Tennis:Herbst der kurzen Wege

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TC Ismaning will an seinem Future-Turnier festhalten

Von Matthias Schmid, Ismaning

Ob die Finalteilnehmer beim Tennisturnier in Ismaning am Sonntag in den Genuss von Ballkindern kommen, weiß Heiko Hampl noch nicht. "Ich muss erst noch sehen, wie gut sie geschult sind", sagt der Turnierdirektor des mit 20 000 US-Dollar dotierten Weltranglistenturniers für Frauen und Männer auf Future-Ebene, das in dieser Woche im Norden Münchens ausgespielt wird. Hampl ist aber ganz froh, dass er selbst darüber entscheiden kann. Denn wenn er ein Challenger-Turnier ausrichten würde, wären Ballkinder verpflichtend. Neben vielem anderen.

Es sind nicht nur finanzielle Vorleistungen, die bei der nächsthöheren Ebene im Welttennis von der Spielerorganisation ATP verlangt werden, es geht vor allem um Annehmlichkeiten für die Spieler, neben Ballkindern muss der Turnierveranstalter auch die schmutzige Wäsche der Profis waschen und ihnen einen Fahrdienst organisieren. Nicht nur aus diesem Grund steht für Hampl nach den ersten Turniertagen schon fest, dass er sich von seinem Traum verabschieden wird. "Mir macht das Future-Turnier richtig Laune", erklärt Hampl. Er denkt nicht mehr - wie noch zu Beginn dieses Jahres - darüber nach, bald ein Challenger-Turnier in der Ismaninger Tennishalle etablieren zu wollen.

Hampl, Inhaber einer Sportagentur, richtet mit den Marburg Open in seiner Heimatstadt schon ein Turnier dieser Kategorie aus und hatte im vergangenen Jahr bei der ATP eine zweite Lizenz erworben. Er war sich mit den Verantwortlichen des TC Ismaning schnell darüber einig gewesen, ein solches Turnier auf der Anlage an der Grünfleckstraße zu veranstalten, 60 000 Euro sollte das Preisgeld betragen. Doch im letzten Moment verlor Hampl in Günter Büschl den Hauptsponsor und Namensgeber. Schweren Herzens musste er sich deshalb mit einem kombinierten Future-Turnier für Frauen und Männer begnügen. Vorerst, wie er damals glaubte.

Die Enttäuschung hat sich mittlerweile in Begeisterung verwandelt. "Wir haben eine Superstimmung hier, eine schöne Anlage, und nicht einmal dem Fachpublikum fällt auf, ob ein Spieler nun die Nummer 480 oder die 280 der Welt ist", sagt Hampl. In der Tat können nur die wenigsten Besucher einen großen Unterschied ausmachen, und Hampl findet, dass die Qualität der Spieler bei solchen Turnieren in den vergangenen Jahren stark angestiegen sei. Zu stark auch für die Nachwuchsspieler des Bayerischen Tennis-Verbandes (BTV). So führt beispielsweise der Bosnier Aldin Setkic das Männerfeld an, der in der Weltrangliste auf Rang 272 zu finden ist. Das sind hochalpine Regionen, die Jungprofis wie Hannes Wagner und Johannes Härteis erst einmal erklimmen müssen, wenn sie sie überhaupt je erreichen in ihrer Karriere. "Challenger-Turniere sind für diese Talente noch zu hoch", erklärt Hampl und fügt hinzu: "Das muss man offen sagen."

Zu dieser Erkenntnis ist auch Stefan Eriksson gelangt. Der BTV-Cheftrainer ist deshalb schon froh, dass seine Spieler in Ismaning - wie schon in der Vorwoche in Oberhaching - "nur kurze Wege haben, um ein Weltranglistenturnier spielen zu können". Sie müssten sich an das hohe Niveau im Welttennis erst einmal gewöhnen, weitere Punkte sammeln. Die Terminierung und die Reihenfolge der beiden Veranstaltungen sollen deshalb auch beibehalten werden. Hampl und sein Kollege in Oberhaching, Christoph Poehlmann, haben ihr Ansinnen schon vorgebracht. In der nächsten Woche treffen sich in Leipzig die Turnierdirektoren der German Masters Series, um die Planung abzuschließen. "Ich denke, dass wir wieder den Termin im Oktober erhalten", sagt Hampl. Als Geschäftsmann will er mit dem Turnier einen Gewinn erwirtschaften. "Das ist meine Absicht", sagt er. Und er ist zuversichtlich, dass ihm das auch mit einem kleineren Future gelingt.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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