Tischtennis:Kennziffer Neunzehneinhalb

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Mitten in der Entwicklung: Laura Tiefenbrunner, 16. (Foto: Niels P. Joergensen)

Schwabhausens Tischtennisfrauen unterläuft in Weinheim die erste Saisonpleite in der 2. Liga.

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Der TSV Schwabhausen ist jung, sehr jung. 19,5 Jahre, um genau zu sein. Natürlich nicht der Verein als solcher, der ausweislich seines Wappens im Jahr 1929 gegründet wurde; auch nicht dessen erfolgreiche Tischtennisabteilung, die immerhin 43 ist. Die 19,5 Jahre beziehen sich vielmehr auf den Altersschnitt jener Mannschaft, die den TSV zurzeit in der zweiten Tischtennis-Bundesliga der Frauen vertritt. Demnächst wird sie rapide altern, in etwa sechs Wochen auf 19,75, im Januar dann binnen drei Tagen auf 20 und 20,25 Jahre. Doch selbst dann "ist das sehr jung", findet Trainer Alexander Yahmed, der seinerseits ein bisschen älter ist als Schwabhausens Tischtennisabteilung.

Ob nun diese Jugend der Grund war? Yahmed weiß es nicht. Am vergangenen Wochenende kassierte das Quartett jedenfalls am vierten Spieltag seine erste Saisonniederlage, durchaus eine Überraschung: In der Vorsaison war etwas derart Seltenes erst kurz vor Saisonende geschehen, am 15. Spieltag beim inzwischen erstklassigen TSV Langstadt. "Die Liga ist unglaublich stark, das ist echt schön", schwärmt Yahmed. Einem knappen 6:4-Auswärtserfolg am Samstag beim TTC Staffel folgte tags darauf eine 3:6-Niederlage beim TTC Weinheim. Viel fehlte nicht, und der TSV hätte an diesem Doppelspieltag sogar beide Auswärtspartien verloren. "Da hätten wir uns nicht beschweren können", fand Yahmed.

Der Trainer steht nun vor einem kleinen Rätsel. Denn ungeachtet der gegnerischen Klasse hatte er doch eine etwas verwunderliche Konstanz feststellen müssen: Dass in seinem kleinen Team nämlich alle vier Spielerinnen an beiden Tagen schlecht drauf gewesen seien und taktische Vorgaben nicht so recht umgesetzt bekommen hätten. "So hundertprozentig habe ich dafür noch keine Erklärung", räumte er ein, wobei das mit den ersten Punktverlusten wirklich "kein Beinbruch" sei.

Es sind wohl mehrere Gründe, die das leicht gestörte Gesamtbild ergaben und die nicht unwesentlich damit zu tun haben, dass der Verein keine fertigen Spielerinnen beschäftigt, sondern solche, die (siehe Alter) erst noch entwickelt werden sollen. Das gilt auch für die Kroatin Mateja Jeger, 23, und die Weißrussin Alina Nikitchanka, 21, die beide nur unregelmäßig im Dachauer Land trainieren, häufiger in ihrer Heimat oder am Rande ihrer jeweiligen internationalen Turniere. Gerade im Falle der Abwehrspielerin Nikitchanka beobachte er deutlich, dass diese bei ihrer Rückkehr immer wieder alte Spielmuster mitbringe statt derer, die Yahmed mit ihr einzuüben versucht. Der 16-jährigen neuen Nummer zwei Laura Tiefenbrunner dagegen fehle nach einer technischen Umstellung zurzeit etwas Zutrauen in ihre Vorhand. Und Sarah Mantz, 18, habe gerade eine Ausbildung begonnen. "Da wird es sich am schnellsten wieder beruhigen", glaubt der Trainer. Mantz' Leistung nannte er "daneben" - was nur nicht aufgefallen sei, "weil sie alles gewonnen hat": zwei Einzel und ein Doppel in Staffel bei Limburg, ein Einzel tags darauf in Weinheim. In Staffel hatte Mantz in der letzten Partie den Siegpunkt nach 1:2-Satzrückstand gegen eine Abwehrspielerin geholt, in Weinheim gegen die Inderin Mallika Bhandarkar ihr Team mit 3:2 in Führung gebracht - ebenfalls nach einem 1:2-Satzrückstand. "Sie hat einen ruhigen Kopf behalten, das muss man ihr zugute halten", lobte Yahmed, "für das Alter ist das auch eine gute Leistung." Doch die ganze Mannschaft könne viel besser spielen, weiß der Trainer. Das stimme ihn andererseits auch wieder positiv.

Für Laura Tiefenbrunner hatte es am Samstag ein doppeltes Wiedersehen gegeben. Sie traf zunächst auf Wenling Tan-Monfardini, die bis 2016 für den Erstligisten SV-DJK Kolbermoor spielte, Tiefenbrunners bisherigen Verein - dann auf deren 17-jährige Tochter Gaia Monfardini. Gegen die Mutter gewann sie einen Satz, gegen die Tochter die ersten beiden, dennoch unterlag sie am Ende. "Schade", fand Yahmed. Andererseits: "Wenn wir schon sagen, wir wollen, dass die Jungen bei uns lernen, wo sonst, wenn nicht in solchen Auswärtsspielen?" Man müsse nur die Schlüsse daraus ziehen. "Aufstehen, Krone richten, weiter geht's."

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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