Volleyball:Alpenglühen

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Hachings Volleyballer kehren per Wildcard und als Innsbrucker Juniorpartner in die Bundesliga zurück. Finanziert wird das Projekt aus Tirol.

Von Katrin Freiburghaus, Unterhaching

Ob beabsichtigt oder nicht: Hannes Kronthaler machte am Mittwoch gleich mal deutlich, wer im Münchner Süden künftig den Hut auf hat. Denn auf der Pressekonferenz, auf der der TSV Unterhaching seine Rückkehr in die Volleyball-Bundesliga zur kommenden Saison verkündete, waren zwar allerhand Verantwortliche aus Unterhaching und sogar Liga-Chef Klaus-Peter Jung zugegen. Den weitaus größten Teil der Veranstaltung bestritt der österreichische Bauunternehmer und Geschäftsführer von Hypo Tirol Innsbruck jedoch als Alleinunterhalter. Konsequent war das allemal, denn der viermalige deutsche Pokalsieger erhielt die Wildcard der Volleyball-Bundesliga (VBL) nicht als Solist, sondern als Teil einer spektakulären, weil internationalen Kooperation, die künftig als Hypo Tirol Alpenvolleys Haching in der deutschen Bundesliga antreten wird.

Kronthaler ist mit seinem Team gewissermaßen der Konkurrenzlosigkeit in Österreich entflohen, im März war er auf Unterhaching zugekommen und die Klubs waren sich binnen Wochen einig geworden. Das Wortungetüm, unter dem die gemeinsame Vision vom Spitzenvolleyball firmiert, zeigt indes, wie aussagekräftig Vereinsnamen bisweilen sein können. Denn der länderübergreifende Bund des zehnmaligen österreichischen Meisters mit Haching ist organisatorisch mindestens genauso kompliziert. So machte etwa die Auslandsbeteiligung die Zustimmung beider Verbände sowie die der Mehrheit der deutschen Männer-Bundesligisten notwendig. Jung betonte, dass die Spitzenklubs "begeistert gewesen" seien. Zwei der drei Gegenstimmen seien zudem von generellen Kritikern der Wildcard gekommen.

Duell der Giganten: Berlins Paul Carroll (li.), der drei Jahre zuvor noch für Generali Haching spielte, wird von den Hachingern Ewoud Gommans und Konstantin Shumov im Oktober 2013 beim Ligaspiel in der Hauptstadt geblockt. Ein paar Monate später zog sich Haching aus dem Profi-Volleyball zurück. (Foto: imago)

Grob lässt sich der Plan für das erste Jahr, in dem Kronthaler mit einem Etat von rund 1,1 Millionen Euro gerne mindestens Fünfter würde, so zusammenfassen: Beide Klubs bleiben eigenständig und spielen in Deutschland und Österreich jeweils weiter in den zweiten Ligen. Für das gemeinsame Profi-Team haben dagegen beide eine Spielbetriebs-GmbH - nach geltendem Recht im Herkunftsland des jeweiligen Hauptvereins. Da Hypo Tirol Innsbruck jedoch sämtliche finanzielle Risiken trägt und zudem hundert Prozent der Sponsoren stellt, steht Kronthaler beiden GmbHs als Geschäftsführer vor. Ansprechpartner für die VBL ist als Lizenzinhaber dagegen der TSV Unterhaching, der als deutscher Klub auch international antreten würde - falls er sich qualifiziert.

Dass Unterhaching bei seiner Rückkehr in die erste Liga eher wie der kleine Bruder von Hypo Tirol wirkt, fand VBL-Geschäftsführer Jung angesichts der wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse folgerichtig. "Es ist vernünftig und auch notwendig, dass derjenige, der zahlt, die Entscheidungen trifft", sagte er. Jung fügte aber hinzu, dass das zunächst auf drei Jahre angelegte und für diesen Zeitraum vom Ligavorstand genehmigte Projekt unter intensiver Beobachtung stehe. Nach drei Jahren erfolgt eine Evaluierung - sowohl von Seiten beider Vereine als auch durch die Liga.

Ziel sei es, Unterhaching nach dessen freiwilligem Rückzug im Sommer 2014 als Bundesligastandort wieder "stabil und hoffähig" zu machen. Es ist deshalb klarer Bestandteil der Vereinbarung, die wirtschaftlichen Anteile anzugleichen. Anhand der geplanten Heimspielverteilung ist zu erkennen, dass die Vereine die Abmachung offenbar ernst nehmen. Während die Hauptrundenspiele der ersten Saison zu 70 Prozent in Innsbruck ausgetragen werden, soll das Verhältnis im zweiten Jahr bereits ausgeglichen sein.

Trotz aller Absichtserklärungen, die eine Partnerschaft auf Augenhöhe suggerieren sollten, geisterte der Begriff "Übernahme" durch den Mehrzweckraum der Unterhachinger Sportarena. Und selbst TSV-Geschäftsführer Mihai Paduretu räumte ein: "Wenn man böse ist, kann man sagen, dass Tirol in Deutschland spielt." Es steht aber nicht zu befürchten, dass Hachings Macher und ehemaliger Trainer an Machtbewusstsein eingebüßt hat.

Er hörte sich Kronthalers Power-Point-Vortrag wohlwollend an und widmete sich den Launen des formschwachen Beamers. Als Kronthaler darauf verwies, dass die sportlichen Entscheidungen gleichberechtigt von Paduretu und Tirols bisherigem Sportdirektor Stefan Chrtiansky getroffen würden, schaltete er sich jedoch ein und sagte: "Daran sind wir schuld." Will sagen: Obwohl das Training in Innsbruck stattfindet, wird Haching ein gewichtiges Wort mitreden bei Kaderplanung und sportlicher Entwicklung. Chrtiansky trainiert das Team im ersten Jahr, Paduretu übernimmt den Posten des Sportdirektors. Von der zweiten Saison an wünscht sich Kronthaler einen Trainer "in der Kategorie von Berlin und Friedrichshafen". Denn er will auch sportlich schnell in diese Sphären - und gemeinsam mit Haching zurück in die Champions League.

© SZ vom 26.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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