Tennis:Fehlt nur noch ein Glasfaserkabel

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Spielte sich zu 6190 Euro Preisgeld, 80 Punkten und den Pokal: Filippo Baldi. (Foto: Juergen Hasenkopf)

Das Finale des Challengers in Ismaning begeistert die Zuschauer und Organisatoren. Eine schwarze Null dürfte es auch geben. Unklar ist, ob künftig der Termin verlegt wird.

Von Sebastian Winter, Ismaning

Rund zwei Dutzend Plätze waren frei geblieben auf der 500 Zuschauer fassenden Tribüne, das schöne Herbstwetter hatte viele Menschen dann doch nach draußen getrieben - und nicht in die Tennishalle des TC Ismaning. Aber der Rahmen passte am Sonntag auch so für das Finale des ATP-Challengerturniers, in dem ziemlich überraschend der ungesetzte Italiener Filippo Baldi auf den ebenfalls ungesetzten Franzosen Gleb Sakharov traf. Für beide ging es um den ersten Challengertitel überhaupt auf der Tour. Sie lieferten sich ein hochklassiges, mitreißendes Finale, gespickt mit packenden Ballwechseln, was ja nicht unbedingt üblich ist auf dem so schnellen Teppichbelag, auf dem starke Aufschläger eindeutig im Vorteil sind. "Es waren mit Sicherheit an die 30 Leute bei mir, die später gesagt haben, dass sie noch nie so gutes Tennis gesehen haben", sagte Turnierdirektor Peter Aurnhammer.

Die Organisatoren erwägen, die Open wegen Terminkollisionen zu verlegen - auf Januar 2020

Baldi gewann das Spiel 6:4 und 6:4, zwei späte Breaks genügten ihm, und nach dem verwandelten Matchball ließ er sich glücklich auf den Teppich fallen - 6190 Euro und 80 Weltranglistenpunkte reicher als zuvor. 176. ist der 22-Jährige nun im Ranking, es ist die beste Platzierung überhaupt in Baldis bisheriger Profikarriere. "Das war absolut hochklassig, herausragend" fand Aurnhammer - selbst der ansonsten eher ruhige Apotheker war begeistert von diesem Spiel. Und auch sein sportliches Gesamtfazit fiel positiv aus: "Das war sehr, sehr fein, auch wenn ein deutscher Sieger natürlich immer ein Traum ist."

Im Vorjahr hatte Yannick Hanfmann die Open bei ihrer Premiere gewonnen, dieses Jahr hatte er verletzt abgesagt. Auch ins Doppelfinale, das die topgesetzte indisch-kroatische Paarung Purav Raja/Antonio Sancic gegen den Niederländer David Pel und seinen australischen Partner Rameez Junaid im Match-Tiebreak gewann, hatte es kein deutsches Duo geschafft. Die mit einer Wildcard ausgestatteten Jeremy Jahn und Marc Sieber schafften immerhin den Sprung ins Halbfinale. Die hoch gehandelten Deutschen Dustin Brown und Kevin Krawietz mussten dagegen wegen einer Bauchmuskelverletzung von Brown, die den ehemaligen Weltranglisten-64. schon im Einzel zur Aufgabe gezwungen hatte, in der zweiten Runde passen.

So glänzten aus deutscher Sicht vor allem jene, die man nicht unbedingt auf dem Zettel haben musste, wie den Nürnberger Johannes Härteis, der sich über die Qualifikation bis ins Halbfinale spielte. Oder den Münchner Lokalmatadoren Jeremy Jahn, für den Wildcardinhaber war erst im Viertelfinale Schluss. Aurnhammer hatte unterdessen besonders gefallen, wie nahbar viele Spieler auch bei der zweiten Auflage des Turniers waren. So hatten am Samstag der spätere Turniersieger Baldi und beide Doppelfinalisten noch ein Training mit den Ballkindern eingestreut, was bei größeren ATP-Turnieren schlicht ein Ding der Unmöglichkeit wäre.

Auch finanziell gesehen sind die Organisatoren mit den Open zufrieden, Aurnhammer rechnet mit einer schwarzen Null, was er bei Kosten wie den 43 000 Euro Preisgeld, der Unterbringung der Spieler, deren Bewirtung, Marketing und Anzeigenschalten nicht unbedingt für selbstverständlich erachtet - alles in allem liegt der Etat bei immerhin knapp 150 000 Euro. Eines allerdings müsse sich, auch nach dem Feedback der Spieler zu urteilen, unbedingt ändern für die Zukunft: die sehr schwache Internetverbindung. Auch da ist offenbar eine Lösung in Sicht, Aurnhammer zufolge hat die Gemeinde bereits zugesagt, den Klub mit einer Glasfaserleitung zu versorgen.

Der dritten Auflage steht also nicht mehr viel im Wege - zumal, wie der Turnierdirektor berichtet, am Wochenende vielversprechende Gespräche mit dem Hauptsponsor Wolffkran, einem Schweizer Turmdrehkran-Hersteller, geführt worden seien. Nun stellt sich nur noch die Frage nach dem Wann. Denn die Open in Ismaning kollidierten in diesem Jahr mit weiteren Turnieren derselben Kategorie, weshalb Aurnhammer in den vergangenen Wochen in ständigem Austausch mit der ATP war. Er selbst hält einen Termin in der zweiten Woche der Australian Open, also Mitte Januar, für besser, "weil dort dann nur noch 32 Spieler im Feld sind und es zugleich kein anderes mit uns vergleichbares Event in Europa gibt". Auch die beiden Wochen nach Ende des Grand Slams in Melbourne seien denkbar, "all das ist aber im Bereich der Überlegung und Idee", sagt Aurnhammer. Sollte es aber zu einem solchen Terminwechsel kommen, würde es 2019 gar kein Challenger in Ismaning geben, sondern erst Anfang 2020 - die Vorbereitungszeit sei einfach zu kurz. Eine Idee ist aber auch, das nächste Turnier in Ismaning von der viert- in die dritthöchste Challenger-Kategorie hochzustufen - auf dann 65 000 Euro. Für Spieler wie Filippo Baldi wäre das ein netter Anreiz, um zurückzukehren.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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