Tennis:Unter Männern

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Vom DTB eingeladen: Tennistalent Max Rehberg. (Foto: Jürgen Hasenkopf/Imago)

Der Deutsche Tennis-Bund hat Max Rehberg zu einem nationalen Turnier beim TC Großhesselohe eingeladen. Der Teenager trifft auf starke Gegner - und will bereits früher Profi werden als ursprünglich geplant.

Von Thomas Becker, München

"Wie oft warst du jetzt schon deutscher Meister?" Bei einem 16-Jährigen müsste die Antwort wie aus der Pistole geschossen kommen. Kommt sie bei Max Rehberg aber nicht. Ein paar Sekunden ist Stille am anderen Ende der Leitung. Dann hat er nachgerechnet: "Müssten drei gewesen sein." Stimmt: 2016 in der U13, 2017 in der U14, 2019 in der U16. Sein Zögern hat nichts mit Koketterie zu tun. Er sagt: "Ist schon was Cooles, da zu gewinnen. Aber international ist wichtiger." Rehberg, mit 16 Deutschlands Nummer vier bei den U18-Junioren, meint seinen Ranglistenplatz: 120 im ITF-Ranking. Man kann den Deutschen Tennis Bund verstehen, dass er das Ausnahmetalent vom TC Aschheim, das gerade zu Grünweiß Luitpoldpark gewechselt ist, bei seiner nationalen Einladungsturnierserie dabeihaben will. So wird der Teenager aus dem Münchner Osten ab 8. Juni auf der Anlage des TC Großhesselohe gegen Männer aufschlagen, die schon da sind, wo er hin will: in der internationalen Spitze.

Die Einladung vom DTB findet Rehberg "eine sehr gute Idee. Die Aussichten für uns Spieler sind ja gerade sehr hoffnungslos. Man weiß einfach nicht, wann das nächste Turnier ist." Jetzt habe er ein Ziel, auf das er hinarbeiten kann: "Und ich darf halt mit sehr guten Spielern spielen." Seine Gegner in Gruppe 7: Yannick Hanfmann (Nr. 143 der ATP-Weltrangliste), Matthias Bachinger (268) sowie Tobias Simon (392). Mit Hanfmann und Bachinger trainiert er hin und wieder an der Base, dem DTB-Bundesstützpunkt in Oberhaching. Und wie sieht das aus, wenn um Punkte gespielt wird? "Mit Angabe von unten ziemlich ausgeglichen", erzählt Rehberg. "Sobald der Aufschlag dabei ist, ist das noch mal ein ganz anderes Level. Aber ich gehe nicht ins Turnier und denke, dass ich nichts gewinnen kann, auf keinen Fall."

Nichts gewinnen ist einer wie er auch nicht gewohnt. Schon mit zwölf hatte er zwei Ausrüsterverträge, einen für Schläger und Schuhe, einen für Kleidung. Das SZ-Magazin widmete ihm eine lange Reportage. Seit drei Jahren trainiert er an der Base. Einmal die Woche muss er nach Mannheim, wo er an einer privaten Fernschule sein Abitur baut. Das will er auf jeden Fall schaffen, ansonsten haben sich die Karrierepläne geändert: "Vor ein paar Jahren dachte ich: Abi und dann nach USA aufs College. Aber weil ich jetzt schon sehr gut stehe in der internationalen Junioren-Rangliste, will ich gleich nach dem Abi in die Profilaufbahn einsteigen. Dann schauen, ob ich den Sprung schaffe. Wenn nicht, dann was anderes überlegen." Derzeit geht er in die elfte Klasse, noch eineinhalb Jahre bis zum Sprung ins Leben eines Vollprofis.

Wobei er dieses Leben längst lebt. Turniere in Tunesien, Finnland, Zypern, Rüdesheim. Für ein Turnier in Belgien war Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann mal sein Coach: "Für mich war das gar nicht so speziell, weil ich ihn ja jeden Tag in der Base sehe. Aber schon eine coole Sache." Rehbergs Bilanz 2020 lässt sich sehen. Mitte Februar, Oberhaching: drei Spiele, zwei Siege. Ende Februar, Kärnten: fünf Spiele, fünf Siege. Anfang März in Trnava, Slowakei: fünf Spiele, fünf Siege, nur ein Satzverlust. Dann kam Corona. "Das war schon hart", sagt Rehberg. Aber er hat eine fast halbjährige Verletzungspause hinter sich, die ihm nun helfe, auch diese Phase zu verkraften. Anfang 2019 wurde ein gebrochener Wirbelbogen festgestellt: Überlastung. Drei Monate konnte er nicht laufen, trug zwei Monate ein Korsett. Das Gute im Nachhinein: "Man weiß mehr zu schätzen, dass man auf dem Platz stehen und trainieren kann." Etwas Demut hat noch keinem Jung-Star geschadet.

© SZ vom 04.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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