Volleyball:Aus dem Rhythmus

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Herrschings Volleyballer schimpfen nach dem 0:3 gegen Mitteldeutschland auf den Schiedsrichter, Libero Prüsener sieht Rot

Von Sebastian Winter, Herrsching

Max Hauser hatte Forderungen an seine Mannschaft gestellt nach dem starken Spiel gegen Pokalsieger Friedrichshafen vom vergangenen Donnerstag, das in eine 1:3-Niederlage gemündet war. Dem Trainer von Herrschings Volleyballern ging es um die bereits zwei Tage später folgende Partie in Mitteldeutschland, er wollte endlich auch einmal in einem nicht ganz so attraktiven Spiel eine gute Leistung seiner Mannschaft sehen.

Bislang war es ja oft so gewesen, dass der Aufsteiger gegen die Topklubs der ersten Liga famos spielte, wenn auch nicht über die gesamte Zeit. Gegen die wirklich wichtigen Gegner, die mit Herrsching um den Klassenerhalt kämpfen, passte dann oft nicht mehr viel zusammen. In Dresden war das so, gegen Lüneburg auch. Und nun in Mitteldeutschland war es nicht anders. Herrschings Volleyballer verloren das Spiel gegen die Volleyballer aus der Chemie-Stadt Leuna deutlich mit 0:3 (16:23, 20:25, 23:25), und Hausers Forderungskatalog hatte sich schon im ersten Satz ziemlich schnell in Luft aufgelöst.

Der Pole Jan Krol düpierte Herrschings Block, alleine er machte 19 Punkte, die TSV-Spieler bekamen ihn nie in den Griff. Herrschings Annahme war zwar ordentlich, doch dieses Mal enttäuschten die gegen Friedrichshafen noch so starken Angreifer. Dem grippegeschwächten Australier Luke Smith merkte man die fehlende Fitness deutlich an, Daniel Malescha hatte einen schwarzen Tag. Und auch die Quote des mit zehn Zählern punktbesten Herrschingers Julius Höfer war schwach. "Nach dem tollen Spiel gegen Friedrichshafen folgte jetzt das Gegenteil", sagte Hauser.

Im zweiten Satz spielte Herrsching etwas besser, der TSV ging mit 10:6 in Führung. Doch danach ließen sich die Gäste durch einige umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen aus dem Rhythmus bringen. "Da waren krasse, haarsträubende Fehlentscheidungen dabei. Ein gegnerischer Angriff war einen halben Meter im Aus, er wurde drin gegeben", sagte Hauser, dessen Mannschaft sich nicht mehr richtig auf ihr Spiel konzentrieren konnte.

Am meisten ärgerte sich TSV-Libero Sebastian Prüsener, der zunächst die gelbe Karte sah und dann kurz vor dem Satzende nach einer weiteren strittigen Situation seinem Ärger so richtig Luft machte. Prüsener wurde mit Rot vom Platz gestellt, im Volleyball darf ein Spieler nach einer solchen Sanktion im nächsten Satz allerdings auf das Feld zurückkehren. Der 32-Jährige kehrte zurück, die Herrschinger gerieten allerdings wie im ersten Satz durch viele eigene Fehler im Angriff schnell in Rückstand und hatten keine Chance mehr auf einen Satzgewinn. Prüsener ließ sich auch nach dem Spielende kaum beruhigen. Er lief Gefahr, eine gelb-rote Karte zu kassieren und damit im wichtigen Heimspiel gegen den VC Olympia Berlin am 12. Dezember gesperrt zu werden. Am Ende blieb es bei der roten Karte. "Ich mag ihn, er ist ein Unikat, auch Rot ist kein Problem", sagte Hauser. "Aber er hat in der Kabine trotzdem einen Anschiss bekommen. Denn wenn er gesperrt worden wäre, hätten wir ihn nicht kompensieren können."

In der Tabelle hat sich durch die Niederlage nichts verändert, Herrsching ist weiterhin Zehnter, fünf Punkte vor dem Letzten Dresden. Hauser hat nun zwei Wochen Zeit vor dem Heimspielwochenende gegen Berlin und Königs Wusterhausen, vor allem die Fehler im Angriff zu minimieren. Er selbst sieht die klare Niederlage sehr pragmatisch: "Wir sind noch nicht gut genug und müssen besser werden. Punkt. Aus." Manchmal wünscht er sich aber einen Leader, der in solchen Spielen Stärke zeigt - und sich eben nicht unnötig provozieren lässt. Große Aufbauarbeit musste Hauser immerhin nicht leisten. Auf der Rückfahrt lenkten sich die Spieler mit Fantasy-Rollenspielen von der durchaus tristen Realität ab.

© SZ vom 01.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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