Tischtennis:Alles andere als kampflos

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Eva-Maria Maier verhindert Schwabhausens ersten Punktverlust

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Um im Tischtennis einen Satz 11:0 zu gewinnen, muss alles zusammenpassen: Man muss einen Lauf haben, muss haushoch überlegen sein, der Gegner indisponiert - und am besten hat er noch Brille und Turnschuhe vergessen.

Am vergangenen Wochenende gab es gleich für drei junge bayerische Topspieler solche 11:0-Erfahrungen - allerdings aus verschiedenen Gründen. Die ehemalige Schwabhauserin Chantal Mantz, die für den deutschen Meister Berlin debütierte, kam im Einzel nur am Samstag gegen die Leutzscher Füchse zum Zug (11:3, 11:3, 11:1 gegen Andrea Püschel), am Sonntag siegte sie 11:0, 11:0, 11:0 - kampflos. Gegner Bad Driburg hatte statt vier nur zwei Spielerinnen aufgeboten. Florian Schreiner, wie Mantz 20, unterlag Uros Gordic (Herne) 2:11, 0:11, 0:11 - das Ziehkind des TuS Fürstenfeldbruck war vor der Saison zum TTC Schwalbe Bergneustadt gewechselt, kam dort allerdings bisher in der ersten Liga nicht zum Einsatz. Auch sein Debüt im Drittliga-Team gab er nun einzig aus taktischen Gründen: Ihn plagt seit Wochen eine Schambeinentzündung.

Eva-Maria Maier, 20, vom Zweitligisten TSV Schwabhausen gewann am Sonntag zwei solche Sätze, beim 12:10, 11:0, 11:0-Erfolg gegen Lilli Eise vom ESV Weil. Als es somit 5:1 für ihr Team stand, gingen am Handy ihres Trainers Alexander Yahmed bereits erste Kurznachrichten mit Glückwünschen ein. Den Daheimgebliebenen wie Abteilungsleiter Helmut Pfeil war beim Lesen des Livetickers sonnenklar: Sobald Christina Feierabend im zweiten Einzel auf die offensichtlich verletzte Eise treffen würde, wäre dies der siegbringende sechste Punkt für Schwabhausen. "Ich musste dann zurückschreiben, dass Eise überhaupt nicht verletzt aufgegeben hatte", erzählte Yahmed schmunzelnd, "sondern dass Eva wirklich so gut war." Und ihre 18-jährige Gegnerin indisponiert und "konzeptlos".

Tatsächlich wäre aus dem vermeintlich sicheren Sieg beinahe noch ein Remis geworden, der erste Punktverlust des souveränen Zweitliga-Tabellenführers. Dass es am Ende 6:4 für Schwabhausen hieß, war erneut Maier zu verdanken, die auch im abschließenden Einzel mit Anna Kirichenko (11:5, 11:4, 11:7) kurzen Prozess machte.

Bis zum 5:1-Zwischenstand hatten Yang Ting, Mateja Jeger, Feierabend und Maier jeweils ihre ersten Einzel gewonnen, wobei Jeger beim 3:2 (7:11, 11:4, 6:11, 11:9, 11:9) gegen die Ukrainerin Ievgeniia Vasylieva, Nummer 232 der Welt, hart zu kämpfen hatte. Zuvor hatten Yang/Maier bereits ihr Doppel gewonnen - das dritte in Serie nach mehr als einjähriger Flaute. Dann aber unterlagen Yang und Jeger in ihren zweiten Einzeln jeweils knapp. Und Feierabend traf eben nicht auf eine verletzte Lilli Eise, ganz im Gegenteil: Die Schwabhauserin war gesundheitlich angeschlagen. Aus einer 3:0-Führung wurde ein 3:8, Eise gewann den ersten Durchgang und letztlich auch das gesamte Match in fünf Sätzen. "Christl ist einfach die Kraft ausgegangen", entschuldigte ihr Trainer.

Yahmed sah den knappen Gesamtsieg als Beleg dafür, dass die Dominanz seines Teams in der zweiten Liga gar nicht so groß ist, wie es die Tabelle zurzeit ausdrückt. "Ich bleibe dabei, dass hier jeder jeden schlagen kann", sagte er, "Weil war ein sehr guter Gegner." Wobei das Klassement der zweiten Bundesliga ohnehin kurios schief ist: Mit 16:0 Punkten thront Schwabhausen ganz oben und hat die Hinrunde bis auf zwei Partien bereits abgehakt. "Wenn wir die noch gewinnen, war es eine perfekte Runde", sagt Yahmed. Der ESV Weil dagegen hat überhaupt erst drei Spieltage bestritten, ebenso die Mitfavoriten Anröchte und Tostedt; der TSV Langstadt hat sogar erst zwei Partien absolviert, der Tabellenzweite ATSV Saarbrücken immerhin vier. Und sie alle haben erst jeweils eine einzige Niederlage kassiert - gegen Schwabhausen.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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