Tischtennis:Halb Berlin

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Yang Tings erster Punkt ließ hoffen. (Foto: Niels P. Joergensen)

Schwabhausen vergibt Chance gegen Tabellenführer

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Alexander Yahmed war fast 600 Kilometer Luftlinie von seinem Erstliga-Team entfernt, und doch spürte der Tischtennistrainer am vergangenen Samstag selbst in Hamburg: "Es läuft nicht rund in dieser Saison." Gleich vier Jugendliche des TSV Schwabhausen hatten sich für das Top-24-Bundesranglistenturnier qualifiziert, eine prestigeträchtige Sache. Yahmed begleitete sie, während im Landkreis Dachau Schwabhausens Erstliga-Frauen ohne ihren Coach antraten, gegen den ziemlich unbezwingbaren Tabellenführer TTC Berlin. Doch im Norden wie im Süden wurde es ein Tag der vergebenen Chancen.

Yahmeds Ausbeute mit dem Nachwuchs war übersichtlich. Natalia Mozler fiel nach einer Fuß-OP aus, Florian Schwalm, der mit Rang drei auf der Top-48-Ebene hatte aufhorchen lassen, knickte während seines zweiten Einzels um und zog sich eine Sprunggelenksverletzung zu; Sarah Mantz erwischte eine "unglaublich schwere Gruppe" und Jürgen Haider einen miserablen Tag - beide wurde 13., das Weiterkommen zum Top-12 ist ungewiss. "Es war zwar nicht Freitag der 13.", sagte Yahmed, aber irgendwie passten diese Platzierungen gut ins aktuelle Erscheinungsbild des Vereins.

Das wird im Wesentlichen natürlich von den Erstliga-Frauen bestimmt, und die haben in sechs Partien erst einen Sieg erreicht. Allerdings versucht der Trainer das locker zu nehmen. Seit sich der Verein von seiner Teilzeitkraft Andrea Bakula getrennt hat - die Kroatin war eigentlich für die wichtigsten Spieltage vorgesehen -, sei ihm klar gewesen: "Es kommt für uns auf zwei Spiele an." Nämlich das Hin- und das Rückrundenspiel gegen den Tabellenletzten aus Leipzig. Den ersten Vergleich hat Schwabhausen bereits gewonnen, und Yahmed schätzt, dass es statt nominell zwei am Saisonende höchstens einen Absteiger geben wird. Aber natürlich werde man auch andere Gegner angreifen, etwa Busenbach oder Böblingen, die vor dem Winter noch anstehen: "Vielleicht geht da ja was."

Gegen Berlin würde nichts gehen, da waren sich zuvor alle einig. Doch dann gab es eine 3:6-Niederlage, in der es bis zuletzt nach einem Unentschieden aussah. Und als nach knapp 200 Spielminuten alle Ballwechsel ausgezählt waren, da stand sogar fest: Die Gastgeberinnen aus Schwabhausen hatten mehr Punkte erzielt als Berlin, 283:280. Das half natürlich rein gar nichts.

Mit einem solchen Verlauf hatte niemand gerechnet. Eva-Maria Maier, Nummer vier des TSV, fiel grippebedingt aus, doch Berlin kam noch viel dezimierter: Die deutsche Meisterin Petrissa Solja fehlte ebenso wie die noch unbezwungene Georgina Pota. Und Schwabhausen ging nach einem Doppelsieg von Chantal Mantz/Christina Feierabend mit 2:1 durch Yang Ting in Führung, die die junge Japanerin Yui Hamamoto bezwang. "Da war klar, dass etwas geht", sagte Yahmed. "Mit einer fitten Eva hätten wir mindestens einen Punkt geholt." Denn Berlins Aushilfe Arina Spektor wirkte überfordert, doch sowohl Feierabend (die Spektor klar bezwang) als auch Schwabhausens Ersatz Andrea Welz unterlagen der WM-erfahrenen Abwehrspielerin Irina Palina, 45, knapp in fünf Sätzen. "Christl war sehr unzufrieden", berichtete Yahmed, es sei mehr drin gewesen. Chantal Mantz knöpfte der deutschen Nationalspielerin Shan Xiaona sogar einen Satz ab, zu einem Sieg aber reichte es nicht. Es läuft eben nicht rund.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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