TuS Fürstenfeldbruck:Alle Attribute eines Spitzenspiels

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Mauern sind da, um sie zu überwinden: Gleich wird Falk Kolodziej (2.v.re.) in der Hüfte abknicken und an Horkheims Bollwerk vorbei ins Tor treffen. (Foto: Matthias Ferdinand Döring)

In einer Partie "auf allerhöchstem Drittliga-Niveau" schlagen die Handballer des TuS Fürstenfeldbruck den TSB Horkheim und schieben sich auf Platz fünf.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die sechs kräftigen Männer sind ganz nah aneinandergerückt, damit sich ihre Körper möglichst zu einer einzigen Fläche verschweißen. Dann reißen sie auch noch die Arme so weit es geht nach oben. Mauer nennt sich das im Sportjargon, und eine Mauer zu überwinden, ist so leicht bekanntlich nicht. Weil Falk Kolodziej mit 1,84 Meter eher zu den mittelgroßen Handballern zählt, muss er sich einer List bedienen - und wirft den Ball, während er sich selbst auf die linke Seite fallen lässt, um die Mauer herum und über Horkheims Keeper Sven Grathwohl hinweg ins Tor. Ein Geistesblitz des Fürstenfeldbruckers kurz vor der Pause, der die Wende im Spiel bringt. Später drehen die Spieler des TuS Fürstenfeldbruck richtig auf, besiegen den TSB Horkheim mit 23:21 Toren und ziehen an ihm in der Tabelle der dritten Liga Süd vorbei auf Platz fünf.

Es wird hinterher niemanden geben, der dieser Partie nicht alle Attribute eines Spitzenspiels zuschreiben und jegliche Art von Superlativen vergeben möchte. "Auf allerhöchstem Drittliga-Niveau" hat Fürstenfeldbrucks Trainer Martin Wild beide Mannschaften, aber auch das Publikum agieren sehen. Die 700 Zuschauer auf der Tribüne springen bisweilen von ihren Sitzen auf, so begeistert sind sie vom Treiben auf dem Parkett. "Es war eine tolle Energie in der Halle", sagt Wild. Florian Drechsler, der für den TuS viele Jahre als Zweit- und Drittligaschiedsrichter im Einsatz war, sieht die Partie gar an Zweitliganiveau heranreichen.

Dass Fürstenfeldbruck für den Vorjahreszweiten aus dem Heilbronner Stadtteil Horkheim "Auswärts-Angstgegner" ist, wie man dort zugibt, bestätigt sich am Samstagabend einmal mehr. Dabei sind es in der ersten Halbzeit die Gäste, die vor allem dank ihrer kompakten Abwehr zumeist in Führung liegen. Doch der Abstand bleibt überschaubar, und der nach Ablauf der ersten dreißig Minuten noch auszuführende Freiwurf von Rückraumspieler Kolodziej bringt den TuS zum 9:10-Halbzeitstand heran.

Nach der Pause entwickelt sich ein superschnelles Handballspiel. Geradezu entfesselt und mit unbändigem Willen gehen die Gastgeber zu Werke, wiederholt gelingt es ihnen, ihre schärfste Waffe zu ziehen, den Tempogegenstoß. Max Horner ist kaum auf dem Feld, schon setzt er den Ball zum 14:13 (39.), der ersten Brucker Führung, ins Tor. Acht Minuten später sind es schon vier Treffer, darunter einer in den leeren Horkheimer Kasten und ein Heber über den Keeper. Dabei sollte der 20-Jährige nach einem Meniskusriss noch nicht spielen. Auch Trainer Wild gibt ein paar Gewissensbisse ob des Einsatzes zu. Doch der Jüngere der beiden Horner-Brüder bringt Quirligkeit ins Spiel, zumal er als Linkshänder die richtige Besetzung auf der rechten Seite ist. Die übrigen drei Linkshänder sind noch verletzt.

Der Vorsprung der Brucker bleibt zumeist bei knappen zwei Toren, weil es auch die Horkheimer verstehen, immer wieder nachzulegen. Auch wenn ihr Trainer Volker Blumenschein hinterher von zu vielen Fehlern im eigenen Team spricht und davon, "heute schon sehr traurig" zu sein.

TuS-Trainer Martin Wild muss viel durchwechseln, die Partie kostet Kraft. Bei der Abwehrarbeit geben beide Seiten keinen Ball vorzeitig verloren, die Torhüter hüben wie drüben nutzen die Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Enttäuscht verharrt deshalb Horkheims Keeper Sven Grathwohl, der im Spiel nach seinen vielen Paraden immer wieder die Fäuste geballt hat, nach der Schlusssirene regungslos auf dem Spielfeld, während Gegenüber Michael Luderschmid und seine Brucker Kollegen siegestrunken im Kreis tanzen.

Martin Wild nimmt derweil zufrieden zur Kenntnis, dass von seinen vielen Verletzten einer nach dem anderen zurückkehrt. Yannick Engelmann ist nach seinem Kreuzbandriss wieder da und wurde am Samstag als Kreisläufer gebraucht. Auch Falk Kolodziej hatte zuletzt mehrere Spiele verpasst, aber natürlich nichts verlernt. Seinen kecken Freiwurf um die Mauer, ja, den habe er "früher schon mal geübt", sagt er hinterher. Im Pokalspiel gegen die deutschen Meister von den Rhein-Neckar-Löwen Ende August hat er ihn ebenfalls gezeigt. Jetzt aber ist er erstmals im Tor gelandet.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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