Tölzer Löwen:"Vielleicht sind die Erwartungen zu hoch"

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Nach dem Fehlstart in die DEL2 steht Andreas Mechel in der Diskussion. Den Torwart stört die Schärfe der Kritik.

Interview von Johannes Schnitzler

Das hatten sich die Tölzer Löwen anders vorgestellt: sechs Spiele, sechs Niederlagen, null Punkte. Die Auftaktbilanz des mit einiger Euphorie in die DEL2 gestarteten Aufsteigers ist ernüchternd. An diesem Freitag gastiert der ECT bei den Bietigheim Steelers, dem Meister von 2015 und Finalisten der Jahre 2014, '16 und '17. Andreas Mechel, 25, war fünf Jahre lang die Nummer zwei in Bietigheim. Seit dieser Saison ist er Torhüter Nummer eins in Bad Tölz - und angesichts der Tordifferenz von 17:32 nicht unumstritten. Mit einem hohen Auswärtssieg rechnet er nicht.

SZ: Herr Mechel, haben Sie mit den alten Kollegen in Bietigheim schon gesprochen? Mit Adam Borzecki zum Beispiel, einem ehemaligen Tölzer?

Andreas Mechel: Ich habe kurz mit Matt McKnight gesprochen. Sonst hatte ich keinen Kontakt. Es war eher ruhig.

Da kommt ein dicker Brocken auf Sie zu.

Bietigheim gehört auch dieses Jahr wieder zu den Top-Teams der Liga. Einfach wird's sicher nicht.

Sie haben mehr DEL2-Erfahrung als jeder andere Tölzer, aber Sie haben in fünf Jahren nur rund 50 Spiele bestritten. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Durchweg positive. Einzige Ausnahme sind die wenigen Einsätze.

Was für Sie ja auch ein Grund war, nach Bad Tölz zu wechseln. Hätten Sie gedacht, dass der Start so schwierig wird?

Wir haben schon gedacht, dass es schwierig wird. Teilweise haben wir die Spiele aber auch unglücklich verloren. Die Liga ist sehr stark, sehr ausgeglichen. Wir müssen einen Weg finden, Spiele zu gewinnen.

Wie könnte der aussehen?

Es sind viele Kleinigkeiten, kleine Fehler, die der Gegner sofort bestraft. Zuletzt hatten wir zu viele Strafzeiten.

Last Man Standing: Bisweilen wirkt Andreas Mechel im Tölzer Tor ein wenig allein gelassen. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Torhüter ist im Eishockey eine zentrale Figur, Sie stehen gerade besonders in der Diskussion. Wie viel davon haben Sie mitbekommen?

Ich habe das schon mitbekommen. Das ist natürlich nicht schön, vor allem nicht in dieser Schärfe. Aber das beeinflusst mein Spiel nicht. Das wirft mich nicht um.

Eine alte Faustregel sagt: Wer im Schnitt drei Tore pro Spiel schießt, hat eine Chance zu gewinnen; wer im Schnitt drei Gegentore bekommt, wird es schwer haben. Ihr Team bekommt im Schnitt fünf Gegentore pro Spiel - das wird ja nicht allein an Ihnen, am Torwart liegen?

Wie gesagt, zuletzt hat es an der Disziplin gefehlt. Gegen Freiburg (3:6, Anm. d. Red.) haben wir vier der sechs Gegentore in Unterzahl bekommen. Das Spiel ist in dieser Liga einfach schneller. Da darf man keine komplizierten Entscheidungen treffen, sondern muss auch mal die Scheibe aus dem Drittel schießen, ein Icing in Kauf nehmen, sich beruhigen und neu sortieren. Gegen Dresden am Sonntag (2:3) war das schon wesentlich besser.

Ihr Trainer Rick Boehm hat vor der Saison über Sie gesagt: "Bei uns bekommt er das volle Vertrauen von Trainer und Team. Ich denke, das wird ihm gut tun." Spüren Sie dieses Vertrauen noch?

Ich spüre nicht nur das Vertrauen von Rick Boehm, sondern das Vertrauen des ganzen Vereins. Ich fühle mich hier total wohl, mir macht es einen Riesenspaß. Vielleicht sind die Erwartungen im Umfeld etwas zu hoch.

Ihr Back-up ist Michael Boehm - der Sohn des Trainers. Erhöht das den Druck noch?

Druck hat man als Nummer eins in Tölz immer, ob die Nummer zwei der Sohn vom Trainer ist oder nicht. Aber da gibt es gar nix. Wir haben ein sehr professionelles Verhältnis. Ich sehe da keinen Unterschied zu jedem anderen Tandem in der Liga.

„Druck hat man als Nummer eins in Tölz immer“: Andreas Mechel, 25, steht erstmals als Stammtorhüter bei einem Zweitligisten in der Verantwortung. Sein Stellvertreter ist Michael Boehm – der Sohn des Trainers. (Foto: Eibner/Imago)

In dem von Ihnen bereits angesprochenen Umfeld gibt es die Forderung, die noch freie Ausländerlizenz möglichst bald an einen Torwart zu vergeben. Wie kommt das bei Ihnen an?

Damit befasse ich mich nicht. Ich schaue auf mein Spiel, alles andere interessiert mich eher nicht.

Sind die Tölzer Löwen, wie man so sagt, noch nicht angekommen in der Liga?

Es ist schon eine Umstellung. Vielleicht ist es ein bisschen Pech, dass wir in einem Formtief sind. Wir haben in der Vorbereitung gezeigt, dass wir Ligakonkurrenten schlagen können. Aber hundertprozentig angekommen sind wir noch nicht.

Wie lange darf diese Umstellung dauern? Wenn man gegen alle 13 Gegner mal gespielt hat und immer noch die Null steht, wird es keine schöne Saison werden...

So lange darf das nicht dauern! So lange wird es auch nicht dauern, das zeigt die Entwicklung. Ich denke, es handelt sich nicht mehr um Wochen, sondern um die nächsten Spiele. Ich mache mir da keine Sorgen.

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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