VfR Garching:Wenigstens kein Debakel

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Einsam unter Kleeblättlern: Garchings Markus Berwein betrauert ein weiteres Gegentor für sein Team. Später gelang ihm der 1:2-Anschlusstreffer. (Foto: imago images / Zink)

Nach zehn Gegentoren in zwei Spielen hält Garching in Fürth die Niederlage in Grenzen - obwohl der VfR schon nach 20 Spielminuten mit 0:2 hinten liegt.

Von Christian Bernhard, Garching

Das Spiel war erst 20 Minuten alt, da kamen schon wieder diese Befürchtungen: Bloß nicht wieder eine Klatsche, schwirrte es nicht nur durch die Spieler-Köpfe des VfR Garching. Auch bei Trainer Philipp Bönig, der in den zwei vorangegangenen Partien von der Seitenlinie aus mit ansehen musste, wie sein Torhüter den Ball zehnmal aus dem eigenen Kasten holte, kam der Gedanke auf, "dass es so weiter geht". Am Samstagnachmittag wurden derlei Befürchtungen nicht Realität, der VfR verhinderte ein erneutes Debakel. Nach zwei frühen Gegentoren hielt er sein Tor bei der SpVgg Greuther Fürth II sauber, die dritte Niederlage in Serie konnte er dennoch nicht verhindern. 1:2 (0:2) hieß es am Ende des sechsten Spieltags in der Regionalliga Bayern, der VfR ist nach der vierten Saisonniederlage nun endgültig im unteren Tabellenbereich angekommen.

Die Marschroute vor dem Anpfiff war nach zwei Pleiten mit jeweils fünf Gegentoren unmissverständlich gewesen, Bönig fasste sie so zusammen: Verstärkter Wert sollte auf die Abwehr gelegt werden. Garchings Trainer war auch zufrieden, wie sein Team das zu Beginn umsetzte. Es trat griffiger auf und war besser in den Zweikämpfen als in den beiden Partien zuvor. Doch nach einer Viertelstunde trat das ein, was nicht hätte eintreten sollen: Gegentore! Früh und in kurzem Abstand. Zweimal war Fürths Elias Abouchabaka zur Stelle (15. und 20.), beide Male eingesetzt vom langjährigen Zweitliga-Profi und jetzigen spielenden Co-Trainer Daniel Adlung, der laut Bönig bei den Franken "alles steuert und lenkt" und "für viele Probleme Lösungen parat" habe. Die beiden Treffer seien aber nur zustande gekommen, weil die Fürther durch individuelle VfR-Fehler dazu eingeladen worden seien, betonte Bönig.

Anders als befürchtet fiel der VfR nach den Gegentoren Nummer elf und zwölf in nur 200 Minuten aber nicht auseinander. Ein bisschen Glück war auch dabei, als Shawn Parker nach einem Fehler von Garchings Torhüter Dominic Dachs den Innenpfosten traf (27.). Bis zur Halbzeit spielte der VfR laut Bönig ein paar Offensivaktionen nicht gut aus, nach der Pause und einer taktischen Umstellung bescheinigte er seinen Spielern aber eine "ordentliche" Reaktion. "Das war was ganz anderes", betonte er mit Blick auf die beiden vorangegangenen Partien. Als Maximilian Berwein in Minute 65 vor dem Fürther Torhüter Leon Schaffran ruhig blieb und mit seinem ersten Regionalliga-Tor auf 1:2 verkürzte, war die Hoffnung wieder da, und "ein Hauch von 2:2 lag in der Luft", sagte Bönig. Auch ohne Kapitän Dennis Niebauer, der urlaubsbedingt fehlte, befeuerten einige Standardsituationen diese Hoffnung, wirklich große Chancen erspielte sich sein Team gegen den neuen Tabellenführer, der jetzt als einzige Mannschaft der Liga noch ungeschlagen ist, aber nicht mehr.

Dennoch war Bönig zufrieden; Kompaktheit, Passspiel und Laufbewegungen gefielen ihm besser als in den Spielen zuvor. Er sei aber nicht blauäugig und wisse auch, dass es jetzt vor allem eines braucht: Punkte. "Im Moment haben wir ein kleines Tief", gestand er ein, "aber wir arbeiten daran, rauszukommen." Er betonte, dass seine Mannschaft in die richtige Richtung gehe.

Das hatte vor der Partie ganz anders geklungen. Nach den zwei bösen Liga-Klatschen war der VfR unter der Woche auch im Toto-Pokal an einer Blamage vorbeigeschrammt. Gegen den SV Marzling, der in der Kreisklasse spielt, gab es einen knappen 2:0-Sieg, der Bönig keineswegs zufriedenstellte. Sein Team habe sich in etwas mehr als einer Woche "wieder alles eingerissen, was wir uns davor aufgebaut haben", schimpfte er und kündigte an, dass über das Spiel "intern zu reden" sei. Schon seine Halbzeitansprache hatte deutlich gemacht, dass er alles andere als zufrieden war: Sie hatte nur zwei Minuten gedauert.

Beim neuen Tabellenführer versöhnte er sich trotz der Niederlage wieder mit seiner Mannschaft. Solche Negativphasen seien völlig normal, erklärte er, sie gehörten zu einer Saison. Im Moment, sagte er, lande gefühlt jede erste Chance des Gegners im VfR-Tor. Dagegen, betonte er, "müssen wir uns jetzt wehren". Damit der Wiederaufbau des Selbstbewusstseins weitergeht - und es demnächst auch mal wieder Punkte gibt.

© SZ vom 12.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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