Tennis:Schwerer Stand

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„Es war grenzwertig mit dem Wetter“, fand Iphitos-Kapitän Fabian Ziemer und lobte die Platzwarte für ihren „super Job“. Er selbst hatte mit den Platzverhältnissen zu kämpfen und verlor im Nieselregen klar. (Foto: Claus Schunk)

Bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Herren 30 stoßen Gastgeber Iphitos München und der TC Dachau nicht nur wegen des Wetters an ihre Grenzen.

Von Julian Ignatowitsch, München

Am späten Nachmittag hörte der Regen dann also doch noch kurzzeitig auf. Und so versammelte sich die Mannschaft des MTTC Iphitos München zum Gruppenfoto auf dem Tennisplatz vor dem hellblauen Vereinswappen. Einer trug Mütze, ein anderer Schal, alle hatten sie ihre blauen Kapuzenpullis an. Bei rund 12 Grad die passende Bekleidung. Kurz vorher waren die Herren 30 des Münchner Nobelklubs, der in diesem Jahr das Finale um die deutsche Meisterschaft in der Tennis-Bundesliga ausrichtete, im Halbfinale ausgeschieden. Gegen den TV Espelkamp-Mittwald, der eine fast achtstündige Anreise aus Nordrhein-Westfalen hinter sich hatte, verloren die Münchner mit 4:5 Punkten.

Dass Raadt mit eingekauften ausländischen Topspielern antritt, findet nicht nur Zustimmung

So knapp wie das Ergebnis vermuten lässt, war es aber nicht. Nach den sechs Einzeln lag Iphitos bereits 2:4 hinten, als Espelkamp-Mittwald dann im Eiltempo das erste Doppel gewann und damit nicht mehr einzuholen war, brach man die anderen beiden Spiele vorzeitig ab und gab die Punkte an den Gastgeber. "Der Sieg war verdient", gab auch Iphitos-Kapitän Fabian Ziemer zu Protokoll. Auch wenn er etwas dem unglücklich verloren gegangenen Punkt von Richard Malobicky im Einzel hinterhertrauerte, der schon 7:5, 5:2 gegen den Franzosen Eric Prodon geführt hatte und am Ende noch 7:5, 5:7, 8:10 verlor.

Überhaupt, mit dem Spaß am Tennisspielen war das an diesem Wochenende so eine Sache. Bei anhaltendem Regen und kühlen Temperaturen konnten die Matches erst mit eineinhalb Stunden Verspätung begonnen werden: Im Nieselregen gingen die Spieler dann auf die Plätze, die sehr tief, aufgeweicht und langsam waren. Vorher hatte man schon überlegt, die Meisterschaft nach Oberhaching in die Halle zu verlegen, was die Verantwortlichen aber vermeiden wollten. "Es war grenzwertig mit dem Wetter", sagte Ziemer, lobte aber die Helfer: "Unser Platzwarte haben einen super Job gemacht". Ziemer selbst verlor sein Einzel deutlich mit 1:6, 3:6 gegen Franz Stauder. Die Bälle hatten beim Regen den Spin nicht so sehr angenommen und auch mit der Beinarbeit sei es auf den Plätzen schwer gewesen, erklärte er. "Das war alles nicht zu meinem Vorteil."

Auch die zweite Mannschaft aus der Münchner Region, der TC Dachau, war im Halbfinale chancenlos. Mit 0:6 verloren die Dachauer gegen den späteren Meister TC Raadt. Bereits vorher war klar, dass das Überraschungsteam der Saison kaum eine Chance haben werde. Im Niederländer Igor Sijsling hat Raadt einen ehemaligen ATP-Top-60-Spieler in seinen Reihen, der an zwei gesetzte Spanier David Marrero reiste direkt von den US Open an, wo er nur zwei Tage zuvor im Doppel angetreten war. "Das sind dann schon andere Kaliber als unsere Spieler", fand Spielführer Peter Schuster, was sich an den Ergebnissen widerspiegelte. Nur der Slowake Igor Zelenay gewann überhaupt einen Satz für Dachau, verlor aber im Match-Tiebreak gegen den Belgier Stefan Wauters (6:7, 6:3, 5:10).

Raadt hat einen finanzkräftigen Sponsor und damit drei- bis viermal so viel Geld wie die Konkurrenz, zahlt höhere Startgelder und Prämien. Ziemer stellte in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob es im Sinne einer deutschen Meisterschaft sei, wenn ein Team "mit sechs eingekauften ausländischen Spielern startet." Bei Iphitos und in Dachau stehen Teamgeist und Zusammenhalt stärker im Vordergrund, die Spieler sind langjährige Vereinsmitglieder. Die drei Dachauer Doppel ließ man wegen des schlechten Wetters gleich ganz aus. Schnell verabschiedeten sich die Dachauer vom schicken Vereinsgelände am Rande des Englischen Gartens.

Nicht ohne vorher die "einwandfreie Organisation" zu loben. Abgesehen vom Wetter sei es eine "perfekte Veranstaltung" gewesen, so Schuster. Man merkt eben, dass die Verantwortlichen hier jedes Jahr ein ATP-Turnier der 250er Kategorie auf die Beine stellen. Da ist eine deutsche Meisterschaft vergleichsweise wenig Aufwand. Auch wenn Ziemer gerne mehr "Unterstützung und Wertschätzung" des Dachverbandes Deutscher Tennisbund (DTB) gesehen hätte. "Das ist ausbaufähig", meinte er.

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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