Tischtennis:Vierte Klasse

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Für Deutschland treten sie miteinander an, in der Regionalliga gegeneinander: Felix Wetzel, 16, ist neu beim FC Bayern München (links), Mike Hollo, 14, ist im Sommer zum TuS Fürstenfeldbruck gewechselt. (Foto: Richard Kalocsai/ITTF)

Münchens beste Tischtennisklubs messen sich in der Regionalliga - mit starkem Nachwuchs.

Von Andreas Liebmann

Nur wenige der großen Namen fehlen. Der TSV Gräfelfing vielleicht, dessen Tischtennisspieler vor sieben Jahren noch erstklassig waren. Oder, für Historiker: der TSV Milbertshofen, der in grauer Vorzeit, als die Sätze im Tischtennis noch länger und die Bälle kleiner waren, zweimal deutscher Meister war. Die beiden treten aktuell in der fünften und achten Liga an. Ansonsten ist es die viertklassige Regionalliga Süd, die in diesem Jahr mehr denn je eine Art Sammelbecken geworden ist für alle renommierten Vereine und aufstrebenden Jungnationalspieler in und um München. Ein eher bescheidenes Schattendasein dieser olympischen Disziplin also in der ansonsten so erfolgsverwöhnten Sportstadt. Ein Überblick zum Saisonstart.

FC Bayern München

Es darf keinen Profisport neben dem Fußball geben - dieses vereinsinterne Grundgesetz beim FC Bayern hat Präsident Uli Hoeneß einst erlassen, und mit Ausnahme der von Hoeneß geförderten Basketballer gilt es bis heute. So kommt es, dass der große Verein zwar seit geraumer Zeit in eine Jugendakademie seiner kleinen Tischtennisabteilung investiert, die erste Mannschaft auf dem Weg nach oben aber immer mal wieder zurückpfiff. Vor ein paar Monaten ging es dann sogar bergab, unverhofft: Obwohl in Florian Schreiner, 22, ein ehemaliger deutscher Jugendmeister neu zum Team gestoßen war und dafür, dass er seine Profilaufbahn wegen eines Hüftleidens hatte beenden müssen, eine sehr solide Saison spielte, stiegen die Bayern aus der dritten Liga Süd ab. Berufsbedingt hatte bei einigen das Training gelitten. Nun wollen sie angreifen. Mit Schreiner, den 16-jährigen Jugendnationalspielern Daniel Rinderer und Felix Wetzel, mit Andreas Plattner, der auch mal einer der besten deutschen Jugendspieler war (als die Sätze gerade kürzer und die Bälle kleiner wurden). Und mit Zugang Uwe Liebchen und Kapitän Julian Diemer, weil die Regionalliga im Gegensatz zur dritten Liga Sechser- statt Viererteams vorsieht. Fünf Münchner und ein Rosenheimer, betont Diemer, der sein Team als "Mitfavorit" sieht - Konkurrent Versbach etwa sei nicht zu unterschätzen, mit viel Bundesligaerfahrung und Nico Christ auf Rang eins. Christ spielte 2011 noch in der ersten Liga - für den TSV Gräfelfing.

An diesem Sonntag (17 Uhr) tritt der große FC Bayern also in Haiming an, einer 2500-Einwohner-Gemeinde bei Altötting. Ganz ohne Profis. Wobei: Wetzel, der neu vom SB DJK Rosenheim kommt, setzt seit diesem Sommer ausschließlich auf seine Tischtenniskarriere. Aber das muss der Herr Hoeneß ja nicht unbedingt erfahren.

TSV Schwabhausen

Die Sache mit den 16-Jährigen hat übrigens eine gewisse Tradition beim FC Bayern. Auch Vladimir Samsonov war 16, als er für die Münchner spielte. Später war der Weißrusse mehrmals Europameister. Alexander Yahmed, 44, erinnert sich gut daran, er hat beim FC Bayern angefangen und den zwei Jahre jüngeren Samsonov damals kennen gelernt, ehe er selbst weiterzog und später in die erste Liga aufstieg (mit Gräfelfing). Heute ist Yahmed als Trainer verantwortlich dafür, dass sich der TSV Schwabhausen bei den Frauen seit Jahren aussuchen kann, ob er lieber in der ersten oder zweiten Bundesliga antritt (zuletzt wählte er Liga zwei). Bei den Regionalliga-Männern muss Yahmed dagegen immer noch selber ran, was schon verdeutlicht, dass hier nicht unbedingt der Schwerpunkt des Vereins aus dem Landkreis Dachau liegt. Zwei Planungsvarianten hätten sie vor Saisonbeginn gehabt, erzählt er: Eine mit dem talentierten Teenager Florian Schwalm, dann hätten sie all ihre Spieler der Vorsaison behalten und eine gute Rolle spielen können; und eine ohne Schwalm, der über einen Wechsel nachdachte - dann hätten sie mehrere Spieler abgegeben und sich in die Oberliga zurückgezogen. Heraus kam Variante C: Schwalm ging (nach Gräfelfing), einige andere auch, doch ausgerechnet ihre Nummer eins, den slowenischen Jungprofi Tom Sfiligoj, bekamen sie nicht vermittelt. "Wir sind Tom zuliebe in der Regionalliga geblieben", sagt Yahmed, der nun drei Gewissheiten hat: Erstens, dass der FC Bayern der große Favorit sei. Zweitens, dass der FC Bayern dank seiner intensiven Jugendarbeit bald führend sein werde im Freistaat. Und drittens, dass sein eigenes Team es schwer haben dürfte.

TuS Fürstenfeldbruck

Schwerer vermutlich als der TuS Fürstenfeldbruck. Denn der ehemalige Zweitligist, der sich nach dem Teilrückzug seines Sponsors und dem Weggang von Florian Schreiner bis in die Bayernliga zurückgezogen hatte, kann auch zwei Aufstiege später auf seine Nummer eins Andras Podpinka zählen. Auch mit inzwischen 50 dürfte die ehemalige Nummer 23 der Welt auf diesem Niveau kaum zu bezwingen sein, vielleicht nicht mal von seinem ehemaligen Mitspieler Schreiner. Doch auch die Brucker haben sich verjüngt. Zu Petros Sampakidis, einem 15-jährigen Eigengewächs, hat sich Mike Hollo, 14, gesellt. Der deutsche Schülermeister kommt vom SV DJK Kolbermoor, hat im Juli Bronze bei der Jugend-EM gewonnen und wird in seinem neuen Team an Position zwei eingesetzt. Hinter Podpinka, versteht sich, aber vor einem gewissen Abdulaziz Bu Shulaybi, einem Zugang aus Saudi-Arabien, Sampakidis und dem Ungarn Zoltan Csetle. "Es geht erst einmal darum, drin zu bleiben", sagt Abteilungsleiter Rudi Lutzenberger, dafür sei er allerdings recht zuversichtlich.

SpVgg Thalkirchen

Am Stützpunkt des Bayerischen Tischtennis-Verbands in München hat auch die SpVgg Thalkirchen zwei Talente untergebracht, nämlich Nick Deng und Edgar Walter, die dort mit Rinderer und Sampakidis trainieren. Im Regionalligakader des Vorjahressechsten stehen sie noch nicht, sollen aber Einsätze bekommen. Thalkirchen ist das unbeschriebenste Blatt, der florierende Verein mit zehn Männermannschaften hat nie höher gespielt. Sein Sextett ist von Zugängen aus Baden-Württemberg unterwandert, die es nach München verschlagen hat, zuletzt studienbedingt Frederick Jost, die neue Nummer eins, der aber nicht alle Spiele mitmachen wird. Der ehemalige Zweitliga-Akteur war übrigens: Junioren-Nationalspieler. 2011 trat er bei der Jugend-WM an, da waren die Bälle schon groß und die Sätze kurz. "Wir kommen über die Geschlossenheit", sagt Abteilungsleiter Rudolf Matousek. Hoeneß' Vorgabe vom Nicht-Profisport würden sie ohne Beanstandung erfüllen.

© SZ vom 21.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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