Tennis:Finanzielle Herausforderung

Lesezeit: 2 min

ATP-Turnier in Ismaning steht auf der Kippe

Von Matthias Schmid, Ismaning

In der virtuellen Welt des Internets ist das gemeinsame Bild noch zu finden. Heiko Hampl und Günter Büschl sind darauf zu sehen. Sie lächeln beide entspannt in die Kamera. Es ist ein Foto, wie es in der Geschäftswelt unzählige gibt. Ein Handschlag unter Männern, ein Foto mit Symbolkraft, es veranschaulicht Einigkeit, den Abschluss eines Geschäfts unter ehrenwerten Kaufleuten. Daneben steht die Überschrift: "ATP Büschl Challenger kommt im Oktober 2015 zum TC Ismaning." Auch Hampl, der Inhaber einer Sportagentur, ging im September des vergangenen Jahres nach der verbindlichen Zusage Büschls fest davon aus, dass die Unterschrift unter den Vertrag nur noch Formsache sei. Doch ein paar Monate später muss er feststellen, dass er sich geirrt hat. Ob das mit knapp 60 000 Euro dotierte Weltranglistenturnier überhaupt im Oktober stattfinden kann, ist ungewiss. "Wir sind aber nicht voreilig an die Öffentlichkeit gegangen", sagt Hampl heute.

Er hatte sich auf das Wort Büschls verlassen. Dass der Münchner Unternehmer die fertig ausgehandelten Papiere nie unterschrieb, hat offenbar mit einer Schulterverletzung zu tun, die er sich beim Tennis zugezogen hat. "Er war danach nicht mehr gut auf den Sport zu sprechen", sagt Peter Aurnhammer. Der Vizepräsident des Bayerischen Tennis-Verbandes (BTV) soll gemeinsam mit Hampl möglichst viele gut platzierte Weltranglistenspieler in den Norden Münchens locken. Doch nach dem Rückzug des Titelsponsors fehlen plötzlich etwa 40 000 Euro im Gesamtetat von rund 120 000 Euro. Büschl bot an, im Sommer neu zu verhandeln. Doch das war Hampl zu spät. "Innerhalb von drei Monaten kann man kein Turnier dieser Größenordnung auf die Beine stellen", sagt der Chef einer Sport-Agentur im hessischen Marburg und fügt an: "Wir wollen das Turnier im ersten Jahr nicht gleich mit einem Verlust beginnen."

Hampl kennt sich aus mit Wettbewerben unterhalb der großen Profitour. Seit Jahren organisiert er die Marburg Open auf der Challenger-Ebene; auch Aurnhammer ist bestens vernetzt in der Tennisszene. Bis vor drei Jahren war er Direktor des Frauen-Weltranglistenturniers in Ismaning. Bis Ende März will er nun gemeinsam mit Hampl versuchen, auch mit externer Hilfe, einen neuen Geldgeber aufzutreiben. Nach ersten Gesprächen sind die beiden optimistisch, dass die neuerliche Sponsorenakquise erfolgreich endet. "Wir können uns vorstellen, die Lücke auch mit zwei, drei Unternehmen zu füllen", sagt Aurnhammer. Enttäuscht habe ihn die Absage Büschls, der zurzeit im Urlaub weilt, nicht. "Bitter wäre es erst", sagt Aurnhammer, "wenn es uns nicht gelingen sollte, das Challenger veranstalten zu können."

Das Frauen-Turnier hatte Büschl viele Jahre unterstützt, bis er sein Interesse daran verlor. "Knifflig" sei die Kooperation ab und an gewesen, gibt der BTV-Vizepräsident zu. Es hätte alles so gut passen können, als Hampl nach einem bundesweiten Casting in Ismaning eine geeignete Halle und Infrastruktur fand. Neben den Marburg Open hatte er eine zweite Lizenz bei der Spielerorganisation ATP erworben - für 6375 Euro. Hampl und der TC Ismaning waren sich schnell einig geworden, die Zusammenarbeit gilt zunächst für drei Jahre. Kurz darauf folgte auch schon die Zusage Büschls, samt Handschlag-Foto.

Neunzig Weltranglistenpunkte können die Profis bei einem Challenger gewinnen, so viele Zähler sammeln sie sonst nur für eine Halbfinalteilnahme bei einem Turnier wie den BMW Open des MTTC Iphitos. "Das ist ein lohnendes Geschäft für die Spieler, die in der Weltrangliste zwischen 80 und 150 stehen", sagt Hampl. Ob etwa die Dachauer Matthias Bachinger und Peter Gojowczyk vom 26. Oktober bis 1. November in Ismaning aufschlagen, hängt von seinem Verhandlungsgeschick ab. In jedem Fall werde es um Weltranglistenpunkte gehen, sagt Hampl. Das Geld für ein Future-Turnier habe er beisammen. Es wäre die unterste Tour-Kategorie. Hampl sagt: "Es wäre keine Schande, ein solches auszutragen."

© SZ vom 13.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: