Volleyball:Abteilung Attacke

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Weiß, wie er seine Spieler erreicht: Alpenvolleys-Trainer Stefan Chrtiansky. (Foto: Amir Beganovic/imago/GEPA pictures)

Die Alpenvolleys stehen vor dem Topspiel gegen Friedrichshafen. Die Favoritenrolle wollen sie sich nicht einreden lassen.

Von Julian Ignatowitsch, München

Das Spiel am Donnerstagabend hat sich Hannes Kronthaler, der Manager der Alpenvolleys Tirol, ganz genau angeschaut. Auch wenn seine Mannschaft im Deutschen Volleyball-Pokal nicht mehr mitmischt, konnte er so vor dem Topspiel gegen Rekordmeister Friedrichshafen (Sonntag, 17 Uhr) Gegnerscouting betreiben. Einerseits sah er, dass der VfB Friedrichshafen gegen Düren souverän das Finale erreichte (3:1). Andererseits nahm er interessiert zur Kenntnis, dass VfB-Trainer Vital Heynen zum dritten Mal in dieser Woche mit veränderter Startformation starten musste. Kronthalers Bilanz: "Die Chancen stehen 50:50."

Vor dem Spitzenspiel Erster gegen Zweiter, das in der Sportarena in Unterhaching stattfinden wird, spricht Kronthaler viel über den Gegner. Vor der Saison hätten die Alpenvolleys nicht geglaubt, dass sie als ungeschlagener Tabellenführer in diese prestigeträchtige Partie gehen würden. In sieben Bundesliga-Spielen haben sie überhaupt nur vier Sätze abgegeben: Ein Lauf, den man eher dem "Aushängeschild" (Kronthaler) Friedrichshafen zugetraut hätte. Aber die Männer vom Bodensee taten sich phasenweise schwer, verloren ein Heimspiel gegen Berlin (2:3) und zuletzt auch einen Punkt gegen Frankfurt (3:2). Und so haben sie trotz eines Spiels mehr einen Punkt weniger auf dem Konto als das Überraschungsteam aus Innsbruck/Unterhaching. Bei einem Sieg der Alpenvolleys könnten es sogar schon vier Punkte sein. "Favorit sind wir aber nicht, das lassen wir uns auch nicht einreden", sagt Kronthaler.

Trotzdem verfolgt er die Personalsituation beim Gegner genau. Auf der wichtigen Außenangreiferposition hat Friedrichshafen derzeit Probleme: Der rumänische Nationalspieler Adrian Aciobanitei kam wegen eines lädierten Meniskus im Pokal nicht zum Einsatz, der griechische Nationalspieler Athanasios Protopsaltis kam wegen seiner Wade nur sporadisch zum Einsatz. So bot Heynen kurioserweise Libero Thilo Späth-Westerholt als Angreifer auf, was ein wenig so ist, als würde beim Fußball ein Abwehrspieler im Sturm auflaufen. Späth-Westerholt machte immerhin zehn Punkte, stärkte die Annahme und bekam eine Extraerwähnung vom Trainer: "Ich kann ihn gar nicht genug loben, dass er als Libero über außen so ein gutes Spiel gemacht hat."

Mit der zweiten Angriffsreihe dürfte es der VfB in Unterhaching aber ungleich schwerer haben. Die Alpenvolleys haben sich in der Liga nach starkem Start sogar noch gesteigert: Zuletzt putzten sie Meister Berlin jeweils 3:0 und ließen kaum eine Schwäche erkennen. Im Außenangriff glänzen Pawel Halaba und Hugo da Silva, im Aufschlag und Block dominierte man die Gegner nach Belieben. Auch Diagonalangreifer Kirill Klets kommt nach Startschwierigkeiten immer besser in Form und war mehrmals Topscorer mit einer Erfolgsquote von weit über 50 Prozent. Manager Kronthaler lobt die Herangehensweise von Trainer Stefan Chrtiansky, der dem 20-Jährigen durchgehend das Vertrauen schenkte. "Er ist noch so jung, hat enormes Potenzial und wird noch stärker", glaubt der Coach, der dem Russen zudem Englischstunden zur besseren Integration verordnet hat.

Dass dieses Topspiel in Unterhaching stattfindet, ist auch ein Zeichen an die Münchner Region - und ein Gradmesser. Kronthaler erwartet, wie auch die Hachinger Verantwortlichen um Mihai Paduretu, dass die Halle am Sonntag ausverkauft ist. Beim ersten Alpenvolleys-Heimgastspiel der Saison gegen Lüneburg waren nur 600 Zuschauer gekommen, nicht mal die Hälfte des Schnitts in Innsbruck. Das Projekt stößt nach wie vor auf geteilte Resonanz: Sportlich ist man dem ambitionierten Dreijahresplan als Tabellenführer voraus. Laufen die kommenden Spiele gegen Friedrichshafen, Frankfurt und Düren genauso erfolgreich, will Manager Kronthaler sogar noch mal in die Vereinskasse langen. "Dann attackieren wir Richtung Meisterschaft", sagt er. Friedrichshafen wird es mit Interesse vernehmen.

© SZ vom 15.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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