Tennis:Ohne Gewähr

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Neue Nummer eins: Die Österreicherin Julia Grabher spielt diese Saison bei Luitpoldpark an der Spitzenposition. (Foto: Imago/GEPA)

Die Tennisfrauen von Luitpoldpark und Großhesselohe starten mit ähnlichen Ambitionen in ihre Zweitliga-Saison

Von Matthias Schmid, München

Jade Lewis kam am Samstag in München mit ihren Eltern an, um sich gleich wieder zu verabschieden. Nach Villach. In Kärnten nimmt die 17-jährige Neuseeländerin in dieser Woche an einem Juniorenturnier teil. Lewis ist das neue hoffnungsvolle Talent, das sich in dieser Zweitligasaison bei Grün-Weiss Luitpoldpark vorstellt. "Das Turnier in Österreich geht nur bis Samstag", sagt Teammanagerin Hildegard Jonasz. Sie muss also am nächsten Sonntag (11 Uhr) im ersten Saisonspiel nicht auf Lewis verzichten.

Die Spielzeit beginnt gleich mit einem attraktiven Auswärtsspiel beim TC Großhesselohe. Neben Lewis wird dann auch der andere Zugang Lisa Ponomar aufschlagen. So wie alle anderen auf den Positionen eins bis sechs gemeldeten Spielerinnen. Im Mannschaftstennis kommt es so selten wie eine totale Sonnenfinsternis vor, dass die Meldeliste mit der tatsächlichen Aufstellung am Spieltag übereinstimmt. "Wir haben halt keine Blindspielerinnen gemeldet", sagt Jonasz. Spielerinnen also, die den Gegner wegen ihrer guten Ranglistenposition nur verwirren sollen, aber nie eingesetzt werden. Beim Blick auf die Meldeliste von Großhesselohe beginnt Jonasz deshalb auch laut zu seufzen. "Da stehen so viele Namen aus Tschechien, Russland und Schweden drauf, dass man gar nicht weiß, wer am Ende mitspielt."

Marc Senkbeil, der Cheftrainer des TC Großhesselohe, macht sich erst gar keine Mühe, die Tatsache abzustreiten, dass seine Mannschaft zu den Wundertüten der Liga gehört. "Wir wissen selber meistens erst vor dem Spiel, wer bei uns auflaufen wird." Der 34-Jährige lebt erst seit ein paar Wochen in München und muss sich in der dortigen Tennisszene noch zurechtfinden. "Ich habe aber schon mitbekommen, dass es zwischen Luitpoldpark und Großhesselohe eine Rivalität gibt", erzählt der gebürtige Dortmunder. München ist keine unbekannte Stadt für Senkbeil, als 19-Jähriger träumte er noch von der großen Karriere als Tennisspieler und trainierte deshalb an der Akademie von Niki Pilic in Oberschleißheim. "Mir hat es hier schon immer gut gefallen und ich wollte irgendwann zurückkommen", sagt Senkbeil. Mit Auftritten in Wimbledon oder New York klappte es zwar nicht. Doch er bewarb sich erfolgreich auf die ausgeschriebene Trainerstelle des TC Großhesselohe, "weil mir das Klubleben gefehlt hat", wie er es ausdrückt. Senkbeil arbeitete in den vergangenen beiden Jahren als Bezirkstrainer in Lüneburg.

Bevor er nun mit seinem neuen Verein am Sonntag das erste Mal ein Derby erleben wird, muss er an diesem Donnerstag (11 Uhr) aber noch beim TC Olympia Lorsch antreten. "Wir wollen eines unserer ersten beide Spiele gewinnen, damit wir frühzeitig nichts mit dem Abstieg zu tun haben", betont Senkbeil. Die Aufstellung will er vorher nicht verraten. Nur auf zwei Positionen mag er sich festlegen. An Nummer eins wird die Russin Valentyna Iwakhnenko spielen und auch Melanie Hafner wird im Einzel beginnen. "Gegen Luitpoldpark behalten wir uns aber kurzfristige Änderungen vor", sagt Senkbeil.

Beim Lokalrivalen übernimmt die Österreicherin Julia Grabher in diesem Jahr die Spitzenposition. Lewis wird an Nummer sechs spielen. Sie hat sich auf einen längeren Aufenthalt in München eingestellt. Mindestens drei Monate will Lewis an der Seite ihres Vaters David in der Stadt bleiben, im Luitpoldpark trainieren und von hier zu den Turnieren in ganz Europa aufbrechen. Ihr Onkel Chris war ein exzellenter Tennisspieler, der 1981 die BMW Open gewann und zwei Jahre später sogar das Endspiel von Wimbledon auf dem Rasen erleben durfte; John McEnroe erwies sich dann allerdings als zu stark. Ob seine Nichte ähnlich erfolgreich auf der Tour spielen wird, kann im Moment noch niemand seriös voraussagen. "Wir wünschen es ihr", sagt Hildegard Jonasz. Die Teammanagerin hält den Kader für gut genug für den Klassenverbleib. "Vielleicht können wir auch vorne mitspielen", fährt sie fort. Das hält auch Senkbeil für möglich. Denn er hat schon mitbekommen, dass es den Luitpoldpark-Verantwortlichen immer wieder gelingt, junge deutsche Spielerinnen aus der Region für ihren Klub zu begeistern. "Luitpoldpark ist gegen uns deshalb leicht favorisiert", sagt Senkbeil, um dann nach einer Kunstpause hinzuzufügen: "Es wäre schön, wenn beide Münchner Vereine in der zweiten Liga bleiben."

Um dieses Szenario wahrscheinlicher zu machen, hat Hildegard Jonasz am Freitagabend die Frauen- und Männermannschaft zu einem gemeinsamen Abend ins Klubhaus eingeladen. Für den Teamgeist, wie sie festhält. "Wir wollen mal etwas anderes für die Spielerinnen machen als nur ankommen, spielen, Geld abholen und wieder verschwinden."

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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