Tischtennis:Auf höchstem Niveau

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Tischtennis-Länderspiel in der Mulde eines Minen-Trucks

Von Jan Geißler, München

Viereinhalb Stunden, so lange dauerte im September 2015 das bislang letzte Aufeinandertreffen der Tischtennis-Nationalmannschaften Österreichs und Deutschlands. Im Endspiel der Europameisterschaft im russischen Jekaterinenburg hatte damals überraschend das Team aus der Alpenrepublik das bessere Ende für sich und gewann mit 3:2. Am Dienstag kam es nun zur Neuauflage des Finales, allerdings unter erschwerten Bedingungen. Statt wie gewöhnlich in einer Sporthalle wurde dieses Mal im Rahmen der Bauma, der weltweit größten Baumaschinenmesse in München, gespielt - in der Mulde eines riesigen, 2700 PS starken und 160 Tonnen schweren Minen-Trucks. Das Gefährt wurde extra für die Messe in Einzelteilen nach München gebracht und dort seit Januar Stück für Stück aufgebaut.

"Ich freue mich riesig darauf", hatte der österreichische Altmeister Werner Schlager vor dem Schaukampf gesagt. Der Einzel-Weltmeister von 2003 bildete gemeinsam mit Stefan Fegerl, der von der kommenden Saison an für Borussia Düsseldorf antreten wird, und dem 43-jährigen, ehemals Neuntplatzierten der Weltrangliste Chen Weixing das österreichische Team. Für Deutschland gaben sich der erfolgreichste deutsche Tischtennisspieler aller Zeiten, Timo Boll, der Weltranglisten-35. Bastian Steger sowie Bundestrainer Jörg Roßkopf die Ehre. Angesichts des Austragungsortes war selbst Boll, der in seiner Karriere schon so manchen Spielort zu Gesicht bekam, beeindruckt: "Mir ist erst einmal die Kinnlade heruntergefallen, als ich das hier gesehen habe. Wir haben letztes Jahr ein Haus gebaut, und ich dachte, der Bagger, der dort zum Einsatz kam, sei groß."

Pünktlich zum ursprünglichen Spielbeginn war ein Regenschauer über dem Messegelände niedergangenen - es hat schon Gründe, wieso Tischtennis kein Freiluftsport ist. Als die Wolken sich verzogen hatten, wurden die Spieler in einer Gondel auf die sechs Meter hohe Ladefläche gebracht, wo sie fünf Einzel austrugen. Trotz der ungewohnten Höhe und teilweise störender Windböen zeigten die Profis ein bisschen was von ihrem Können. Den Sieg sicherten sich die Deutschen, mit 3:2. Bei der EM-Revanche, wenn man sie denn so nennen wollte, stand freilich der Spaß im Vordergrund. Die Zuschauer verfolgten das Ganze auf Leinwänden. Ernst wird es für die deutschen Männer an diesem Donnerstag wieder. Nach einer Trainingseinheit in Milbertshofen am Dienstag flog die Mannschaft noch am selben Abend nach Schweden. In Halmstad wird die europäische Olympia-Qualifikation ausgespielt. Tischtennis auf höchstem Niveau wird auch dort wieder gefordert sein.

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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