Tischtennis:Fall für die Versicherung

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Nervenflattern: Filip Cipin. (Foto: Johannes Simon)

Tischtennis-Zweitligist Fürstenfeldbruck hofft auf Koreaner Kim

Von Andreas Liebmann, Fürstenfeldbruck

Dimitrij Ovtcharov ist zurzeit die Nummer vier der Tischtennis-Weltrangliste, in den Top Fünf ist er umzingelt von Chinesen. Früher, als er noch nicht Deutschlands Nummer eins war und bester Europäer, da spielte er für Borussia Düsseldorf. Über Charleroi wechselte er 2010 zum russischen Verein Fakel Gazprom Orenburg - und spätestens seitdem weiß man auch hierzulande, dass es in Russland einen Ligabetrieb gibt, in dem richtig Geld fließt. Umso erstaunlicher ist das, was vom Zweitligisten TTC Jülich kürzlich ausgerechnet wurde: Gemessen an den Weltranglistenpositionen sei die zweite deutsche Bundesliga inzwischen die drittstärkste Liga Europas, hinter den ersten Ligen Deutschlands und Frankreichs, die russische sei überholt worden. Rudi Lutzenberger, Abteilungsleiter des TuS Fürstenfeldbruck, zweifelt nicht an dieser Rechnung, er sagt: "Es treten doch fast nur noch Nationalspieler an."

Entsprechend skeptisch ist er seit der 4:6-Niederlage vom vergangenen Samstag gegen den TV Hilpoltstein, dass sein Klub in dieser Klasse bestehen kann. Wobei: Nicht immer sagen ja Zahlen alles, aber im Fall des Zweitligisten TuS Fürstenfeldbruck klingen sie doch eindeutig. Mit 8:8 Punkten ist er Tabellenfünfter von zehn Teams, nach zwei Siegen, zwei Niederlagen und vier Unentschieden. Sogar das Spielverhältnis ist ausgeglichen, 39:39. Mehr Mittelmaß geht kaum. Dennoch beharrt Lutzenberger: "Es wird eng für uns, ich bin nicht mehr optimistisch." Schlusslicht Herne hat mit einem 5:5 gerade den TTC Passau von der Tabellenspitze gekickt, und der Vorletzte Königsbrunn mit einem Mann weniger den 1. FC Saarbrücken bezwungen. Königsbrunn sei ein Spitzenteam, sobald der verletzte Kilian Ort zurückkehre, glaubt Lutzenberger. Und sein Team ist eines der wenigen, das bisher ohne Verletzungen durchkam.

Lutzenberger also fürchtet, dass eher die Verfolger sich steigern. Die Eindrücke gegen Hilpoltstein, den neuen Tabellenführer, bestärken ihn in dem Eindruck, dass die eigenen Mittel begrenzt sind. Wieder war es eng bis zum letzten Einzel, und wie so oft hatte die Nummer vier Filip Cipin die undankbare Aufgabe, den entscheidenden Punkt - diesmal zum Remis - zu holen. Doch während der Kroate zuvor beinahe den überragenden Tschechen Petr David geschlagen hätte, wirkte er gegen Dennis Dickhardt verkrampft. Als er im ersten Durchgang beim Stand von 10:6 vier Satzbälle nicht genutzt hatte, fiel er umso mehr in alte Spielmuster zurück - in solchen Phasen prügelt Cipin die Bälle nur noch hart und cross übers Netz, was oftmals zu wenig ist. Er unterlag 9:11, 11:1, 5:11, 9:11.

Sein Teamkollege Bojan Crepulja hatte Dickhardt zuvor noch bezwungen, Petr David unterlag auch er, doch dieser 1:3-Ausbeute hatte das vordere Paarkreuz ein 3:1 entgegengestellt: Michal Obeslo hatte weder gegen Nico Christ, den ehemaligen Erstligaspieler des TSV Gräfelfing, noch gegen den zweimaligen deutschen Doppelmeister Alexander Flemming Probleme gehabt, und auch Florian Schreiner bezwang immerhin Christ glatt in drei Sätzen. Doch hinter all den ausgeglichenen Brucker Zahlen verbirgt sich auch eine negative Bilanz, die der Doppel nämlich: Von 16 Spielen wurden nur fünf gewonnen. Die im Vorjahr solide Paarung Crepulja/Cipin stand in der laufenden Saison bereits bei 0:5, als Trainer Andras Podpinka beschloss, künftig auf Obeslo/Cipin und Schreiner/Crepulja zu setzen, doch der Erfolg blieb mäßig. Hilpoltstein musste noch nichts umstellen, seine zwei gleichstarken Duos haben gemeinsam 11:3 Siege verbucht, zwei davon gegen Fürstenfeldbruck. Und Lutzenberger musste anerkennen: "Sie waren genau um die Doppel stärker als wir." Und um die zwei Dutzend mitgebrachten Fans, die lauter waren als die heimische Hundertschaft.

Vor dem letzten Hinrundenspiel in Frickenhausen wird die Abteilung Kassensturz machen. Denn auf der Rangliste steht noch ein Trumpf, der Koreaner Kim Jung-Hoon. Der 33-Jährige ist als Lebensversicherung auf Position eins gemeldet, vor einem Jahr war er noch unter den besten 70 der Welt. Lutzenberger hofft nun, ihn für drei Rückrundeneinsätze zu bekommen, falls das terminlich passe und finanzierbar sei: "Wir müssen uns schnell entscheiden." Auf diese Art könnte auch der TuS deutlich mehr sein als bedrohtes Mittelmaß.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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