Tennis:Münchner Rivalitäten

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Nach Ende der Meldefrist ist eines klar: Die fünf höchstklassigen Teams gehen mit großen Ambitionen in die Sommersaison

Von Matthias Schmid und Sebastian Winter, München

Es ist noch ein Weilchen hin bis zum Saisonbeginn der Tennis-Bundesliga, die Zweitliga-Frauen von Luitpoldpark München und vom TC Großhesselohe starten Anfang Mai in ihre Saison, die Männer noch später. Und doch ist jetzt ein guter Zeitpunkt, die fünf höchstklassigen Mannschaften aus der Region genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn gerade endete die Meldefrist für die Spieler. Klar ist schon vor dem ersten Aufschlag: Die Klubs haben einiges vor im Sommer - vor allem der TC Großhesselohe, der gleich drei vielversprechende Teams gemeldet hat.

TC Großhesselohe Männer

Christopher Kas fehlt in der am Dienstag veröffentlichten namentlichen Mannschaftsaufstellung des TC Großhesselohe. Der Teammanager der Zweitliga-Männer hat sich selber aus dem Team für die neue Sommerrunde genommen. Der ehemalige Weltklassespieler im Doppel hatte im vergangenen Jahr nicht nur den Kader zusammengestellt, sondern auch selber zweimal auf dem Platz gestanden. Kaderplaner ist er noch immer, aber im Sommer schlägt er für seinen Heimatklub TC 1860 Rosenheim in der Regionalliga auf. "Wir sind seinem Wunsch gerne nachgekommen", sagt Großhesselohes Präsident Bernard Eßmann. Sportlich hätte Kas, im Hauptberuf Trainer von Sabine Lisicki, der Mannschaft sowieso nicht mehr helfen können. Die Qualität in der 2. Bundesliga steigt von Jahr zu Jahr, da ist es auch für einen Ex-Profi schwer, weiter zu bestehen.

Deshalb sind Eßmann und Kas froh, dass die Schlüsselspieler geblieben sind. Auf den hinteren Positionen werden wieder Hannes Wagner, Kevin Krawietz und Marcel Zimmermann spielen. Die Ausländerpositionen nehmen abermals der Schweizer Davis-Cup-Sieger Marco Chiudinelli, der Belgier Arthur de Greef und der Schwede Christian Lindell ein. "Wir haben keine Granate vorne drin, aber insgesamt sind wir sehr ausgeglichen besetzt", findet Eßmann. Vier Heimspiele stehen in der am 17. Juli beginnenden Runde auf dem Programm, "in denen wir möglichst die beste Mannschaft stellen wollen", wie Eßmann sagt. Mithelfen für das Ziel Klassenverbleib soll auch wieder der Österreicher Lucas Miedler, der sich in der Weltrangliste um 1000 Plätze verbessert hat. Entdeckt hatte den 19-Jährigen, der mittlerweile unter den besten 300 zu finden ist: Christopher Kas. Gemeinsam Doppel werden sie nun aber nicht mehr spielen können.

TC Luitpoldpark Frauen

Ob Jade Lewis unter Flugangst leidet, hat sie Grün-Weiss Luitpoldpark noch nicht mitgeteilt, schlecht wäre das in jedem Fall. Denn die 17-jährige Neuseeländerin spielt zur neuen Saison für den Zweitligisten, trainiert aber eigentlich in den USA - und hat außerdem Termine auf der ITF-Tour. Ihrem Onkel Chris Lewis, dem früheren Weltranglisten-19. und Wimbledon-Finalisten von 1983, der damals John McEnroe unterlag, eifert sie jedenfalls nach. Und wenn sie nicht dessen Flugangst in den Genen hat, dann kann sich Luitpoldpark auf eine aufstrebende Rechtshänderin mit beidhändiger Rückhand freuen. Ein Glück für sie: Im Sommer ist München ihre Homebase, da sie viele Turniere in Europa spielt.

Lewis ist nicht die einzige Juniorin, die Luitpoldpark-Präsident Jochen Laass verpflichtet hat. Der Klub hat sich für die Position vier die Dienste der 18-jährigen Hamburger Weltranglistenspielerin Lisa Ponomar gesichert, auch die bayerische Jugendmeisterin Eva-Marie Voracek, 16, tritt für den TC an. Lena Hofmann kehrt nach ihrer Schulterverletzung und fast zweijähriger Turnierpause zurück ins Team. Dagegen haben Alissia Gleixner (Abitur) und Daniela Kix, die ein Kind erwartet, dem Klub für diesen Sommer abgesagt.

Auf den vorderen Positionen gibt es keine Änderungen. Luitpoldparks Nummer eins bleibt die Bulgarin Dia Evtimova, an Position zwei spielt die Österreicherin Julia Grabher, die gerade bei zwei 10 000er-Turnieren in Tunesien jeweils im Finale stand - und eines davon gewann. Nummer drei ist Julia Thiem, vor Ponomar, Hofmann und Lewis. "Der Klassenerhalt ist unser Saisonziel", sagt Laass, bevor die Klubsprecherin Hildegard Jonasz dazwischengrätscht: "Neee, natürlich vorne mitspielen. Was ist das denn sonst für eine Motivation für die Mädchen?" Jonasz findet auch, dass beim 15 Kilometer südlich gelegenen Rivalen Großhesselohe im Gegensatz zu ihrem Klub "viel Ausländisches zu kommen scheint". Sportliche Rivalitäten tun ja jeder Liga gut - und müssen entsprechend gepflegt werden.

Aus Neuseeland zum TC Luitpoldpark: Jade Lewis. (Foto: Michael Dodge/Getty)

TC Großhesselohe Frauen

Ohne klassische Nummer eins, die verlässlich punkten könnte, gehen die Frauen des TC Großhesselohe in ihre erste Zweitliga-Saison. Die letztjährigen Spitzenspielerinnen, die Tschechinnen Pernilla Mendesova und Martina Borecka, "sollen diesmal an den Positionen drei und vier die nötigen Siege für den Klassenverbleib sammeln", sagt Präsident Bernard Eßmann. Über eine Empfehlung des neuen Trainers Marc Senkbeil, der den langjährigen Coach Karsten Schulz ablöst, verpflichtete der Klub die russische Weltranglisten-258. Valentyna Ivakhnenko für die Spitzenposition. Neu im Kader ist auch die Augsburgerin Sophia Bergner (TC Schießgraben), die mit Melanie Hafner und Anna Geißler die deutschen Plätze besetzt. "Ansonsten haben wir die Mannschaft zusammengelassen, die im vergangenen Jahr den Aufstieg geschafft hat", sagt Eßmann. Gleich im ersten Heimspiel am 8. Mai kommt es zum Lokalduell gegen Luitpoldpark. "Wir sind zuversichtlich, dass wir eine gute Rolle in der Liga spielen können", sagt Eßmann. Wie Großhesselohes Männer gehen auch die Frauen mit eigenem Namenssponsor in die Runde. "Wir müssen mit drei Bundesligaklubs ja insgesamt ein höheres Budget in die Hand nehmen", sagt der Klubchef.

TC Großhesselohe Herren 30

"Die Mannschaft des Klubs": So nennt der Präsident des TC Großhesselohe, Bernard Eßmann, die Herren 30, die im vergangenen Jahr in die Bundesliga aufgestiegen sind. "Die meisten Spieler schlagen schon im Verein auf, seit sie 15 sind", sagt Eßmann: "Jeder kennt sie." Moritz Trüg, Jan und Dominik Hansen zum Beispiel. Fast so lange spielt auch der Österreicher Thomas Schiessling schon beim TC Großhesselohe. Der mittlerweile 41-Jährige hatte sich früher bereits bei den Zweitliga-Männern mit seiner emotionalen Spielweise schnell zum Liebling aller Klubmitglieder aufgeschwungen.

Doch ganz ohne externe Verstärkung kommt auch diese Mannschaft nicht aus. Die Position eins übernimmt sogar ein Spieler, der noch in der Weltrangliste auf Platz 226 notiert wird: Der 33-jährige Giovanni Lapentti, Ecuadorianer mit italienischem Pass. "Er wird für uns in jedem Fall zum Einsatz kommen", verspricht Eßmann. Und auch Marc Senkbeil wird die Mannschaft in der am 22. Mai beginnenden Saison komplettieren, sofern es seine Aufgabe als neuer Cheftrainer der Männer- und Frauenmannschaft zulässt. Der Lüneburger hatte in der vergangenen Saison noch für Wanne-Eickel in der Herren-30-Bundesliga gespielt. "Wir sind mit diesem Team in jedem Fall wettbewerbsfähig", sagt Eßmann. Wie gut es wirklich ist, wird sich schon im ersten Heimspiel am 5. Juni zeigen, wenn der MTTC Iphitos zum Derby gastiert. Die Mannschaft um die beiden ehemaligen Davis-Cup-Spieler Alexander Waske und Michael Kohlmann strebt die Meisterschaft an.

MTTC Iphitos Herren 30

Die erste kleine Niederlage haben die Münchner allerdings schon vor dem ersten Spieltag hinnehmen müssen. Großhesselohe lehnte die angedachte Spielverlegung des MTTC Iphitos für den 5. Juni ab. An diesem Wochenende findet das Rasenturnier in Stuttgart statt, wo Waske, Kohlmann und auch Lars Uebel als Trainer beschäftigt sind. Die Mannschaft ist aber noch immer exzellent besetzt. An Position eins ist Dieter Kindlmann gemeldet, als langjähriger Hittingpartner von Maria Scharapowa hat er nach deren Dopingsperre wieder mehr Zeit, selber Tennis zu spielen. Zudem haben sich die Münchner mit dem Spanier Oscar Hernandez und den beiden Feldkirchnern Benedikt Dorsch und Björn Krenzer verstärkt, die sich auch bei Großhesselohe vorgestellt hatten. Im vergangenen Jahr hatte der MTTC das Halbfinale gegen die späteren deutschen Meister Ratingen um Nicolas Kiefer verloren. MTTC-Mannschaftsführer Fabian Ziemer sagt: "Wir wollen uns auch in diesem Jahr wieder für die Endrunde der besten Vier qualifizieren und diesmal nach Möglichkeit mit dem Titel abreisen."

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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