Tennis:Gefährlich erfolgreich

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Die Frauen des TC Großhesselohe streben in die zweite Liga. Weil auch die Herren 30 aufsteigen könnten, steht Präsident Bernard Eßmann vor einem Dilemma: Drei Bundesligateams sind eines zu viel

Von Matthias Schmid, München

Es ist jetzt nicht so gewesen, dass sie beim TC Großhesselohe nach dem zweiten Spieltag ihre erste Frauenmannschaft schon vom Spielbetrieb abmelden wollten. Doch die Verantwortlichen um Trainer Karsten Schulz nahmen die 4:5-Niederlage im Münchner Stadtderby gegen den MTTC Iphitos schon ziemlich ernüchtert auf. "Wir dachten schon, die Saison ist für uns gelaufen, ehe sie richtig begonnen hat", bekennt Schulz. Es sollte ja in dieser Saison nicht irgendeine Runde für sie werden, sondern nach einem dritten und einem zweiten Platz in den vergangenen beiden Jahren wollte der TCG diese Meisterrunde in der Regionalliga Südost ganz oben beenden - und dann starten sie mit dieser bitteren Niederlage gegen ihren Stadtrivalen, das entscheidende Doppel verloren sie im dritten Satz im Match-Tiebreak. Knapper kann im Klubtennis eine Begegnung nicht enden. Doch Großhesselohe ist zurück im Spiel.

Die überraschende 4:5-Niederlage des MTTC am vergangenen Spieltag gegen den TC Dresden-Blasewitz hat dem TCG sogar zur Tabellenführung in der dritthöchsten deutschen Tennisklasse verholfen, vor Iphitos und Schwaben Augsburg, die wie Dresden noch ein Spiel weniger haben. "Wir hatten nicht mehr damit gerechnet, dass sich Iphitos aufhalten lässt", sagt Schulz. Zwei Spieltage stehen noch aus, "aber wir wollen da jetzt schon oben bleiben", fügt der Tennislehrer hinzu.

Besenreine Bilanz: Melanie Hafner hat bislang alle ihre Einzel gewonnen - 5:0 für die Rückkehrerin vom TC Schießgraben Augsburg. (Foto: Niels P.Jørgensen)

Dass seine Mannschaft nach fünf Spieltagen mit 4:1 Siegen überhaupt die Spitzenposition wegen zwei mehr gewonnener Matches inne hat, liegt neben der überraschenden Niederlage von Iphitos auch an dem im Vergleich zur vergangenen Saison deutlich verstärkten Kader. "Wir konnten bei der Planung richtig Gas geben", sagt der TCG-Präsident Bernard Eßmann über die Regionalligamannschaft, die in diesem Jahr auf den ersten drei Positionen regelmäßig mit drei ausländischen Profispielerinnen antritt. Möglich gemacht hat das erst ein Hauptsponsor, der im Klub exklusiv die Frauenmannschaft fördert und sich mit seinem Engagement auch die Namensrechte erworben hat. Auf Flyern und Plakaten ist der Vereinsname nur noch in Verbindung mit einem Münchner Versicherungsunternehmen zu finden - eine beispielsweise im Basketball gängige Praxis. Die für den Verein lohnenswerte Kooperation gilt bisher für eine Saison. "Nach dieser Spielzeit setzen wir uns zusammen und sehen weiter", sagt Eßmann.

Aus dieser bisher so erfolgreich verlaufenen Runde könnte allerdings für den TCG noch ein ernsthaftes Problem erwachsen, er könnte schlichtweg ein Opfer des eigenen Erfolgs werden. "Der TC Großhesselohe steht für anspruchsvollen Sport", sagt Eßmann. Der Klub wird vor allem von zwei Säulen getragen: dem ambitionierten Leistungssport auf der einen Seite und der Geselligkeit mit einem lebendigen Klubleben auf der anderen. "Deshalb leisten wir uns im Sport stets auch ein Repräsentationsteam", wie der Präsident die erste Männermannschaft in der zweiten Bundesliga um den einstigen Davis-Cup-Spieler Christopher Kas nennt. Doch nach dieser Saison könnten aus einem Bundesligateam plötzlich drei werden, dann nämlich, wenn nicht nur die Frauen aufsteigen sollten, sondern auch die Herren 30, die ebenfalls die Regionalligatabelle anführen. "Drei Bundesligateams wird es bei uns aber in jedem Fall nicht geben", stellt Eßmann klar. Welche Mannschaft eventuell auf einen Aufstieg verzichten muss, sollen Gespräche im September und Oktober ergeben, nach der Zweitligasaison der Männer. "Denn spätestens nach den Verhandlungen mit den Sponsoren wollen wir unsere künftige Positionierung festlegen", sagt Präsident Eßmann.

"Wir wollen da jetzt schon oben bleiben": Großhesselohes Trainer Karsten Schulz sieht den ausstehenden Spielen gelassen entgegen. (Foto: Robert Haas)

Das Frauenteam um Rückkehrerin Melanie Hafner will sich von den klubinternen Überlegungen nicht ablenken lassen. "Wir werden in den letzten beiden Saisonspielen in Bestbesetzung antreten", sagt Trainer Schulz. Mit den beiden Augsburger Vereinen Siebentisch (auswärts, 14. Juni) und Schießgraben (zu Hause, 21. Juni) scheint der Klub gegenüber den Mitkonkurrenten sogar das vermeintlich leichteste Restprogramm zu haben. Aber die Macher des TC Großhesselohe hatten sich in dieser Saison ja schon einmal geirrt.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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