Tennis:Höhere Ansprüche

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Soll bleiben: Florian Mayer. (Foto: Claus Schunk)

Aufsteiger TC Großhesselohe plant für die erste Bundesliga. Nicht nur das Niveau steigt, auch der Etat. Der Klub will sich langfristig etablieren.

Von Matthias Schmid, Pullach

Auf Meisterfeiern kommen oft ganz neue Stärken zum Vorschein. Der österreichische Tennisprofi Lukas Miedler etwa offenbarte am Sonntag bis spät in die Nacht, dass er viel von Musik versteht. "Er war ein exzellenter DJ", schwärmte Christopher Kas am Tag danach. Dass sich die Spieler des Zweitligisten TC Großhesselohe nach dem Aufstieg in die Bundesliga am Montag in aller Herren Länder verabschiedeten, fiel manchen ziemlich schwer, weil sie nicht wussten, ob sie in diesem Kreis noch mal zusammenkommen werden. "Das ist eine super Truppe", findet Teammanager Kas.

In der Aussage war natürlich auch ein kleines Lob an ihn selbst versteckt. Denn Kas hat das Team als Kaderplaner zusammengestellt. Als ehemaliger Weltklassespieler kennt er die Eigenarten der Profis. Und die Mitglieder dieser Mannschaft, die ansonsten als Ich-AG um den Globus reisen, haben ihre Egos hinten angestellt. Dennis Novak beispielsweise hatte darauf verzichtet, schon vor dem letzten Spieltag am Sonntag gegen den TSV 1860 Rosenheim in die USA zu reisen, um sich für die US Open, das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres, auf Hartplatz, zu präparieren. Das ist nicht selbstverständlich, immerhin steht der 24-jährige Österreicher kurz vor dem Eintritt in die Top 100 der Welt.

Es sind solche Geschichten, die auch dem TCG-Präsidenten Bernard Eßmann gefallen. Er hat das nötige Geld besorgt, damit Kas eine aufstiegstaugliche Mannschaft bauen konnte. "Ich freue mich riesig auf das nächste Jahr", sagt Kas. Er weiß, dass ihm Eßmann, der nicht nur Präsident, sondern gleichzeitig der größte Fan der Mannschaft ist, vertraut. Beide verbindet, dass sie ziemlich ehrgeizig sind. "Christopher muss mir nun ein Budget für die erste Liga vorlegen", erklärt Eßmann die nächsten Schritte, "damit ich es mit unseren Sponsoren besprechen kann." Der Etat dürfe ruhig etwas großzügiger ausfallen.

Für Eßmann ist der TV Reutlingen ein warnendes Beispiel, der ein Jahr nach dem Aufstieg gleich wieder runter musste: "Das soll uns nicht passieren. Wir wollen uns in den nächsten Jahren in der Bundesliga etablieren." Für den TC Großhesselohe bedeutet das eine kleine Zeitenwende. Eßmanns Vorgänger Leo Benz zweifelte den Sinn der ersten Liga an und verwehrte der Mannschaft nach Meisterschaften stets den Aufstieg. "Wir finanzieren die Bundesliga an den Mitgliedern vorbei", versichert Eßmann.

Auch Kas verspricht, "keine verrückten finanziellen Sachen" machen zu wollen. In der ersten Liga verringert sich zwar die Anzahl der Spieler auf vier, aber ihr Verdienst steigt. Die Qualität der Profis ist deutlich höher. "Auch wir müssen uns mit zwei, drei Top-100-Spielern verstärken", sagt Kas. Gleichzeitig will er versuchen, so viele Profis wie möglich aus dem Meisterteam zu halten. Namen will er nicht nennen, aber es geht offenkundig um die Spieler, die am Sonntag den Aufstieg perfekt machten. Um Miedler und Novak also, Matthias Bachinger, Sebastian Ofner, Kamil Majchrzak, Kevin Krawietz und Florian Mayer. Eßmann hob am Sonntag noch einmal hervor, dass der Aufstieg kein Zufall, sondern das Resultat eines Plans war. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass er und Kas intern neue Ziele formulieren werden. Auch der Titelgewinn ist nicht ausgeschlossen. "Aber", sagt Christopher Kas, "noch nicht im nächsten Jahr." Mannschafts-DJ Lukas Miedler wäre bestimmt darauf vorbereitet.

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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