Tennis:Zu viele Meister

Lesezeit: 3 min

Hannes Wagner soll weiter für Großhesselohe aufschlagen. Sein Verein will den gebürtigen Münchner halten. (Foto: Schunk)

Aus Geldnot hätte der TC Großhesselohe beinahe seine Zweitliga-Männer abgemeldet - nun ist das Prestigeteam gerettet

Von Matthias Schmid, München

Christopher Kas ist im Hauptberuf Tennislehrer von Sabine Lisicki. Seit einigen Tagen nun weilt er schon in Köln, um die Berufsspielerin für die neue Saison zu präparieren. Die Spielzeit wird die beiden nach einem lukrativen Umweg über die International Premier Tennis League in Asien Anfang des Jahres zu den ersten Turnieren in Australien und Neuseeland führen. Im Nebenberuf ist der gebürtige Trostberger Teammanager des Tennis-Zweitligisten TC Großhesselohe. Aber es hatte nicht viel gefehlt und Kas hätte sich eine neue Aufgabe suchen müssen, in die er in diesem Jahr so viel Herzblut und auch Zeit gesteckt und die ihn zumindest kurzfristig sogar wieder auf den Platz gebracht hatte, als Spieler wohlgemerkt. "Das hat mir super viel Spaß gemacht, die Mannschaft zusammenzustellen", sagt Kas.

Aber als Ende September der Klub die Mannschaft für die neue Saison hätte melden sollen, ließ der Präsident Bernard Eßmann die Frist verstreichen. Er wusste zu diesem Zeitpunkt nämlich noch nicht, ob er überhaupt ein Zweitligateam im Sommer 2016 wird aufbieten können, nach 17 Jahren Zugehörigkeit zur ersten und zweiten Liga. "Es war in der Schwebe, ob wir uns das finanziell noch leisten können", erzählt Eßmann. Der Hauptgrund für die Schieflage war nicht die Tatsache, dass zwei Sponsoren überraschend den Klub verlassen hatten, sondern der eigene Erfolg - der TC Großhesselohe hat in seiner Historie nie zuvor so viele Meisterschaften gewonnen. Die erste Damenmannschaft beendete in der Regionalliga die Saison ebenso mit dem Titelgewinn wie die Herren 30 in der zweiten Liga. Auch wenn die Wertigkeit und das Renommee dieser Ligen nicht an die zweite Bundesliga der Männer heranreicht, "hätten wir zugunsten der beiden Aufstiegsteams die Zweitligatruppe abgemeldet", bekennt Eßmann. Schweren Herzens zwar, aber mit klarem Verstand. Aus zweierlei Gründen. Zum einen verschlingt das Zweitligateam mit zahlreichen ausländischen und inländischen Profispielern zu viel Geld. Zum anderen, sagt Eßmann, "wollten wir den beiden Mannschaften mit den vielen im Klubleben fest verankerten Spielern und Spielerinnen nicht den Aufstieg verwehren."

Christopher Kas wusste darüber Bescheid, dass sein Nebenjob nach nur einem schönen Sommer wieder hätte vorbei sein können. "Aber ich bin nicht über jede Wasserstandsmeldung informiert worden", sagt der 35-Jährige. Aus dem Klub hatte den ehemaligen Weltklassespieler mit exzellentem Netzwerk in der Szene allerdings niemand nach Hilfe bei der Akquise möglicher Sponsoren gefragt. "Aber ich habe mitbekommen, wie Eßmann dafür gekämpft hat, dass es nicht zum worst case kommt", erzählt Kas. Eßmann und die übrigen Präsidiumsmitglieder hatten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sie wussten, dass ein Rückzug der Prestigemannschaft, die 1987 als Zweiter sogar knapp den deutschen Meistertitel verfehlte, den guten Ruf als Leistungssportverein in München und in ganz Bayern auf Jahre hinaus hätte beschädigen können.

So dauerte es auch bis Ende Oktober, ehe der Klub, die Spieler und der Teammanager Gewissheit darüber hatten, dass es auch im nächsten Jahr weitergeht. Ein Münchner Unternehmen steigt beim TC Großhesselohe in größerem Umfang ein und hat zudem die Namensrechte am Männerteam erworben. "Wir sind alle froh, dass wir eine gute Lösung gefunden haben und sogar für alle drei Mannschaften etwas mehr Budget zur Verfügung haben als in diesem Jahr", sagt Eßmann.

Der Präsident hat Kas nun das Mandat erteilt, mit den Spielern über neue Verträge zu verhandeln. Nach dem vierten Platz in diesem Jahr erhoffen sich die Macher, dass auch die neue Mannschaft nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird. "Ich bin bestrebt, den Großteil der Spieler zu halten, weil die Chemie gestimmt hat", sagt Kas. Wichtig ist ihm, dass wieder vorzugsweise Deutsch gesprochen wird. Neben Marcel Zimmermann, der schon zugesagt hat, sollen die bayerischen Nachwuchsspieler Kevin Krawietz und Hannes Wager gehalten werden sowie die drei Österreicher Bastian Trinker, Philipp Oswald und Lucas Miedler. "Obwohl wir weniger Budget hatten und ein Spiel mehr, haben wir besser abgeschnitten als in der Vorsaison", hebt Eßmann die besondere Leistung von Kas hervor. Die beiden hoffen, dass sich das wiederholen lässt und ihnen das große Zittern nach der Saison diesmal erspart bleibt. Christopher Kas hängt nämlich sehr an seinem Nebenjob.

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: