Noch am nächsten Morgen hat Alexander Waske neue gehässige Kommentare über sich auf Facebook lesen können. Und sie waren wie schon am Sonntag beim Auswärtsspiel des MTTC Iphitos von Schimpfwörtern geprägt, die sogar so böse waren, dass sich umstehende Eltern veranlasst fühlten, ihren Kindern die Ohren zuzuhalten. "Das war eine unglaubliche aggressive Stimmung auf und neben dem Platz", sagte Waske nach der 4:5-Niederlage bei der Spielgemeinschaft ST Lohfelden am letzten Spieltag der Herren-30-Tennisbundesliga. Der frühere deutsche Davis-Cup-Spieler ist niemand, der sich davon einschüchtern lassen würde, im Gegenteil. Den 40-Jährigen motiviert das noch zusätzlich. "Wir mussten uns zu sechst gegen 400 wehren - und haben das auch getan."
Am Sonntag war für die Münchner bei ihrem Besuch in Nordhessen viel zusammengekommen, die feindselige Stimmung, Wetterkapriolen und Verletzungen. Doch am Ende reichte die Niederlage, um sich für die Endrunde um die deutsche Meisterschaft am 5. und 6. September in Ratingen zu qualifizieren. "Das war unser Ziel", sagte Waske.
Der einstige Top-100-Spieler musste selbst erstmals in dieser Saison richtig kämpfen, damit er im Einzel weiter ungeschlagen blieb. Gegen den Slowenen Rok Jarc tat er sich lange schwer, verlor den ersten Satz, gewann den zweiten, um schließlich im Match-Tiebreak 10:8 zu siegen. "Das war ein heißer Fight gegen einen sehr guten Gegner", fand Waske. Insgesamt gingen vier Einzel in den dritten Satz, neben Waske entschieden den Finaldurchgang noch Fabian Ziemer und André Soulier für sich. Den vierten Münchner Punkt zur 4:2-Führung sicherte Lars Uebel mit einem deutlichen Zweisatzerfolg. Die Einzel dauerten nach einer einstündigen Regenunterbrechung mehr als sechs Stunden. Erst kurz nach 17 Uhr waren sie beendet. Es regnete in Lohfelden nicht nur, "es schüttete aus vollen Kübeln", wie es Waske ausdrückte: "Die Plätze waren kaum noch bespielbar." Und als die anschließenden Doppel kurz vor 18 Uhr abermals unterbrochen werden mussten, baten die Münchner den Oberschiedsrichter, doch in der Halle weiterzuspielen. Draußen wäre es nicht mehr möglich gewesen, sagte Waske, "weil man wegen der dunklen, tiefen Wolken kaum noch etwas erkennen konnte". Die Lohfelder sahen es anders, sie wollten warten und die Partien unbedingt im Freien fortsetzen. Dabei war die Begegnung bereits entschieden, auch mit drei Siegen in den Doppel hatten sie keine Aussicht mehr, Iphitos vom zweiten Platz verdrängen zu können, der die Teilnahme an der Endrunde sichert. Ein Doppel war bereits an den Gastgeber gegangen, da Ziemer während des Einzels einen Muskelfaserriss in der Schulter erlitten hatte. Schließlich zogen kurzfristig auch noch Iphitos-Mannschaftsführer Uli Kiendl und Lars Uebel verletzungsbedingt zurück, sodass Lohfelden alle drei Doppel zum 5:4-Sieg gewann.
Einige der Besucher hielten die Verletzungen für vorgeschoben, sie schimpften lautstark. "Eine Wettbewerbsverzerrung lag aber nicht vor", versicherte Waske, "weil dadurch niemand einen Nachteil hatte". Vielmehr bedauerte der Trainer von Tommy Haas den Termin der Endrunde. Er hält die Ausschreibung acht Wochen nach dem letzten Spieltag sogar für einen ausgemachten "Blödsinn", wie er kritisierte. Denn gegen Ratingen um den ehemaligen Weltranglistenvierten Nicolas Kiefer und den österreichischen Davis-Cup-Spieler Stefan Koubek (ATP 20) können er und auch Uebel womöglich gar nicht antreten, weil zu dieser Zeit die US Open ausgespielt werden. Sollte einer ihrer Schützlinge beim vierten Grand-Slam-Turnier des Jahres in New York die dritte Runde erreichen, könnten sie dem MTTC Iphitos nicht helfen, die zweite deutsche Meisterschaft in der Klubhistorie zu gewinnen. Tröstende Worte in dieser Richtung suchte Waske auf Facebook vergeblich.