Tennis:Zerschmetterte Heimpremiere

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Münchens Nummer eins Tobias Simon unterlag dem Niederländer Boy Westerhof im finalen Match-Tiebreak unglücklich mit 8:10. (Foto: Claus Schunk)

Zweitligist MTTC Iphitos ist im Derby gegen Großhesselohe chancenlos

Von Matthias Schmid, München

Wer erfahren wollte, wie hart der Tennisspieler Tobias Simon seinen Schläger bespannt, konnte das mit einem Blick in den Mülleimer erledigen. Inmitten leerer Eistüten und Wasserflaschen steckte sein Arbeitsgerät, oder besser: was davon übrig geblieben war. Der Kopf seines Schlägers war gebrochen und verbogen, als wäre er aus Gummi und nicht aus Grafit. Es ist nicht überliefert, wer ihn in die Tonne warf, aber neugierige Besucher erhielten so zumindest die Möglichkeit herauszufinden, wie hart der Zweitligaprofi des MTTC Iphitos seine Saiten aufziehen lässt - ein kleiner Kleber an der Innenseite des Schafts öffnete den Blick in ein Feld, aus dem die Spieler gerne ein großes Geheimnis machen. Simon spielt längs mit 27 und quer mit 26 Kilopond.

Die Trümmer des Schlägers standen für das Bild, das vom ersten Spieltag in der zweiten Tennis-Bundesliga hängen bleibt. Iphitos musste im Stadtduell gegen den TC Großhesselohe eine empfindliche 1:8-Niederlage hinnehmen. Bereits nach den Einzeln stand die Demütigung fest, lediglich Richard Malobitzky hatte Hannes Wagner bezwungen. Simon musste sich an der Spitzenposition nach einer aufregenden Partie mit teils irrwitzigen Ballwechseln seinem niederländischen Kontrahenten Boy Westerhof mit 5:10 im Match-Tiebreak des Finalsatzes geschlagen geben, was seine Frustrationstoleranz weiter verringerte.

"Ziemlich deutsch", so hatte Cheftrainer Uli Sprenglewski angekündigt, wollte der MTTC in dem Prestigeduell spielen. Dass am Ende tatsächlich sechs einheimische Spieler auf dem Platz standen, verwunderte nicht nur den Gegner. Sondern vor allem die Iphitos-Spieler selbst: "Wir hätten gern mit einer stärken Mannschaft gespielt, um uns vor heimischer Kulisse besser präsentieren zu können", gab Stephan Hoiss zu. Normalerweise spielt der 25-Jährige weiter hinten in der Aufstellung. Doch weil Iphitos ohne ausländische Hilfskraft antrat, musste er an Position zwei ran und unterlag Kevin Krawietz deutlich.

"Vielleicht hatten sie sich gegen uns nichts ausgerechnet und deshalb Geld gespart", mutmaßte Christopher Kas. Der neue Teammanager des TC Großhesselohe erlebte bei seinem Einstand einen entspannten Tag, er hatte im Anschluss der Partie sogar Zeit und Muße, mit seinem Sohn ein paar Bälle zu spielen. Doch für Trainerstunden war der Coach von Sabine Lisicki nicht auf die Anlage am Aumeister gekommen. Auch er hatte mit deutlich mehr Gegenwehr gerechnet.

"Uns waren die Hände gebunden", erklärte Fabian Schmid, der stellvertretende Iphitos-Cheftrainer. Die Verantwortlichen hatten in den Tagen vor dem ersten Spiel versucht, einen Spitzenspieler zu präsentieren. Neben dem Argentinier Guido Pella wäre da vor allem der Kroate Franko Skugor infrage gekommen, der bereits in der vergangenen Saison für den MTTC aufgeschlagen hat. Doch er zog ein Challenger-Turnier der zweiten Liga vor. Es ist natürlich auch eine Frage des Geldes, einen Spieler von einem Auftritt bei einem Rundenspiel zu überzeugen. Doch der Vorstand hat dem Trainerteam einen engen Budgetrahmen zur Verfügung gestellt. "Wir müssen gut wirtschaften und unsere besten Spieler dann aufstellen, wenn wir auf Mannschaften treffen, die wie wir gegen den Abstieg kämpfen", findet Schmid.

Wie schon der Auftakt zeigte, werden sich die beiden Münchner Klubs in dieser Saison in verschiedene Richtungen bewegen. Großhesselohe war mit drei Ausländern, darunter zwei Österreichern, angetreten. "Wir wollen einen guten Mittelfeldplatz erreichen", sagt Kas. Auch für das erste Heimspiel an diesem Freitag gegen den TC BW Dresden-Blasewitz verspricht er eine starke Aufstellung. Der Verein hat aus den Fehlern gelernt, in der vergangenen Saison holte der TCG erst am vierten Spieltag seinen ersten Sieg und wäre am Ende sogar abgestiegen, wenn der Verband die zweite Liga nicht erweitert hätte. Mit Kas hat nun ein absoluter Fachmann die Kaderplanung gestaltet, der in enger Absprache mit Cheftrainer Karsten Schulz das Team aufstellt. "Das letzte Wort hat aber Karsten", sagt der 35-Jährige, der im vergangenen Jahr seine Karriere beendet hat.

Im Doppel hat Kas fünf Titel auf der Tour gewonnen, er sagt: "Wenn ich die Jungs auf dem Platz sehe, bekomme ich selber wieder große Lust zu spielen." Er will die Übungseinheiten bis Freitag nun für Werbung in eigener Sache nutzen, "damit der Trainer mich aufstellen muss", sagte er bestens gelaunt. Die Stimmung war überhaupt gut beim TC Großhesselohe, auch von einem zerstörten Schläger ist nichts bekannt.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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