Tischtennis:Reiz des Erwartbaren

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Überzeugend im Doppel, unglücklich im Einzel: Christina Feierabend mit Trainer Alexander Yahmed. Foto: Toni Heigl (Foto: Toni Heigl)

Die Tabellenersten aus Schwabhausen dominieren den künftigen Erstligisten Anröchte und sind weiter ohne Punktverlust.

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Ein Sieg des TSV Schwabhausen in der zweiten Tischtennis-Bundesliga der Frauen besitzt zurzeit einen Nachrichtenwert, der in etwa vergleichbar ist mit dem Sprießen von Laub im Frühling, einem Wahlsieg der CSU in Bayern oder einem Einsatz von Philipp Lahm in der Startelf. Man kann das natürlich melden, klar. Aber man kann es auch einfach als selbstverständlich voraussetzen.

Am vergangenen Wochenende sicherte sich das Quartett aus dem Landkreis Dachau jedenfalls den 16. Sieg im 16. Spiel, ein 6:1 daheim gegen den TTK Anröchte. Das ist, nur für den Hinterkopf: der Tabellenzweite. Am nächsten Wochenende stehen zwei Auswärtspartien an, beim Kieler TTK und beim TSV Schwarzenbek, dem Vorletzten und dem Letzten der Liga. Man braucht nicht zwingend eine Kristallkugel, um zu prophezeien, dass Schwabhausen auch nach 18 von 20 Partien noch immer unbesiegt sein wird. Gegen Anröchte unterlag Christina Feierabend, die mit Mateja Jeger im Doppel einen Fünfsatzsieg erkämpft hatte, im Einzel der gebürtigen Chinesin Yang Henrich. Yang Ting (zweimal), Jeger und Eva-Maria Maier gewannen ihre Einzel für Schwabhausen dagegen ohne Satzverlust. "Eine Top-Leistung, das hat mir alles sehr gut gefallen", lobte Trainer Alexander Yahmed. "Die waren vielleicht nicht ganz auf der Höhe wegen der langen Anreise, aber wir waren voll da. Schon in den Doppeln war das ein sehr gutes Niveau." Feierabend habe dann etwas Pech gehabt, als sie einen Satzball gegen Henrich zur 2:1-Führung nicht nutzte: "Es wäre sonst auch ein 6:0 drin gewesen."

Der 6:1-Erfolg ist nun mehr als nur ein Ausdruck Schwabhauser Dominanz. Er ist auch insofern bemerkenswert, als sich der TTK Anröchte kürzlich dazu entschieden hat, in die erste Liga aufzusteigen, anstelle des neuen Meisters Schwabhausen. Als eines von nur sieben (statt wie vorgesehen zehn) Teams hat es die Verpflichtungserklärung unterschrieben. Schwabhausen hatte bekanntlich auf den Wiederaufstieg verzichtet, weil der Klub weder willens noch finanziell in der Lage ist, den Kader soweit zu verstärken, dass er in der ersten Liga mithält. Und weil sich der Reiz der ersten Liga ohnehin in engen Grenzen hält: Erstligist Leipzig hat erklärt, nach Saisonende freiwillig den Abstieg anzutreten. Hövelhof und Essen haben angekündigt, ihre Teams ganz vom Spielbetrieb abzumelden. Leipzigs Präsident Christian Klas fasst die Lage so zusammen: "Die erste Liga hat mit Blick nach vorn leider ihren Reiz für uns verloren. Eine schwer nachvollziehbare Personalpolitik bei den meisten Vereinen, ein völlig zerrissener Terminplan, fehlende Erfolgsaussichten" - wie solle man da den Spannungsbogen bei Spielerinnen, Zuschauern und Sponsoren hochhalten?

Der TTK Anröchte, der vor einem Jahr ebenfalls auf den Aufstieg verzichtet hatte, wird wissen, wieso er nun nach oben will. Das Duell am Samstag zeigte jedenfalls, dass sein Kader enorm verstärkt werden muss. Genau das will Schwabhausen nicht. Sie wollen an ihren langjährigen Spielerinnen und Eigengewächsen festhalten und im Gegenteil weitere Talente wie Sarah Mantz einbauen. "Wir haben einen klaren Plan, und an dem halten wir fest", sagt Yahmed. Wenn die Siege dann etwas höher ausfallen, sei's drum.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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