafft, wenn Haching und Dresden in der Liga geblieben wären.

Bis zum ersten Duell der Best-of-three-Serie gegen Mitteldeutschland (Mittwoch, 4. März, Nikolaushalle) wird Hauser mit der Mannschaft aber noch einmal über diese Niederlage in Königs Wusterhausen zu reden haben, und vor allem viel trainieren. Acht Einheiten hat er für diese Woche angesetzt, drei vormittags, fünf abends. Die Spieler, die zuletzt häufig krank waren, was das Trainingsniveau nicht unbedingt besser werden ließ, sollen vor den entscheidenden Wochen wieder in ihren Rhythmus kommen. Hauser sieht die Niederlage in Brandenburg daher auch als Anstoß. "Wir sind immer noch eine Mannschaft, der das Gewinnen nicht so gut tut. Und wir haben einige Spiele gewonnen in letzter Zeit." Der Trainer möchte seine Spieler also wieder etwas auf den Boden zurückholen und an ihren Mängeln arbeiten, die sich in den vergangenen Tagen angehäuft hatten.

Die Bilanz Herrschings gegen Mitteldeutschland ist übrigens ausgeglichen, in Leuna verlor der TSV 0:3, das Spiel zu Hause gewann der Aufsteiger vor zwei Wochen 3:1. Hausers Ziel ist es jedenfalls, "Mitteldeutschland zu schlagen". Playoff-Viertelfinale gegen Friedrichshafen, das hätte durchaus einen Reiz.

© SZ vom 23.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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