Volleyball:Bayerische Kraftquellen

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Der TSV Unterhaching strebt in die 2. Liga - mit frischen Talenten und neuem Sponsor

Von Sebastian Winter, Unterhaching

Lange Zeit war es recht ruhig gewesen um den TSV Unterhaching und seine Volleyballer. Nach ihrem Rückzug aus der ersten Liga im Sommer 2014 haben sie mehr im Hintergrund gewerkelt, ihr einstiger Erfolgstrainer Mihai Paduretu zog und zieht auch weiterhin als Klub-Geschäftsführer die Fäden. Unaufgeregt, aber durchaus mit einigem Stolz, sah er sein Herzstück, das die Volleyballer nach wie vor sind, binnen drei Jahren von der Landesliga in die Bayernliga, von dort in die Regionalliga und dann direkt in die dritte Liga aufsteigen. Dort sind sie seit Ende November ununterbrochen Tabellenführer, mit aktuell vier Punkten Vorsprung auf Verfolger Deggendorf. Den Tabellenzweiten haben sie gerade erst mit 3:2 bezwungen. Das alles sieht sehr nach einem neuerlichen Durchmarsch für die Mannschaft um den schon 45 Jahre alten Spielertrainer Dejan Stankovic aus, die Paduretu kurz nach Saisonstart mit zwei starken Bulgaren aufgefüllt hat - Zuspieler Georgi Topalov und der 2,15 Meter lange Mittelblocker Vasily Petrov sind eigentlich zu gut für die dritte Liga.

Auch abseits des Spielfelds darf sich Paduretu freuen. Denn am Mittwoch wollen die Gemeinde und der TSV in einer Pressekonferenz den neuen Namenssponsor für die Arena am Utzweg, die der Gemeinde gehört und nach wie vor als Spielhalle der Volleyballer dient, vorstellen. Ein Geheimnis ist er nicht mehr, es ist der potente Stromnetzbetreiber Bayernwerk. Nach dem Ausstieg des Versicherungsriesen Generali, der den Volleyballern jährlich insgesamt gut eine Million Euro zur Verfügung gestellt hatte, sich aber 2014 als Hauptsponsor der Volleyballer zurückzog, war die Hallen-Werbefläche vakant gewesen.

Kurz vor Weihnachten sagte Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) der Süddeutschen Zeitung, dass die Konditionen mit dem neuen Partner Bayernwerk vergleichbar seien mit jenen, die damals mit Generali ausgehandelt wurden; Paduretu möchte sich zur Ausrichtung und etwaigen Höhe des Sponsorings generell noch nicht äußern, er verweist auf Mittwoch. Aber es deutet sich an, dass die Volleyballer enorm von der neuen Konstellation profitieren dürften.

Dem TSV-Geschäftsführer, der vor einer guten Woche seinen 50. Geburtstag feierte, geht es zugleich offenbar nicht darum, seine Volleyballer im Schnellverfahren wieder in die erste Liga zu hieven. Interesse an einer Wildcard, die die VBL künftig an ambitionierte unterklassige Klubs vergeben will, um ihr Oberhaus aufzufüllen, hat Paduretu jedenfalls nicht. Er kann sich aber sehr wohl vorstellen, dass Unterhachings Volleyballer nach drei Aufstiegen in Serie nun auch den Sprung in die zweithöchste deutsche Spielklasse schaffen - und sich dort ausprobieren. "Wenn die Mannschaft den Aufstieg schafft, dann setzen wir uns zusammen", sagt er. Allerdings betont Paduretu explizit, dass der Kern des Teams im Falle eines tatsächlichen Aufstieges dann zusammenbleiben und mit eigenen U-20-Spielern aufgefüllt werden soll. "Die Talente sollen die Quelle sein, aus der die Mannschaft schöpft", sagt Paduretu.

An Jugendlichen mit Bundesliga-Potenzial mangelte es den Hachingern zu Erstligazeiten ja immer, doch mittlerweile hat sich eine sehr starke U20 herausgebildet, die Anfang Juni die deutsche Meisterschaft ausrichtet. Mit dabei ist auch ein Zuspieler mit bekanntem Namen: Eric Paduretu. Auch der 17-Jährige hätte durchaus Lust, künftig zweite Liga für Unterhaching zu spielen. Und er wäre dann ein Paradebeispiel für den neuen Jugendstil, den sein Vater im Klub propagiert.

Klar ist zugleich, dass der Etat in der zweiten Liga wesentlich höher sein muss als in der dritten Liga. Um oben mitspielen zu können, braucht es eine niedrige sechsstellige Summe, was für die Hachinger aber kein Problem sein dürfte, zumal in der Konstellation mit dem neuen Sponsor. Zugleich sind einige Formalien zu erledigen. Bis 1. Februar müssen die Hachinger ihren unverbindlichen, bis Mai jederzeit kostenlos stornierbaren Antrag auf Zweitliga-Spielrecht an die Volleyball-Bundesliga nach Berlin abgeschickt haben. Sie waren schnell, der Antrag liegt in der Hauptstadt bereits vor. Auch das ist als kleines Zeichen zu werten, dass sie in Unterhaching wieder Lust bekommen haben auf mehr. Wie genau dieses "mehr" dann aussehen soll, dürfte sich nächste Woche zeigen. Für Hachings Volleyballer ist der Mittwoch ohnehin ein Freudentag - fast exakt zweieinhalb Jahre, nachdem sie sich an selber Stelle in ihrer Sporthalle am Utzweg deprimiert aus dem Profigeschäft zurückgezogen haben.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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