TuS Fürstenfeldbruck:In eigener Sache

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Durchgewurschtelt: Linksaußen Felix Kerst war mit sechs Toren, darunter vier verwandelte Siebenmeter, einer der Aktivposten gegen Haßloch. (Foto: Günther Reger)

Beim 32:25 gegen den Tabellenelften Haßloch tun sich Brucks Handballer lange schwer. Danach ernten sie viel Zuspruch für ihre Aufstiegsambitionen.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Und dann erscheint Dominik Klein. Auf der Leinwand. Der Handball-Weltmeister von 2007, derzeit als Experte für die ARD bei der EM in Norwegen im Einsatz, steht in Trondheim in der Sporthalle und übermittelt mit routiniertem TV-Lächeln Grüße ins mehr als 2000 Kilometer entfernte Fürstenfeldbruck. Klein will mithelfen, seine Sportart im Münchner Raum wieder hochklassig zu machen. Nacheinander kommen dann auch noch die Nationalspieler Patrick Wiencek und Johannes Bitter ins Bild sowie Filip Jicha, der mit Klein einst zusammen für den THW Kiel gespielt hat (und jetzt dort Trainer ist). Alle wünschen Fürstenfeldbrucks Handballern viel Glück für ihren Traum von der zweiten Liga. Im Verwaltungsgebäude der Sparkasse in Fürstenfeldbruck gibt es für die Einspieler viel Applaus. Dort sind am Samstag aktuelle und potenzielle Sponsoren, Gönner, Vereinsvertreter und die gesamte Mannschaft des TuS zusammengekommen, um ihren Traum zu promoten. Es gibt Häppchen, Getränke und viele Bekenntnisse.

"Wir haben einfach Bock auf die zweite Liga in Fürstenfeldbruck", sagt Martin Wild über seine zehnte Saison als TuS-Trainer, und die Tabellensituation gebe das her. Die Panther, wie sie sich nennen, sind seit geraumer Zeit Spitzenreiter der dritten Liga Süd - mit fünf Punkten Vorsprung. Der besteht auch nach dem ersten Spiel des Jahres 2020, das die Brucker vor gut 900 Zuschauern mit 32:25 gegen die TSG Haßloch gewinnen.

Was als Ergebnis halbwegs standesgemäß gegen den Tabellenelften wirkt, lässt sich lange Zeit zäh an. Die Gastgeber wollen bei ihrem ersten Auftritt im neuen Jahr nicht so recht zu ihrer Form finden, lassen den unbedingten Drang zum Tor vermissen und sich das Spiel von den Gästen aufzwingen. "Haßloch hat das Spiel in der ersten Halbzeit diktiert", moniert Wild, der mit geschientem linken Arm am Spielfeldrand steht und ein unfreundliches Gesicht macht - bei einem Sturz von der Leiter hat er sich den Ellbogen ausgekugelt.

Beim 4:5 (11.) geraten die Gastgeber erstmals in Rückstand, der sich auf bis zu drei Tore auswächst. Zur Halbzeit steht es 10:12. Den Ärger, der sich bei Wild, wie er später gesteht, über das Spiel seiner Mannschaft aufbaut ("Ich war sauer auf die Jungs"), bekommen kurz vor der Pause die Schiedsrichter ab. Wild erhält dafür wieder einmal eine Zwei-Minuten-Strafe, die dem Regelwerk entsprechend ein Spieler seines Teams absitzen muss.

Es sei nach der längeren Pause über den Jahreswechsel nicht ganz einfach gewesen, an die Leistungen von 2019 anzuknüpfen und das Level zu halten, gesteht Rückraumspieler Korbinian Lex. Teamkollege Falk Kolodziej räumt ein, dass der Trubel um die zweite Liga mit dem geplanten Marketingtermin im Anschluss an die Partie schon auch eine Rolle gespielt haben könnte. Deshalb sei der Sieg am Ende "auch so verdammt wichtig gewesen", betont Martin Wild: "Wir hätten sonst alles danach in die Tonne treten können."

Doch die Brucker finden ihren "Flow wieder", wie Lex es nennt. Es dauert eine halbe Stunde, bis sie sich die Führung beim 18:17 (39.) zurück holen. Großen Anteil daran haben Linksaußen Felix Kerst, mit sechs Toren und hundertprozentiger Erfolgsbilanz bei vier Siebenmetern, und Torhüter Michael Luderschmid. Ein ums andere Mal bringt er Hand- und Fußspitze noch an den Ball und verdient sich den Szenenapplaus der Fans, die mit der Rückkehr der Leidenschaft auf dem Spielfeld ihre Leidenschaft fürs Anfeuern wieder entdecken. Spontane Begeisterung macht sich breit, als die Panther zweimal ins leere Haßlocher Tor treffen (40., 54.), als sich Johannes Stumpf beim Treffer zum 17:17 (38.) trotz Bedrängnis durchsetzt, als Alexander Leindl (9.) und Benedikt Hack (41.) den Ball in der Abwehr herausfischen.

Am Ende hält der Spitzenreiter auch diese beiden Punkte fest und rettet den Abend. In weißen Hemden machen sich die Hauptdarsteller dann zum Sponsorentermin auf, bei dem sich auch Georg Clarke, Präsident des Bayerischen Handball-Verbandes (BHV), dazu bekennt, dass der Verband den Schritt des TuS Fürstenfeldbruck unterstützen wolle. Die gut hundert Anwesenden klatschen. Doch wie diese Unterstützung aussehen könnte, "weiß der BHV selbst noch nicht", gibt Clarke zu, Verbände seien manchmal schwerfällig. Aber wenn man den Handball voranbringen wolle, dann müssten künftig alle Talente in Fürstenfeldbruck ankommen und nicht nach Magdeburg, Leipzig, Bietigheim oder sonst wohin gehen.

© SZ vom 13.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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