Tennis:Klare Worte

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Saison beendet: Für Boy Westerhof nahm das Spiel gegen Stuttgart ein unschönes Ende, der Niederländer zog sich einen Kreuz- und Innenbandriss zu. (Foto: Claus Schunk)

Trotz der ersten Niederlage ist für den TC Großhesselohe der Aufstieg plötzlich Thema

Von Matthias Schmid, München

Christopher Kas litt am Liveticker seines Mobiltelefons mit. In den Vereinigten Staaten präpariert der ehemalige Tennisprofi Sabine Lisicki zurzeit für die bevorstehende Hartplatzsaison auf der Profitour, die in der nächsten Woche im kalifornischen Stanford beginnt. Doch in Gedanken war Kas am Sonntag im badischen Weinheim. Dort stand das vierte Saisonspiel des Zweitligisten TC Großhesselohe an. In der vergangenen Woche noch hatte Kas, 35, selbst für den Münchner Tennisklub aufgeschlagen, er war dabei, als die Mannschaft - auch mit seiner Hilfe - einen 2:4-Rückstand nach den Einzeln im Heimspiel gegen Dresden-Blasewitz noch in einen 5:4-Sieg verwandelte. Doch solch wundersame Erlebnisse sind nicht im Wochenrhythmus möglich. Das hat Kas aus der Ferne zu seinem Leidwesen feststellen müssen. Auch in Weinheim hat das Team von Trainer Karsten Schulz nur zwei Einzel für sich entscheiden können - am Ende ging die Partie allerdings 3:6 verloren. Es war die erste Saisonniederlage für Großhesselohe im vierten Spiel.

"Das war unfassbar, unglaublich", sagte Schulz tags darauf. Der Tennislehrer war emotional noch so berührt, dass er jeden Ballwechsel mit einer Exaktheit beschreiben konnte, als wären erst wenige Minuten vergangen. Es kommt auch selten vor, dass eine Mannschaft vier Einzel im Match-Tiebreak des dritten Satzes verliert - vor allem derart unglücklich. "Auf so dramatische Art und Weise", wie Schulz findet. So verspielten Hannes Wagner und Marcel Zimmermann jeweils sogar zwei Matchbälle im finalen Durchgang. Vor allem Wagner trieb die Spannung gegen Frank Wintermantel ins Extreme: 9:8 führte er, als er nach einer wuchtigen Vorhand ans Netz aufrückte - doch genau bei diesem Schlag riss ihm die Saite. Vorne am Netz bemerkte er das Malheur, zögerte einen Moment und spielte den Flugball ins Netz. "Sein Gegner war schon auf dem Weg nach vorne, um Hannes zu gratulieren", sagte Schulz. Nach dem 12:14 war es dann aber Wagner, der genau das tun musste.

"Wir hätten uns die Niederlage wirklich ersparen können, wenn wir nur zwei Einzel mehr gewonnen hätten", sagte Schulz. Neben Wagner und Zimmermann hatten auch Christian Lindell im Spitzeneinzel und Kevin Krawietz im dritten Satz das Nachsehen. Durch die erste Niederlage ist Großhesselohe in der Tabelle auf den dritten Platz zurückgefallen. Zwei Punkte liegt der Klub nun hinter dem Ersten TC Bruckmühl-Feldkirchen, der bisher als einzige Mannschaft ungeschlagen ist, noch stehen vier Spiele aus. "Jetzt wird es natürlich schwer für uns, die Gruppe als Erster abzuschließen", sagt Schulz. Hoppla.

Der Cheftrainer ist der erste der TCG-Verantwortlichen, der die Meisterschaft offen als Ziel formuliert. Teammanager Christopher Kas und Präsident Bernard Eßmann haben stets betont, dass sie vorne mitspielen wollten, mehr aber nicht. "Die Mannschaft und ich als Trainer wollen immer das Maximum erreichen", sagte stattdessen Schulz. Doch inwieweit das Budget die selbstbewusste Zielsetzung des Trainers zulässt, weiß er selbst nicht. Die Beratungen über die Aufstellung an diesem Freitag in Uttenreuth wird Schulz mit Interesse verfolgen. Kas wird den Kader aus den USA steuern. Fest steht bisher nur, dass Boy Westerhof in dieser Saison nicht mehr mitspielen kann: Beim 7:2-Sieg am Freitag gegen den TEC Waldau Stuttgart riss sich der Niederländer in seinem Einzel das Innen- und das Kreuzband. "Wir hatten ihn für die restlichen Spiele fest geplant", sagt Schulz, "weil er uns sportlich und menschlich gut getan hat." Er hofft nun, dass er ein Team aufbieten kann, das bis zum Schluss um den Titel mitspielen kann.

Zumindest schließt Eßmann nicht wie sein Vorgänger Leo Benz den Aufstieg in die erste Liga kategorisch aus. Mit dem Thema will sich Eßmann erst beschäftigen, wenn es so weit ist, "geplant ist es nicht", sagt der Präsident. Am letzten Spieltag, am 9. August, trifft Großhesselohe auf den TC Bruckmühl. Karsten Schulz sagt: "Das wäre ein schönes Finale um die Meisterschaft."

© SZ vom 28.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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