Tischtennis:Acht Wochen danach

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Gemischtes Doppel: Bei der Weltmeisterschaft in Ungarn standen Chantal Mantz (links) und Sabine Winter gemeinsam am Tisch, am Samstag treten die ehemalige und die aktuelle Schwabhauserin gegeneinander an. (Foto: Aleksandar Djorov/imago)

Tischtennis-Erstligist TSV Schwabhausen empfängt am Wochenende die TTG Bingen - es ist erst das zweite Heimspiel für den Aufsteiger.

Von Andreas Liebmann, Schwabhausen

Zwei präzise, wuchtige Schläge nur, schon war der Widerstand gebrochen. Routine ist eben viel wert. Mit einem herzhaften "O'zapft is" schenkte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter die erste Mass aus. Buchdruck, Dampfmaschine und Glühbirne waren da bereits erfunden, immerhin, ganz so lange ist es also doch nicht her, aber damals, zur Wiesn-Eröffnung 2019, hatte es draußen vor dem Zelt eben noch sonnige 20 Grad - und inzwischen ist der erste Schnee gefallen. An diesem Samstag um 14.30 Uhr werden die Tischtennisfrauen des TSV Schwabhausen die TTG Bingen empfangen, es ist erst ihr zweites Heimspiel seit dem Wiederaufstieg in die erste Liga. Das erste, damals an jenem warmen Septembersamstag, wird dann exakt acht Wochen zurückliegen - die Älteren werden sich vielleicht erinnern.

Ob die 17-jährige Wang auf die 17-jährige Wang trifft? Egal, sagt Yahmed: "Wir sind Außenseiter."

Es ist natürlich nicht so, dass in der Zwischenzeit gar nichts passiert wäre. Seither hat der Klub aus dem Dachauer Hinterland vier weitere Erstligapartien absolviert, aber allesamt auswärts. In Berlin, Bad Driburg, Anröchte, Langstadt. "Kein Vorwurf an irgendjemanden, ich glaube, es ist kompliziert, diesen Spielplan hinzukriegen", sagt Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed. Er muss um viele internationale Termine herum drapiert werden. "Aber für uns ist das so natürlich doof." Ganz generell müsse man überlegen, ob es das Ziel sei, die Liga attraktiver zu machen; und falls ja, müsse man Vereine wie Kolbermoor, Langstadt oder nun eben auch den TSV, die versuchten, ihre Spieltage zu so etwas wie Events zu machen, in diesen Bemühungen möglichst unterstützen.

Für den TSV Schwabhausen macht es der Terminplan nun etwas beschwerlich. Im September hatte der Verein eine ganze Menge angestoßen, um auch das Umfeld aus seinem Dornröschenschlaf zu stupsen, in den es im Laufe der Jahre in der zweiten Liga gesunken war. Er hatte viel Werbung gemacht, das Fernsehen war gekommen, die Verantwortlichen hatten die Zuschauer nach unten in die Halle geholt, hinunter von der Empore, auf der es früher Kaffee und Kuchen gab, näher an die Tische. Und sie wurden mit einer stimmungsvollen Kulisse aus immerhin 200 begeisterten Zuschauern belohnt. Alles wirkte professioneller als früher. Ein guter erster Versuch war das, der freilich die Frage hinterließ, ob und wie man diesen Schwung nun wohl mitnehmen und wie man diese Zuschauerzahl überhaupt interpretieren könnte: als steigerbar, weil bestes Ausflugswetter und erstes Wiesn-Wochenende sicher viele Menschen davon abgehalten hatten, sich in eine Sporthalle zu setzen? Oder als frühen und wohl einmaligen Höhepunkt, weil es ja gleich das oberbayerische Derby gegen den SV-DJK Kolbermoor war, der viele eigene Zuschauer mitbrachte, der zudem der Heimatverein der für Schwabhausen aktiven Jugendnationalspielerin Laura Tiefenbrunner ist. Überdies war es auch noch das erste Spiel von Sabine Winter für den TSV seit ihrer Heimkehr nach sieben Jahren in Kolbermoor. 3:6 verloren die Gastgeberinnen, überraschend knapp. So oder so: Auch der Schwung des Ligaauftakts ist acht Wochen her. "Das war schon etwas Besonderes", findet Yahmed. Nun muss man wieder bei null anfangen. Vereine anschreiben, Werben, Aktionen in der Halle planen.

Immerhin: Auch das Duell mit der TTG Bingen/Münster-Sarnsheim, wie der Gegner am Samstag vollständig heißt, wird für die TSV-Zuschauer ein Wiedersehen bringen, auch wenn die Bindung da nicht ganz so eng ist wie mit Sabine Winter, die die Leute in Schwabhausen haben aufwachsen sehen: Chantal Mantz wird erwartet. Wie später Tiefenbrunner, so war auch die 23-jährige Mantz vor vier Jahren aus Kolbermoor nach Schwabhausen gewechselt, nach einem Jahr aber weitergezogen über Berlin und Frankreich bis nach Bingen. Ihre jüngere Schwester Sarah ist in Schwabhausens Drittliga-Mannschaft aktiv.

Das Schwabhauser Publikum hat zuletzt eine Menge verpasst. Zwei 0:6-Niederlagen in Berlin und vor Wochenfrist in Langstadt, ein 4:6 in Bad Driburg, und mit dem 6:2 in Anröchte den ersten Saisonsieg. Vor allem haben sie die ersten zwei Auftritte der 17-jährigen Amerikanerin Crystal Wang an Position zwei verpasst, einem Zugang, von dem Yahmed vor Saisonbeginn gar nicht wusste, ob er je zum Einsatz kommen würde. Wang habe ihn positiv überrascht, sie hätte gegen Anröchte "beide Einzel gewinnen können". Es reichte immerhin zu einem, ausgerechnet gegen die ehemalige Schwabhauserin Yang Ting. Würde sie am Samstag spielen, könnte es zum lustigen Duell mit Bingens Amy Wang kommen, ebenfalls einer 17-jährigen Amerikanerin. Doch Yahmed weiß noch nicht, ob es mit Crystal Wangs Heimdebüt klappt.

Auswärts zeigte sich, dass das Team doppelt profitiert, wenn Wang mitspielt, weil dann Mateja Jeger auf Rang drei rutscht, ins hintere Paarkreuz, wo sie noch ungeschlagen ist. Im vorderen hat sie dagegen noch kein Einzel gewonnen. "Mateja muss sich an die Liga gewöhnen", sagt Yahmed. Ob sie den nächsten Schritt schaffe, liege an ihr selbst. Vorwürfe kann er Jeger bisher nicht machen, auch nicht dem Rest des Teams. "Wir sind wieder Außenseiter", sagt er vor der Partie gegen Bingen. Aber nicht chancenlos. Übrigens: Bis Ende Januar wird es nur noch Heimspiele geben. Wie groß ihr Heimvorteil ist? Hm. Da fehlen Erfahrungswerte.

© SZ vom 15.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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