Tischtennis:Gefangen im Mikrokosmos

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Sabine Winter erwischt bei WM in Suzhou schwierige Auslosung

Von Andreas Liebmann, München

Wie groß die Welt ist, davon hat Sabine Winter in ihrem Leben als Tischtennisprofi schon einen recht profunden Eindruck gewonnen. Seit Saisonbeginn hat die 22-Jährige aus Hechendorf bei Starnberg an internationalen Turnieren in Tschechien teilgenommen, in Schweden, Ungarn, Dubai, Kuwait, Katar und Spanien. Ein einziges freies Wochenende in diesem Jahr fällt ihr ein, das sie am Pool verbrachte, nachdem sie bei den Spanish Open früh ausgeschieden war. An diesem Dienstag nun startet sie bei der Einzelweltmeisterschaft im chinesischen Suzhou, doch seit der Auslosung weiß sie vor allem eines: Wie klein doch manchmal die Welt ist.

Im Liga-Alltag läuft es prima, die ehemalige Schwabhauserin hat für Kolbermoor die beste Einzelbilanz der ersten Bundesliga erspielt, ihre internationale Karriere steckt jedoch noch ein wenig fest. Der Gewinn der Europameisterschaft 2013 im Doppel ragt heraus, an der Seite von Petrissa Solja, mit der sie auch zweimal die German Open gewann. Doch im Einzel stehen in diesem Jahr viele frühe World-Tour-Niederlagen zu Buche, sie habe häufig Lospech gehabt, sagt die Nummer 61 der Weltrangliste. Allein drei Mal binnen weniger Wochen traf sie auf Feng Tianwei, die Dritte der Olympischen Spiele in London. Zweimal blieb sie ohne Satzgewinn, doch ihre Begegnung in Kuwait, die zieht Winter gerne als Beispiel dafür heran, dass sie international durchaus konkurrenzfähig wäre. Zwar unterlag sie der Singapur-Chinesin erneut, doch nach 2:0-Satzführung und einem 6:2-Vorsprung im vierten Durchgang hatte sie beste Siegchancen. 2:4 (11:9, 13:11, 3:11, 10:12, 5:11, 6:11) hieß es am Ende.

Die WM-Auslosung in Suzhou hat nun jedenfalls Folgendes ergeben: In Runde eins wird Winter an diesem Dienstagmorgen einer Qualifikantin begegnen. In Runde zwei träfe sie dann auf - wer hätte das gedacht: eine Singapur-Chinesin namens Feng Tianwei, zurzeit an Position vier der Welt. Und falls ihr dieses Mal tatsächlich die Überraschung glücken würde, gäbe es in Runde drei ein Duell mit einer guten Bekannten, der Winter erst kürzlich im Finale der deutschen Meisterschaften unterlegen war: Petrissa Solja. Als gäbe es keine anderen Gegnerinnen auf der Welt.

Natürlich tritt Winter auch im Doppel an, wo (wenngleich sie auf der Rückhandseite und im passiven Spiel zugelegt hat) ihre starke Vorhand besser zur Geltung kommt. Allerdings bildet sie auf Geheiß der Bundestrainerin Jie Schöpp kein Gespann mehr mit Solja. Diese sei wohl mit Shan Xiaona für Olympia 2016 vorgesehen, schätzt Winter, weshalb sie schon länger kaum noch mit Solja spiele. Weil die eingebürgerte Shan bei Weltmeisterschaften nicht startberechtigt ist, wird Solja in Suzhou an der Seite von Youngster Nina Mittelham antreten, Winter dagegen mit Kristin Silbereisen, mit der sie befreundet ist und die zur neuen Saison ebenfalls für den SV DJK Kolbermoor antreten wird. "Ich kann auch mit Kristin ein gutes Doppel spielen", versichert Winter.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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