Tennis:Viel Spaß und ein paar Schatten

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"Ich habe mich nicht so gut zurechtgefunden“, gab Peter Gojowczyk zu. Er kann immerhin noch auf ein Nachrücken in die Zwischenrunde hoffen. (Foto: Claus Schunk)

Yannick Hanfmann gewinnt das Vorrundenturnier des DTB beim TC Großhesselohe, andere finden nicht in den Rhythmus.

Von Ralf Tögel, Pullach

Christopher Kas legte die Stirn in Falten. Ein ungewöhnlicher Anblick für den Teammanager des TC Großhesselohe, für den ein Glas nie halb leer ist - sondern immer halb voll. Es hatte ein paar kritische Stimmen gegeben nach der Vorrunde der German Men's Series beim TC Großhesselohe (TCG), Matthias Bachinger, der in der Bundesligamannschaft des TCG spielt und am Finaltag verletzt passen musste, fand Profitennis ohne Zuschauer "ziemlich trostlos". Vielleicht hätte sich der Deutsche Tennisbund (DTB) irgendetwas völlig Neues überlegen sollen, was die Spiele verkürzt hätte, sinnierte der 33-Jährige. Bachinger gab aber auch zu, dass die übergeordnete Idee, Profis eine Gelegenheit für ihren Sport unter Wettbewerbsbedingungen zu geben, aufgegangen ist. Kas war mit "dem organisatorischen Ablauf sehr zufrieden und glücklich. Anfangs hatte ich wegen der Wettervorhersage kein gutes Gefühl, aber das war ein toller Abschluss." So habe er "gerade heute tolle Spiele gesehen, vor allem Yannick und Daniel sind schon nahe an ihrer Normalform." Yannick Hanfmann und Daniel Masur nämlich, die folgerichtig als jeweiliger Gruppenerster den Sieg in Großhesselohe unter sich ausmachten, letztlich triumphierte Hanfmann verdient in zwei Sätzen (7:5 und 6:2).

Die witterungsbedingten Befürchtungen des TCG-Managers hatten sich am Freitag in herrlichstes Sommerwetter aufgelöst, ansonsten waren die Umstände dieser vier Turniertage auf der Anlage im Isartal alles andere als herrlich. Das Hygiene- und Sicherheitskonzept, das konsequent umgesetzt wurde, hatte ja Zuschauer verboten, jeder Offizielle wurde genau registriert, und auch die Betreuung der Spieler musste sich auf das Nötigste beschränken. Der Veranstalter indes hatte einen richtig guten Job gemacht. So saß Kas vor der weißen Wand mit dem Vereinslogo, vor der die Spieler nach getaner Arbeit der Handvoll Medienvertreter die jeweilige Gefühlslage näher brachten, und sagte: "Es war für die Spieler einfach wichtig, nach drei Monaten Stillstand wieder Matches zu spielen", die Stirnfalten waren längst verschwunden. Sicher, es sei ein Kaltstart gewesen, und ja, niemand konnte vorhersagen, wie die Sache ausgeht. Aber trotz der Kürze der Zeit wurde diese Serie auf die Beine gestellt und die Profis hätten nun eine belastbare Aussage, wo sie stehen.

Auch das Konzept bekam Lob vom TCG-Manager, neben den besten deutschen Spielern vergab der DTB ja acht Wildcards und acht Startplätze an die besten deutschen Talente. Gerade die hätten die Gelegenheit genutzt, fand Kas. Max Rehberg etwa, der vor der Pressewand von seinem Match gegen Kevin Krawietz, kein Geringerer als der aktuelle French-Open-Champion im Doppel, berichtete. Nach knapp drei Stunden in brütender Hitze hatte der 16-Jährige den Promi mit 7:4 im Tiebreak des dritten Satzes (7:5, 4:6, 7:6) niedergekämpft und damit den dritten Platz belegt, womit er "nie gerechnet hätte. Wir Junge bekommen selten die Gelegenheit, gegen solche Profis zu spielen, ich glaube, ich habe meine Chance ganz gut genutzt." Spiele ohne Zuschauer hätten ihm ein bisschen in die Karten gespielt, denn "für uns ist das oft so, für die Profis ist das schon schwieriger, denen fehlt die Atmosphäre".

Dem pflichtete Bachinger bei: "Zum Tennis gehören Emotionen", sagte der Dachauer, der immerhin schon einmal die Nummer 85 der Welt war und derzeit auf Position 268 rangiert. "Unter diesen Auflagen wäre ein anderer Modus gut, der mehr Action bringt." Denn mangels Ballkinder mussten sich die Profis selbst die Bälle zusammensuchen, "das zieht sich dann". Aber Bachinger gab auch zu, dass es ja in erster Linie darum ging, "überhaupt wieder Matches zu spielen". Die große Unbekannte war ja außerdem, wie fit die Spieler aus der langen Pause herauskommen. Bei Bachinger jedenfalls erhob die Patellasehne Einspruch gegen die plötzliche Belastung, immerhin spielten die Protagonisten vier Matches an vier Tagen hintereinander. Bachinger konnte keines gewinnen, musste im Spiel um Platz sieben gegen Milan Welte aufgeben und landete letztlich auf dem achten und letzten Platz.

Auch TCG-Teamkollege Peter Gojowczyk fand nicht zu seinem Spiel, die Nummer 125 der Welt unterlag Welte und Masur, nach dem Sieg gegen Krawietz verpasste er die Zwischenrunde, in die jeweils die vier Gruppenbesten einziehen, wegen der schlechteren Spielbilanz. "Man fängt bei Null an, es ist schwer, in den Rhythmus zu kommen". Im Spiel um Platz fünf musste sein Gegner Tobias Simon aufgeben, ihn zwickte die Knochenhaut am Schienbein. Der Münchner will aber in der Bonusrunde in einer Woche wieder dabei sein, Gojowczyk hofft darauf, als bester Gruppenfünfter in die Zwischenrunde nachzurücken.

Dort stehen Rehberg und Krawietz, der trotz der Niederlage gegen den Youngster zufrieden war. Zum einen war es sein erstes Einzel nach einem Jahr, zum anderen war er froh, wieder zu spielen. "Es ist cool, dass die Serie ins Leben gerufen wurde", so Krawietz, was auch Sieger Hanfmann so sah: "Mich hat das Drumherum kaum beeinträchtigt", sagte der Profi der Tennisbase Unterhaching, "es hat viel Spaß gemacht." TCG-Präsident Roland Benedikt freute sich über "die gute Visitenkarte, die wir abgegeben haben", in der Bundesliga würde dem Klub selten so viel Aufmerksamkeit zuteil. Nun freue er sich auf eine Zwischen- und die Finalrunde, die wieder im Isartal stattfinden. Und vielleicht "mit ein paar Zuschauern".

© SZ vom 15.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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