Tennis:Noch nicht tiefenentspannt

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„Es gab schon einige Situationen zu meistern, da war ich nicht so sicher“: Daniel Masur wehrte im Achtelfinale sieben Breakbälle gegen den Italiener Luca Vanni ab. (Foto: Juergen Hasenkopf/oh)

Daniel Masur trifft im Viertelfinale des Challenger-Turniers in Ismaning auf den Franko-Amerikaner Maxime Cressy, der seinen Kumpel Yannick Hanfmann ausgeschaltet hat.

Von Thomas Jensen, Ismaning

Im Tennis liegen bisweilen nur Millimeter zwischen Freud und Leid. Ein Ball, der einen Hauch zu weit oder zu tief fliegt. So wie es Yannick Hanfmann im Achtelfinale des Challenger-Turniers in Ismaning passiert ist. Der Sieger von 2017 lag im dritten Satz mit einem Break hinten und hatte beim Stand von 2:4 und 30:30 die Chance, sich einen Breakball zu erarbeiten. Doch sein gefühlvoller Rückhand-Slice-Passierball blieb an der Netzkante hängen. Kurze Zeit später musste sich der an acht gesetzte 1,93-Mann dem Amerikaner Maxime Cressy geschlagen gegeben.

Beinahe gleichzeitig erlebte Johannes Härteis wenige Meter vom Centre Court entfernt das emotionale Kontrastprogramm - als er den Tschechen Zdenek Kolar auf Court eins niederrang. Beim denkbar knappen 7:6, 7:6 zeigte der Oberpfälzer seine mentale Stärke vom Vortag, die ihn durch nervenaufreibende drei Sätze gegen Robin Haase getragen hatte. Sein Gegner aus dem Achtelfinale war zwar weniger prominent, rangiert als 277. der ATP-Weltrangliste aber immer noch 115 Plätze vor Härteis. Der Deutsche blieb seinem Vorsatz vom Dienstag treu und freute sich nicht zu sehr über den Erfolg gegen Haase, sondern behielt das kommende Match im Fokus. Im Viertelfinale trifft der 23-Jährige nun entweder auf den deutschen Qualifikanten Julian Lenz oder auf den Franzosen Constant Lestienne. Lenz hatte am Vortag von der verletzungsbedingten Aufgabe des Lokalmatadors Matthias Bachinger profitiert und dürfte daher recht ausgeruht in die Partie starten.

Noch ein Deutscher triumphierte in nächster Nähe zu Hanfmann, wobei sich dies nicht nur auf das Räumliche, sondern auch auf das Emotionale bezog. Denn Daniel Masur ist gut mit dem gebürtigen Karlsruher befreundet, die beiden kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit in der Tennisbase Oberhaching. Seit einem halben Jahr trainiert der Niedersachse Masur zwar nicht mehr dort, seinem Spiel hat das augenscheinlich aber nicht geschadet. Er konnte sich im ersten Match des Tages gegen den Italiener Luca Vanni durchsetzen. Über beide Sätze zeigte der 24-Jährige eine äußerst konstante Leistung, die er selbst allerdings als gar nicht so souverän empfand: "Es gab schon einige Situationen zu meistern, da war ich nicht so sicher. Gut drauf war ich schon, aber nicht wirklich tiefenentspannt." Masur spielte damit vor allem auf die Breakchancen seines Gegners im ersten Satz an. Ganze sieben Stück erarbeitete sich Vanni, doch die Nummer 235 der Welt wehrte jede einzelne ab. Letztendlich gewann Masur 6:3 und 7:5.

Aktuell genießt er übrigens die Vorzüge, während eines Turniers in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. "Auch wenn die Anreise in der Früh über den Mittleren Ring mal ein bisschen länger dauert", wie er schmunzelnd anmerkte. Im Viertelfinale geht es für ihn nun gegen Maxime Cressy, jenen Franko-Amerikaner, der seinen Kumpel Hanfmann aus dem Turnier geworfen hat. Auch wenn er seinem Freund natürlich das Weiterkommen gewünscht hätte, muss er nun wenigstens nicht gegen ihn antreten: "Solche Matches sind eigentlich die schwierigsten, weil es schwer ist, die Freundschaft während eines Matches auszublenden." Umso größer dürfte nun die Motivation sein, für seinen Freund Revanche zu nehmen und nebenbei das dritte Einzel-Halbfinale in diesem Sommer einzutüten, wenngleich die Ambitionen noch höher sind: "Ein Finale im Einzel ist mir bis jetzt noch verwehrt geblieben, aber das wäre schon wieder zwei Schritte zu weit gedacht. Das Viertelfinale ist schon mal eine gute Leistung. Wenn ich das noch toppen kann, dann ist das umso besser."

Die Tennisfans können am Freitag somit noch einige deutsche Spieler auf dem roten Teppich in Ismaning anfeuern - und das nicht nur im Einzel. Ebenso im Viertelfinale stehen die Lemstra-Brüder Kai, 20, und Sven, 18, die sich gegen die russische Paarung Teimuras Gabashvili und Pavel Kotov denkbar knapp durchsetzen konnten. Nachdem die ersten beiden Sätze in den Tiebreak gegangen waren, entschieden die Aschheimer den entscheidenden Matchtiebreak mit 10:7 für sich. Nun treffen sie auf die Franzosen Quentin Halys und Tristan Lamasine.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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