Tischtennis:Spannung an Tisch zwei

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Der TSV Schwabhausen feiert gegen Weil seinen ersten Saisonsieg. Matchwinnerin wird Christina Feierabend, deren letzter Bundesliga-Einsatz vier Jahre zurückliegt.

Es war kurz vor fünf, als in Schwabhausen die Bilder laufen lernten. Bewegt hatten sie sich schon vorher, der Tischtennis-Erstligist hatte natürlich kein Standbild in die Wohnzimmer übertragen von seinem Duell gegen den ESV Weil. Nun aber begann der Livestream heftigst zu zittern und zu schaukeln und die Perspektive zu ändern. Zuvor hatte man noch gesehen, wie Izabela Lupulesku im Trikot der Gäste jubelte, hatte ihre erleichterten Schreie gehört nach dem Viersatzsieg gegen Alina Nikitchanka, und nun passierte an diesem Tisch nichts mehr. Also wurde die Videokamera samt Stativ und Zuschauern hektisch zum Nebentisch geschleppt, wo das letzte Match noch lief, wo es um die letzte Chance ging, den Heimsieg gegen den Aufsteiger zu retten, der schon so sicher schien.

Der Perspektivwechsel sollte sich lohnen: Ein paar rasante Ballwechsel zwischen Christina Feierabend und Sophia Klee bekamen die Zuschauer noch mit, dann konnte der TSV Schwabhausen doch noch seinen 5:3-Heimsieg feiern.

Christina Feierabend hilft aus - und wird zur Matchwinnerin

Vor mehr als zwei Monaten war der TSV in die Saison gestartet, mit einem überraschenden 4:4 bei Meister Berlin. Neun lange Wochen war das her, in denen ... rein gar nichts passierte. Die Partie gegen Weil war 63 Tage später tatsächlich erst der zweite Auftritt des Klubs nahe Dachau. Inzwischen sind die Infektionszahlen derart gestiegen, dass alle Tischtennisligen außer der TTBL und der ersten Frauen-Bundesliga pausieren und selbstverständlich kein Publikum in die Hallen darf. Deshalb hatten nun auch die Schwabhauser ausprobiert, was in der TTBL bei den Männern seit Jahren selbstverständlich ist: einen Livestream ins Netz zu stellen. Weil bei den Frauen allerdings an zwei Tischen parallel gespielt wird, übertrug der TSV auf seiner Facebook-Seite nur das Geschehen an Tisch eins, die Gäste streamten derweil den anderen Tisch. Und an dem wurde es am Ende also noch mal richtig spannend.

Davon war nicht mehr unbedingt auszugehen gewesen. Zum Auftakt (die Doppel werden zurzeit nicht ausgetragen) hatte Sabine Winter der Bulgarin Polina Trifonova mit 11:4, 11:5, 11:3 nicht den Hauch einer Chance gelassen, Mateja Jeger und Nikitchanka stellten mit Fünfsatzerfolgen gegen Ievgeniia Sozoniuk und Sophia Klee schnell auf eine 3:0-Gesamtführung. Der 1:3-Niederlage Feierabends gegen Lupulesku stand dann ein etwas schwankendes, aber letztlich doch souveränes 3:1 von Sabine Winter gegen Sozoniuk entgegen. Beim Gesamtstand von 4:1 hatte Jeger also bereits den Heimsieg auf dem Schläger. Nach einigem Auf und Ab kam ihre Noppenrückhand im fünften Satz giftig, die Vorhand zielsicher, Jeger führte 9:4 und 10:6. Den ersten Matchball zur Entscheidung vergab sie mit einem Vorhand-Flip, der ins Aus segelte. Jeger drehte sich vom Tisch weg, sie haderte, tippte sich mit dem Schlägerblatt mehrmals gegen die Stirn. Das sah nicht gerade aus wie: ,Kein Problem, den nächsten werd' ich verwandeln'. Und tatsächlich: Einige hilflose Blicke und ein vergebliches Timeout später hatte sie die Partie verloren, aus ihrem 10:6 war ein 10:12 geworden. Und weil dann auch Nikitchanka unterlag, kam es auf Feierabend an, mit 34 die Älteste im Team: Sieg oder Unentschieden.

Feierabend ist Drittliga-Stammkraft, ihr letzter Einsatz in der ersten Mannschaft lag eineinhalb Jahre zurück, ihr letztes Erstligaspiel viereinhalb Jahre. Doch weil die Ungarinnen Mercedesz Nagyvaradi und Orsolya Feher coronabedingt fehlten, half sie aus - und setzte sich 3:2 durch, gegen die 17-jährige Jugendnationalspielerin Klee, ein Riesentalent, dessen Tempo sie locker mitging. "Eine Glanzleistung", fand Trainer Alexander Yahmed, der Feierabend nach wie vor Erstliganiveau attestiert: "Sie war die Matchwinnerin."

© SZ vom 09.11.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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