Tischtennis:Rendezvous mit der Vergangenheit

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Abschied eines Überfliegers: Mohamed Shouman, Nummer 327 der Welt, verlässt den TSV Schwabhausen. (Foto: imago/Eibner)

Der TSV Gräfelfing verliert in der Relegation zur Oberliga. Dennoch darf er wohl aufsteigen

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen/Gräfelfing

Es gibt Momente, die einem schonungslos offenbaren, wie alt man geworden ist. Nicht immer hat das nur mit schmerzenden Knochen zu tun. Der Tischtennisspieler Alexander Yahmed zum Beispiel hatte zuletzt ein ganz anderes Problem: Ihm fehlte ein Holz. Genauer: Ihm fehlte sein Holz. Yahmed ist ein ehemaliger Zweitligaspieler, 41 Jahre alt, er klebte seine Beläge schon auf jenes Holz, als Sätze noch bis 21 gespielt wurden statt bis 11. Vor einigen Wochen ging es zu Bruch, und hergestellt wird es seit Ewigkeiten nicht mehr. "Ich wusste, dass das eines Tages passiert", sagte Yahmed, "seit drei Jahren suche ich ein Holz, das sich ähnlich anfühlt. Aber ich hab nie eins gefunden." Erst vor einer Woche gelang ihm der ersehnte Glücksgriff. Pünktlich. Denn am vergangenen Sonntag hatte Yahmed ein wichtiges Rendezvous mit seiner Vergangenheit.

Er ging daraus als Sieger hervor, mit 9:6 Punkten. Yahmed ist nicht nur Trainer des TSV Schwabhausen, dessen Frauen in der ersten Liga spielen. Er trat dort in der Vorrunde auch für die Regionalliga-Männer an; im Winter war er in die Oberliga gewechselt, ins zweite Team. Das führte er nun als Nummer eins in die Relegation gegen den Abstieg - ausgerechnet gegen den TSV Gräfelfing. Für den hat Yahmed selbst jahrelang gespielt. Der ehemalige Erstligaklub will unbedingt aus der Bayernliga aufsteigen. Dieser Weg hätte über einen Sieg gegen Schwabhausen II geführt, doch daraus wurde nichts. "Für mich war es eine blöde Situation", erzählte Yahmed, "das sind alles gute Freunde. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte." Gräfelfing sei ein toller Verein, alles habe ihn an alte Zeiten erinnert; es sei ihm schwergefallen, ein Mindestmaß an Aggressivität an den Tisch zu bringen. Und im wichtigen Spitzeneinzel musste er ausgerechnet gegen Daniel Demleitner antreten. Mit dem ehemaligen Zweitliga-Mitstreiter, einem Jungspund von 35 Jahren, ist Yahmed besonders eng befreundet. Er gewann, nach 0:2-Satzrückstand.

Die Fragen zum Auf- und Abstieg sind damit allerdings nicht endgültig beantwortet. Gräfelfing darf trotzdem weiter auf den nachträglichen Aufstieg hoffen. "Wir wollen nach oben", betont der spielende Abteilungsleiter Christopher Triep. Sofern sich der bisherige Zweitligist TuS Fürstenfeldbruck wie angekündigt in die Bayernliga zurückzieht, wären in der Oberliga noch Plätze frei. "Es schaut gut aus", glaubt Triep. Yahmed dagegen ist sich noch gar nicht sicher, ob Schwabhausen II den soeben geretteten Oberliga-Platz letztlich überhaupt wahrnehmen wird. Denn die erste Mannschaft verliert drei Leistungsträger: Der Ägypter Mohamed Shouman, mit 20:2 Siegen der Überflieger der Regionalliga, sucht Anschluss an einen Bundesligisten. Den Aufwand in Schwabhausen, wo er über Monate lebte und im Training half, will er nach seiner Hochzeit in der Heimat nicht mehr leisten. Er wird ersetzt durch den 18-jährigen Slowaken Tom Sfiligoj. Die Nummer drei Jonas Becker zieht es nach Stuttgart, Stephan Pache, bisher Nummer vier, beendet seine Karriere. Yahmed wird daher in die erste Mannschaft zurückkehren, in der dann drei Teenager spielen. "Wir werden erst mal Lehrgeld zahlen", ahnt er.

Gräfelfing wiederum meldet Berthold Pilsl als Zugang. Die langjährige Nummer eins des Bayernliga-Konkurrenten TSV Murnau ist zwar bereits 51, aber eine klare Verstärkung. Alter ist sowieso nicht entscheidend. Gräfelfings Abteilungsleiter Triep zum Beispiel ist gerade erst 22. Genauso alt wie die Laufbahn, die Pache soeben beendet hat. Und Yahmeds Holz war nach Schätzung des Besitzers auch erst 15 Jahre jung.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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