Volleyball:Ab in den Norden

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Duell auf Augenhöhe: Herrschings Außenangreifer Jori Mantha testet Lüneburgs Block. (Foto: Witke/Nordphoto/Imago)

Herrschings Volleyballer haben die beste Hauptrunde ihrer Vereinsgeschichte hinter sich. Sollten sie auch das Playoff-Viertelfinale gegen Lüneburg gewinnen, würden sie erstmals um den Einzug ins Meisterschaftsfinale spielen.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Herrschings Volleyballer sind am Dienstag gut gelaunt in den ICE Richtung Lüneburg eingestiegen. Eine zweite lange Reise mit Kleinbussen wollten sie sich nach dem letzten Rückrundenspiel vom Wochenende in Berlin dann doch nicht antun. Im Zug lässt es sich entspannter reisen, und Herrschings Ambitionen lassen sich mit ausgeruhten Spielern auch besser in die Tat umsetzen. Immerhin steht ja am Mittwoch, nur wenige Tage nach dem Hauptrundenende, gegen die SVG Lüneburg bereits das erste Playoff-Viertelfinalspiel an.

Es ist das Duell des Tabellenvierten vom Ammersee gegen den Fünften aus dem Norden. In Lüneburg hatte Herrsching während der Saison mit 2:3 verloren, zu Hause dafür klar 3:0 gewonnen. "Favoriten sehe ich keinen, beide Mannschaften sind gut organisiert, vielleicht wird es das spannendste aller Viertelfinals", sagt Herrschings Trainer Max Hauser. Eines ist jedenfalls jetzt schon klar: Die Runde der letzten Acht wird schnell vorbei sein.

Denn die Volleyball-Bundesliga (VBL) hat den Playoff-Modus wegen der Corona-Pandemie angepasst. Die Viertel- und Halbfinals werden jeweils im Modus best-of-three gespielt, die Finalserien dann best-of-five. Ende April sollen die Meister bei Frauen und Männern feststehen. Auch die Spielreihenfolge wird gedreht. So findet die erste Viertelfinalpartie nun anders als üblich bei der schlechter platzierten Mannschaft - in diesem Fall also Lüneburg - statt. Das zweite Duell und ein mögliches drittes Entscheidungsspiel werden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen beim tabellarisch besseren Team ausgetragen. Herrsching empfängt Lüneburg am kommenden Samstag in der Nikolaushalle - die am Sonntag auch für ein mögliches Entscheidungsspiel reserviert ist.

Herrsching hat schon jetzt die erfolgreichste Hauptrunde seiner Vereinsgeschichte gespielt - und verpflichtet kurzfristig einen zweiten Libero

Dass die Volleyball-Bundesliga die Playoffs so schnell über die Bühne bringen will, ist verständlich, wenn man fast exakt ein Jahr zurückblickt. Am 12. März 2020 hatte die VBL die Saison kurz vor dem Playoff-Start wegen der hereinbrechenden Pandemie für beendet erklärt. Die wieder steigenden Inzidenzzahlen verheißen auch in diesem Frühjahr nichts Gutes, die Eile scheint also geboten.

Dabei befinden sich die Herrschinger auf der Zielgeraden einer für sie womöglich historischen Spielzeit. Noch nie seit ihrem Aufstieg im Jahr 2014 sind sie in ein Playoff-Halbfinale eingezogen. Wenn es ihnen diesmal gelingt, würden sie dort auf den Sieger der Partie Friedrichshafen gegen Bühl treffen. Schon jetzt hat der Klub vom Ammersee die beste Hauptrunde der Vereinsgeschichte gespielt, mit elf Siegen und 35 Punkten. Und das Pokalfinale verpasste Herrsching nur hauchdünn.

Der eher überschaubare 12er-Kader wurde noch kurzfristig aufgestockt: Für die Playoffs wurde der 19-jährige Libero Moritz Eckardt vom VC Olympia Berlin verpflichtet, um neben dem etatmäßigen Abwehrchef Ferdinand Tille die Annahme zu stärken. Für den Tabellen-Vorletzten Berlin ist die Saison bereits beendet, und Wechsel von Internatsspielern sind auch nach dem Ende der Transferperiode, deren Fenster eigentlich längst geschlossen ist, noch erlaubt. "Das Training wird intensiver und besser, und in der Crunch-Time kann ein zweiter Abwehrspieler nicht schaden", sagt Herrschings Geschäftsführer Fritz Frömming.

Nur der bereits im vergangenen Jahr anvisierte erste Auftritt im Münchner Audi Dome lässt weiter auf sich warten. Ein Playoff-Halbfinale gegen Friedrichshafen könnte sich Frömming dort gut vorstellen, aber nur, falls es zugleich ein TV-Spiel ist. Ob dann die durch die Bayern-Basketballer derzeit stark frequentierte Arena frei wäre, ist noch völlig unklar. Ohnehin müssen die Herrschinger nun erst einmal ihre Reise in den Norden erfolgreich beenden.

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